Mit elf Jahren, am Tag des Luftangriffs auf Amberg 1945, kam Feichtmeier ins Priesterseminar Regensburg. Auch zwei seiner Brüder wurden Priester, wobei die Mutter eher kirchenkritisch eingestellt war. Einen großen Teil seiner Priesterausbildung hatte Feichtmeier bei den Jesuiten absolviert, danach entschied er sich, Diözesangeistlicher zu werden. Am 29. Juni 1964 wurde er im Regensburger Dom zum Priester geweiht und kam 1970 als Pfarrer und Religionslehrer nach Nittenau.
Kirchenkritische Haltung
Seine kritische Einstellung zur Kirche führt Feichtmeier auf seine Erziehung und Ausbildung bei den Jesuiten zurück.
Er meint, die Kirche sei ein „Feudalsystem“, in der man sich fügt und vieles schluckt, und man solle sich „nicht von Rom und den Bischöfen herumkommandieren lassen“. Er fordert, dass die Kirche zum Beispiel anders mit dem Priestermangel umgehen müsste. Man sollte auf die Vorschläge maßgeblicher Theologen eingehen und bewährte verheiratete Männer weihen und auch Männer ohne Abitur zur Priesterweihe zulassen. Daneben sollte man jedem Priester die Entscheidung freistellen, ob er zölibatär leben will, denn der derzeitige Zustand sei unhaltbar.[1]
Feichmeier fordert „viel mehr Mitspracherecht der Basis“ in der Kirche, dazu müssten auch Frauen „aufgewertet“ werden und die Bischöfe sollten von der Basis gewählt werden. Auch die Gottesdienste müssten lebendiger werden und mehr für die Jugend bieten. „Wir sind eine langsam dahinsiechende Kirche mit vielen älteren Leuten.“ Die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sieht er nicht als Problem und widerspricht dabei seinem Bischof Rudolf Voderholzer.[1]
Feichtmeier hatte seine Schwierigkeiten mit dem damaligen Bischof Müller, denn dieser wollte kritische Gruppierungen ausschalten. Er war zum Beispiel im Aktionskreis Regensburg und Wir sind Kirche und wurde dreimal zum Bischof zitiert.[2]
Auf einer ökumenischen Andacht auf dem Schwandorfer Marktplatz im Juni 1986 verlas Feichtmeier den ersten Hirtenbrief gegen die WAA im deutschsprachigen Raum vom Linzer Bischof Maximilian Aichern.[6] Der Regensburger GeneralvikarFritz Morgenschweis meinte, er dürfe sich nicht einmischen, „wenn es um unser Kraftwerk geht!“ Feichtmeier sah jedoch die Schöpfung in Gefahr. „Langsam“ stellte er das Establishment aus Kirchenoberen und CSU in Frage und verlor die Furcht vor den Mächtigen.[7]
2021 wurde er mit der Verdienstmedaille des Landkreises Schwandorf ausgezeichnet. In der Begründung heißt es, Feichtmeier ermutige „seit jeher seine Zuhörer und Schüler“, sich eine eigene Meinung zu bilden: „So stand er auch gegen [den] Widerstand der Obrigkeit als ‚WAA-Pfarrer‘ am Bauzaun und predigte für die Demonstranten.“[10]
Anlässlich Feichtmeiers 90. Geburtstags sagte Nittenaus Bürgermeister Benjamin Boml: „Gäbe es mehr Menschen wie Sie, hätten wir viele Probleme nicht, die wir in Deutschland haben“ und lobte Feichtmeier als achtsamen Demokraten und wachsamen Mahner vor den Schrecken der Hitler-Zeit.[11]
Interview mit Leo Feichtmeier, Mitglied des Arbeitskreises Theologie und Kernenergie in Regensburg, über die Erfahrungen mit der Amtskirche (auch gerade vor dem Hintergrund des einstigen konziliaren Aufbruchs) und der weltlichen Obrigkeit: Ein Traum von Kollegialität. In: Roman Arens, Beate Seitz, Joachim Wille: Wackersdorf. Der Atomstaat und die Bürger. Essen 1987, S. 98–103, ISBN 978-3884744246
Leo Feichtmeier - Arbeitskreis Theologie/Kernergie in: Radi Aktiv 5/1985, S. 34[16]