Der Stadtteil grenzt im Westen an Blankenese (hier gehört ein Teil des ehemaligen Dockenhuden zu Nienstedten), im Norden an Osdorf, im Osten an Othmarschen und im Süden, im Bereich der Elbe, an Finkenwerder. Nienstedten umfasst den westlichen Teil der Gemarkung Klein Flottbek.
Geschichte
Das Dorf gehörte um 800 zu Stormarn. 1297 wurde es erstmals urkundlich erwähnt. Die Kirchgründung im 13. Jahrhundert sorgte dafür, dass Nienstedten zu den ältesten Kirchspielen Holsteins gehörte. Die Verwaltung Nienstedtens lag ab 1350 mit der Residenz der Schauenburger Grafen in Pinneberg. Zu diesem Zeitpunkt war der Ort ein Katendorf, in dem Gewerbetreibende, Handwerker, Kleinbauern und Elbfischer lebten, 1735 waren es 16 Handwerker und drei Gastwirtschaften. 1751 entstand nach mehreren Vorgängerbauten die Nienstedtener Kirche. An ihrer Stelle verbreiterte die Elbe sich ständig, indem sie die Kirche, Häuser und Höfe mit sich riss. Um 1800 stieg die Einwohnerzahl des Ortes auf etwa 150. 1801 und 1803 besetzten dänische Truppen das Dorf, um 1808 von französischen und spanischen Besatzern abgelöst zu werden, die ihrerseits 1813/1814 von den Kosaken vertrieben wurden. Ab 1846 lag Nienstedten an der Pferde-Omnibus-Linie Altona-Blankenese. Im Rahmen des Deutsch-Dänischen Krieges von 1864 kam es zu Preußen. 1881 entstand die Schule am Schulkamp, nachdem der erste Schulbetrieb in Nienstedten bereits vor 400 Jahren im Zuge der Reformation eingerichtet wurde. Der erste und bislang einzige Industriebetrieb, die Elbschloss-Brauerei, entstand 1883. 1899 erfolgte der Anschluss Nienstedtens an das Eisenbahnnetz, das den Ort nunmehr mit Blankenese und Altona verband. 1914 hatte der Ort bereits 2672 Einwohner, fünfmal so viele wie noch 60 Jahre zuvor. Die Zeit der Zugehörigkeit zu Pinneberg fand 1927 ihr Ende, als der Ort durch das Groß-Altona-Gesetz zur Stadt Altona kam. Durch das Groß-Hamburg-Gesetz fiel es 1937/1938 gemeinsam mit Altona und anderen Stadtteilen an Hamburg. Den Zweiten Weltkrieg überstand Nienstedten nahezu ohne Zerstörungen.
Nienstedten ist Hamburgs reichster Stadtteil. Das durchschnittliche Einkommen beträgt hier 120.716 Euro jährlich (2013) und ist somit etwa dreimal so hoch wie der Hamburger Gesamtdurchschnitt.[6]
Politik
Für die Wahl zur Bürgerschaft und der Bezirksversammlung gehört Nienstedten zum Wahlkreis Blankenese. In dem bürgerlich geprägten Stadtteil wurde die SPD 2011 erstmals stärkste Partei. Bei Bezirksversammlungswahlen gehört der Stadtteil zum Wahlkreis Osdorf / Nienstedten / Iserbrook. Bei Bundestagswahlen zählt Nienstedten zum Bundestagswahlkreis Hamburg-Altona.
Wahlergebnisse
Seit 1966 gab es bei Bürgerschaftswahlen folgende Wahlergebnisse:[7]
Ergebnis der Bürgerschaftswahl 2020 in Nienstedten (Landesstimmen)
Auf dem Nienstedtener Friedhof stehen Grabmale alter Holsteiner und Hamburger Geschlechter.
Der Standort der Nienstedtener Kirche ist einer der ältesten im Hamburger Raum. Das heutige Fachwerkgebäude ist für Trauungen sehr beliebt und die Nienstedtener Kantorei veranstaltet hier viele Konzerte. Den Altar ziert das Ölgemälde Das letzte Abendmahl von Heinrich Stuhlmann, das 1843 angefertigt wurde. Als Vorlage für das Gemälde diente Leonardo da Vincis Wandgemälde Das Abendmahl. Dank einer privaten Schenkung im Anschluss an die umfangreiche Renovierung beherbergt sie seit dem 15. September 2012 ein Bilderpaar der Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon von Lucas Cranach dem Jüngeren aus dem Jahre 1562.[8]
Zweimal im Jahr findet der Nienstedtener Jahrmarkt (Vergnügungsmarkt/Kirmes) statt, und auf dem Marktplatz findet freitags ein Öko-Markt statt.[10] Die Geschäftsleute und Vereine richten jährlich einen Weihnachtsmarkt, den Nienstedtener Adventsbummel aus. Die Freiwillige Feuerwehr Nienstedten öffnet immer im September ihre Tore für das Publikum, und in unregelmäßigen Abständen veranstalten die Bürgervereine im Sommer eine Kunst- und Kulturmeile.
In Klein Flottbek findet das jährliche Deutsche Spring- und Dressurderby mit dem berühmten Hindernis Pulvermanns Grab statt. Klassische Sportvereine mit langjähriger Tradition sind der Nienstedtener Turnverein, der Sportclub Nienstedten (Fußball) und der TTC Grün-Weiß-Rot Nienstedten von 1949 (Tischtennis, seit 1994 in Spielgemeinschaft mit dem TuS Osdorf).
Feuerwehr
Zu einer gewissen Bekanntheit gelangte auch das Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr Nienstedten, an dem seit 2002 eine lebensgroße Kuhfigur in Feuerwehruniform wie zum Einsatz eine Stange herunterrutscht.[11]
Nienstedten ist Sitz des Internationalen Seegerichtshofes, einer UNO-Einrichtung. Hier entscheiden Richter verschiedener Länder über Streitpunkte, die die Nutzung der Weltmeere und alle damit zusammenhängenden Angelegenheiten betreffen. Das Gebäude liegt nördlich der Elbchaussee an der Straße Am Internationalen Seegerichtshof.
Das Gelände des Seegerichtshofes ist exterritoriales Gebiet.
Eine weitere bedeutende Institution in Nienstedten ist die Führungsakademie der Bundeswehr (FüAkBw) aus dem Jahre 1958 mit dem im Jahr 2000 errichteten Manfred-Wörner-Zentrum (MWZ), in der Clausewitz-Kaserne.
Bildung
Nienstedten verfügt 2013 über sechs Kindergärten und eine Grundschule,[12] die 1881 errichtete Schule Schulkamp.[13]
Die Raphael-Schule ist eine 1994 gegründete heilpädagogische Waldorfschule, sie befindet sich in dem von Caspar Voght am Quellental errichteten Schulhaus.
Rosmarie Halbrock: Nienstedten. Rasch und Röhring, Hamburg 1994, ISBN 3-89136-502-0.
Krug-Brayshaw, Cords: Nienstedten in alten Ansichten. Europäische Bibliothek, Zaltbommel/NL 1984, ISBN 90-288-2916-4.
Werner Johannsen: Wer sie waren wo sie ruhen. Ein Wegweiser zu bemerkenswerten Grabstätten auf dem Friedhof Nienstedten. Heinevetter, Hamburg 1992, ISBN 3-929171-22-8.
↑Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (Hrsg.): Hamburger Stadtteil-Profile 2016 (= NORD.regional. Band19). 2018, ISSN1863-9518 (Online [PDF; 6,6MB; abgerufen am 12. Februar 2018]).