Auf einem in der Zeit von 1802 bis 1817 erworbenen Grundstück am Elbhang in Blankenese ließ der Altonaer Kaufmann Georg Friedrich Baur 1836 durch Ole Jörgen Schmidt und Johann Matthias Hansen eine Portikusvilla[1] im spätklassizistischen Stil mit Stallung errichten. Der Villa ist zur Elbe, der südlichen Gartenseite, ein ovaler Rasenplatz vorgelagert, der sich nach Süden als halbkreisförmiger Blumengarten fortsetzte. Hier empfing Baur den damaligen Landesherrn Christian VIII. König von Dänemark und Norwegen und die Königin, als das Paar nach seiner Krönung am 28. Juni 1840 seine Provinzen besuchte.
1921 verkaufte die Familie Baur das Anwesen an den Reeder Leonhard Rudolf Müller[2], der das Herrenhaus nach seiner Tochter „Katharinenhof“ benannte. Bis 1939 blieben der Katharinenhof mit Remise in Privatbesitz. 1941 wurde der Bau Sitz des Luftgaukommandos XI und nach 1945 als Notunterkunft für Vertriebene und Ausgebombte genutzt. Saniert diente der Katharinenhof von 1950 bis 2005 als Ortsamt Blankenese, und das dazugehörige Kutscherhaus am Mühlenberger Weg 35 von 1955 bis 2005 als öffentliche Bücherhalle.
Das auch als „ehem. Landhaus Baur“ bezeichnete Gebäude ist zu unterscheiden vom Landhaus Baur, dem „Elbschlösschen“ in Nienstedten, das Georg Friedrich Baur 1808 von seinem Neffen aus dem Nachlass seines verstorben älteren Bruders Johann Heinrich (1767–1807) erwarb und wo er zur Sommerszeit von 1829 bis 1836 während der Bauzeit seines Blankeneser Landsitzes wohnte.[3]
Architektur
Der zweigeschossige Putzbau weist zur Gartenseite an den Seitenenden zwei zweieinhalb geschossige repräsentative Seitenrisalite auf, zwischen denen sich im Erdgeschoss eine Loggia mit vier dorischen Säulen und einem Triglyphenfries und darüber ein Altan mit einer Balustrade aus steinernen Balustern befinden.
Die Attika über der Rückwand des Altan ist mit einem aufwendigen Relief in Sandstein mit dem Raub der Proserpina aus der römischen Mythologie verziert. Proserpina, Tochter des Göttervaters Jupiter (gr. Zeus) und der Ceres (gr. Demeter), der Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit, wird von Hades, dem Gott der Unterwelt entführt. Ceres vereinbart mit ihm, dass Proserpina den größten Teil des Jahres auf der Erde verbringt.[4]
Heutige Nutzung
Im April 2009 wurde der Katharinenhof im Gebotsverfahren an eine Firma aus dem Luftfahrtsektor veräußert.[5] 2017 erhielt der der Blankeneser Unternehmer Peter Bishop für 350.000 Euro den Zuschlag der städtischen Immobilie unter der Auflage, das heruntergekommene Gebäude fachgerecht sanieren zu lassen.[6] Trotz 2009 bis 2016 erhaltener Fördermittel des Bundes (BMBF erfolgte die vollumfängliche Sanierung nicht.[7][8][9] Mitte Juli 2022 wurde bekannt, dass die Immobilie für 4,5 Mio. Euro an Jan Fischer, den Inhaber von DKV Mobility weiterverkauft wurde, der eine Sanierung innerhalb von zwei Jahren ab Baugenehmigung zusagte.[10][11][12][13]
Joachim Eggeling: Die göttliche Geschichte am Landhaus Baur. In: Blankenese. Monatszeitschrift des Blankeneser Bürgervereins e. V. Blankeneser Bürgerverein e. V., Hamburg 200, S.4 – 5 (Heft 9) (uni-hamburg.de [PDF]).
Renata Klee-Gobert, Heinz Ramm: Landhaus G. F. Baur und „Baurs Park“. In: Günther Grundmann, Kulturbehörde (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale der Freien und Hansestadt Hamburg. 2. Auflage. Band2. Christians Verlag, Hamburg 1970, ISBN 3-7672-0595-5, S.229–235.
Schellenberg: Julie Grüner, Erinnerungen an das Haus meiner Grosseltern Baur im dänischen Altona., Rezension. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, Band 53 (1967), Seite 97–99, (Digitalisat)
Landhaus Baur in Hamburg-Blankenese, Mühlenberger Weg 33: erbaut 1829–1836; Architekt J. M. Hansen mit O. J. Schmidt / Ingrid Spengler, Baubehörde (1990)
Abbildungen
Landhaus G. F. Baur. In: Staatsarchiv Hamburg. Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg, 1945, abgerufen am 4. April 2022.
Landhaus G. F. Baur, Stallungen. In: Staatsarchiv Hamburg. Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg, 1945, abgerufen am 4. April 2022.[14]
↑Tim Holzhäuser: Katharinenhof steht zum Verkauf. In: Hamburger Klönschnack. FUNKE Medien Hamburg GmbH, 30. September 2017, abgerufen am 4. April 2022.