Das Team Lannert und Bootz wurde vom Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt für den SWR erdacht, der auch die Drehbücher für die ersten drei Folgen schrieb. Es tritt die Nachfolge des von Felix Huby erdachten, vormaligen Stuttgarter Tatort-Ermittlers Ernst Bienzle an, der in 25 Folgen von 1992 bis 2007 ermittelte. Das Konzept des neuen Stuttgarter Tatorts bewegt sich weg vom regionalen und schwäbischen Kolorit der Bienzle-Tatorte hin zu einem modernen Großstadtkrimi, der hinter die Kulissen und in die Abgründe einer geschäftigen und urbanen Landeshauptstadt blickt.[1]
Figuren aus den Stuttgarter Tatort-Folgen
Thorsten Lannert
Der Anfang der 1960er Jahre geborene Kriminalhauptkommissar Thorsten Lannert, gespielt von Richy Müller, wechselt von Hamburg nach Stuttgart. Er braucht einen Neuanfang, weil er unter tragischen Umständen im Zuge seiner Enttarnung seine Frau Susanne und seine Tochter Lilli verloren hat. Er selbst wurde durch einen Schuss in die Brust schwer verletzt. In Hamburg war er als verdeckter Ermittler unter dem Tarnnamen „Chris Gabriel“ im Bereich der organisierten Kriminalität im Einsatz und einer der wichtigsten Männer seiner Dienststelle. In Stuttgart muss er sich ganz neu orientieren. Ihm ist viel Selbstdisziplin eigen, die ihn davor bewahrt, an seinem Schicksal zu zerbrechen. In seltenen Momenten deutet er durch kleine Gesten oder die Art, wie sein Blick sich verändert, an, wie es in ihm aussieht. Da er in Hamburg meist auf sich selbst gestellt war, fällt ihm anfangs die Zusammenarbeit mit dem neuen Kollegen Sebastian Bootz und den weiteren Teammitgliedern nicht leicht. Bei seinen zu lösenden Fällen ist ihm sein Bauchgefühl wichtig, auf das er im Zweifelsfall setzt. Geprägt durch seine Menschenkenntnis und Erfahrung kann er sich auch in einen Täter hineinversetzen. Wenn es allerdings um Verbrechen an Kindern geht, reagiert er hochsensibel.[2]
In Stuttgart bezieht der Hauptkommissar eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus im Heusteigviertel im Süden der Innenstadt. Zu seiner ehemaligen Nachbarin Lona Wegener hatte der Schallplattenliebhaber ein sehr gutes Verhältnis. Beide fühlten sich zueinander hingezogen; der große Altersunterschied von fast 20 Jahren stand einer noch engeren Bindung jedoch entgegen.[3]
Sebastian Bootz
Kriminalhauptkommissar Sebastian Bootz, gespielt von Felix Klare, ist Stuttgarter Polizist und Familienvater. Der 1977 geborene Bootz macht nach seinem Abschluss an der Hochschule für Polizei schnell Karriere bei der Stuttgarter Kriminalpolizei.[4] Um seine Fälle noch besser begreifen zu können, belegt Bootz vier Semester Kriminalpsychologie, da es ihn nicht zufriedenstellt, erst dann mit einem Fall befasst zu sein, wenn alles schon passiert ist. Er möchte begreifen, wie es so weit kommen konnte. Seit er im Dienst schon einmal jemanden tödlich getroffen hat, zielt er nur noch auf die Beine, wenn er schießen muss.
