Leonard Meister war der Sohn des Pfarrers Johannes Meister (* 1698 in Zürich; † 1746)[1] und dessen zweiter Ehefrau Anna (geb. Künzlin) († 1777); er hatte noch fünf leibliche Geschwister. Sein Onkel war Johann Heinrich Meister, Pfarrer in Küsnacht, und dessen Sohn Jacques-Henri Meister war sein Cousin.
Er war seit dem 11. Juli 1779 mit Anna Maria (* 7. Juni 1755 in Zürich; † 1836), Tochter des Kaufmanns Hans Jakob Steffen (Steffan) (1704–1780),[2] verheiratet. Seit seiner Jugendzeit war er mit Christoph Heinrich Myller befreundet und pflegte später eine Freundschaft mit dem DichterChristoph Martin Wieland.
Werdegang
Nach dem Tod seines Vaters zog die Mutter von Leonard Meister mit den Kindern nach Zürich. Er besuchte, gemeinsam mit seinem Cousin Jacques-Henri Meister, in Zürich das Collegium Carolinum und hatte dort unter anderem Unterricht bei Johann Jakob Breitinger, Johann Jakob Steinbrüchel, Johann Rudolf Ulrich, Hirzel und Johann Jakob Bodmer. Weil in der Familie seines Onkels fast ausschliesslich Französisch gesprochen wurde, wurde hier der Grund zu seiner späteren französischen Sprachgewandtheit gelegt. Nach einem Studium der Theologie bei Johann Jakob Cramer (1714–1769) an der Universität Zürich, erfolgte 1764 seine Ordination und er gab darauf einige Jahre Privatunterricht in Zürich.
1808[5] übernahm er die Pfarrei in Kappel am Albis und blieb dort bis zu seinem Tod. Anfang des Jahres vor seinem Tod war er bereits schwer erkrankt.[6]
Schriftstellerisches und politisches Wirken
Leonard Meister fand 1768 Anerkennung in Deutschland durch die Publikation seiner Sammlung Romantischer Briefe; eine Schrift, von der Christian Adolph Klotz später sagte, dass dies das Produkt eines Kopfes wäre, der ein brausender Most, von dem man nicht wisse, ob Essig oder Wein daraus werde, sei.
Er veröffentlichte populärphilosophische und historische Werke, insbesondere auch für Frauen, unter anderem 1793 mit seiner Monatschrift für Helveziens Töchter und 1796 Der Philosoph für den Spiegeltisch.
Heinrich Pfenninger zeichnete und stach für ihn in den 1780er Jahren Porträts schweizerischer und deutscher Dichter, darunter auch Friedrich Gottlieb Klopstock und Johann Wolfgang von Goethe, die zwischen 1787 und 1789 veröffentlicht wurden; Johann Wolfgang von Goethe sagte über seine Werke: Ich finde in allen seinen Schriften einen Leonard, aber nirgends einen Meister.[7]
Mit seinem LibrettoDer lezte Mensch schrieb er 1777 eine Kantate.
Bedeutung erlangte er durch seine internationalen Kontakte und als Vermittler aufklärerischer Gedanken. Als die Schweiz 1777 das Bündnis mit Frankreich erneuerte,[9] unterstützte er die Gruppe, die sich in der Bürgerschaft Zürichs im demokratischen Sinn einsetzte, worauf ihm die Aristokraten «politische Wühlerei» vorwarfen; dies führte 1791 zur Aufgabe seiner Professur.
1786 veröffentlichte er unter dem PseudonymNolehard Steimer die Schrift Erscheinung und Bekehrung des Don Quichotte de la Mancha, im letzten Viertel des achtzehnten Jahrhunderts.
Aus dem Französischen übersetzte er 1797 unter anderem Ueber den Einfluß der Leidenschaften auf das Glück ganzer Nationen und einzelner Menschen von Anne Louise Germaine de Staël.
Leonard Meister war Mitglied der Asketischen Gesellschaft in Zürich und der Helvetischen Gesellschaft.
Ehrungen und Auszeichnungen
1786 erhielt Leonard Meister drei goldene Schaumünzen als Auszeichnungen von der Deutschen Gesellschaft in Mannheim und die Preußische Akademie der Wissenschaften in Berlin lobte ihn für die Abhandlung Vom Einflusse der Nachahmung fremder Werke auf den vaterländischen Geschmack.
Er widmete den vierten Band seiner Schrift Helvetische Geschichte von Cäsar bis Bonaparte dem FürstprimasKarl Theodor von Dalberg und erhielt hierfür von diesem eine goldene, mit Brillanten besetzte Dose.[12]
↑Gerold Meyer von Knonau: Der canton Zürich, historisch-geographisch-statistisch geschildert von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Ein Hand- und Hausbuch für Jedermann. Bei Huber und Compagnie, 1846 (google.com [abgerufen am 28. September 2022]).
↑Esther Berner: Im Zeichen von Vernunft und Christentum: die Zürcher Landschulreform im ausgehenden 18. Jahrhundert. Böhlau Verlag Köln Weimar, 2010, ISBN 978-3-412-20388-7 (google.com [abgerufen am 28. September 2022]).
↑Akademische Blätter. 1884 (google.com [abgerufen am 28. September 2022]).
↑Historische Commission bei der königl. Akademie der Wissenschaften: Zschokke, Heinrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 45 (= Allgemeine Deutsche Biographie). 1. Auflage. Duncker & Humblot, München/Leipzig 1900, S.449 (wikisource.org [abgerufen am 28. September 2022]).