Bootz wohnt mit seiner Frau Julia und den gemeinsamen Kindern Maja und Henri in einem Einfamilienhaus im Westen der Stadt. Seine unorthodoxen Dienstzeiten führen innerhalb der Familie immer wieder zu Problemen und auch seine väterlichen Pflichten kollidieren nicht selten mit dem Dienstalltag. Außerdem belastet die Angst seiner Frau, dass er im Dienst erschossen werden könnte, beider Beziehung immer wieder. In der Folge Spiel auf Zeit eröffnet ihm seine Frau, dass sie ihn mit den Kindern verlassen wird.[2][3]
Rechtsmediziner Dr. Daniel Vogt (gespielt von Jürgen Hartmann)
Ehemalige Figuren
Kriminaltechnikerin Nika Banovic (gespielt von Mimi Fiedler)
Nika Banovic ist Deutsche, jedoch stammt ihr Vater aus Kroatien und ihre Mutter aus Serbien. Ihre Familie ist geprägt von der Vergangenheit, die auch bei Nika Spuren hinterlassen hat. Nach außen hin versucht die junge Frau cool zu wirken, um ihre sensible und verletzliche Art zu verstecken, was ihr jedoch nicht immer gelingt. Dass man ihre Arbeit nicht würdigen könnte, beschäftigt sie, wobei auch schon einmal heimliche Tränen fließen. Dabei ist sie in ihren jungen Jahren schon eine hochqualifizierte Fachkraft auf ihrem Gebiet. Dass der Rechtsmediziner Dr. Daniel Vogt sich besonders zu ihr hingezogen fühlt, nimmt sie nicht zur Kenntnis.[5] Ihren letzten Auftritt hatte sie in der Folge Der Mann, der lügt.[6]
Staatsanwältin Emilia Álvarez (gespielt von Carolina Vera)
Die Staatsanwältin Emilia Álvarez sieht ihre Aufgabe darin, als Mitglied des Teams Lannert und Bootz deren Arbeit nicht zu behindern, sondern sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten tatkräftig zu unterstützen. Sie gibt den Polizisten Rückendeckung und springt auch schon mal über ihren Schatten, wenn ein unkonventioneller Weg letztendlich zum Erfolg führt. Das Team trifft sich oft in der Kantine und kommt dann doch auf den jeweils aktuellen Fall zu sprechen, obwohl man sich eigentlich auferlegt hatte, beim Essen nicht über die Arbeit zu sprechen.[7] Nach zwölf Jahren verließ sie den Tatort nach dem 25. Fall.[8]
Weil die Tatort-Redaktion parallel auch bei der KiKA-Jugendserie KRIMI.DE mitarbeitet, ist Hauptkommissar Lannert auch bei dieser Serie zu sehen. Eigentlich ist er auf größere Fälle wie Mord spezialisiert, jedoch übernimmt er den Fall von Cybermobbing (Folge: Netzangriff, KRIMI.DE Stuttgart), weil er mit Klara Stolz’ Vater (gespielt von Thomas Heinze) schon von klein auf eng befreundet ist. Damals hatten sie (nach eigenen Angaben in der KRIMI.DE-Folge Netzangriff) ziemlich viel Mist gebaut. Jedoch gelang es Lannert nicht, den Fall allein zu lösen.
Tatort Game
Mit Ausstrahlung der Episode Die Nacht der Kommissare wurde am 18. Juni 2023 ein interaktives Online-Spiel zum Ermittlerteam veröffentlicht, das eine Nebenhandlung der Erzählung als Spin-Off nutzt.[15][16] In dem für etwa zwei Stunden Spielzeit angelegten browserbasierten Tatort Game werden dem Spieler Fotos, Videos sowie Links auf Webseiten des Südwestrundfunks zur Verfügung gestellt, in denen der Spieler nach Hinweisen zur Aufklärung des präsentierten Mordfalls sucht.[15] Dabei kommuniziert der Spieler über einen Messenger u. a. mit den Ermittlern Lannert und Bootz sowie dem Rechtsmediziner Vogt.[15] Die Antworten auf die Nachrichten des Spielers werden per KI-getriebenem Chatbot generiert oder es werden zuvor eingesprochene Sprachnachrichten der Protagonisten verwendet.[15] Die Geschichte wurde von Drehbuchautor Michael Glasauer und Rätselautorin Annekatrin Baumann entwickelt.[15] „Das Konzept einer interaktiven Krimi-Story“ sei zwar „nicht revolutionär, aber »Das Tatort-Game« gehört definitiv zu einem der besten Beispiele dieses Genres“, urteilte die Redaktion der Passauer Neuen Presse.[17]