Erste urkundliche Erwähnungen der Schola Duisburgensis datieren die Gründung der ersten Vorläuferschule vor das Jahr 1280.
Im Jahre 1512 ließ der Rat der Stadt Duisburg das alte Schulgebäude der Schola Duisburgensis abreißen und am Salvatorkirchhof ein neues Gebäude errichten. Es bestand aus zwei Stockwerken mit Klassenräumen sowie einer Lehrerwohnung im Giebel. Das ehemalige Schulgebäude soll ab 2020 an seinem ehemaligen Standort wieder aufgebaut werden.
Weil es aber von Anfang an zu klein war, kamen noch die Verkaufshalle am alten Markt (heute in ihren Umrissen über dem Ausgrabungsgelände hinter dem Rathaus sichtbar gemacht) und die alte Kapelle auf dem Salvatorkirchhof hinzu. Schon vor der Zerstörung dieser alten Bauten 1943 war dann – passend zum 350-jährigen Jubiläum – der heutige „Altbau“ eingeweiht worden.
Reformation in Duisburg und Gründung des Gymnasiums
Ab 1544 breitete sich die Reformation auch im Herzogtum Jülich-Kleve-Berg und damit auch in der zu diesem gehörenden Stadt Duisburg aus, 1555 wurde der „Salvator Mundi“ aus der Salvatorkirche entfernt. Die beiden bereits konvertierten Bürgermeister beschlossen, die Gelegenheit zu nutzen, dass die alte Lateinschule recht herabgekommen war, und wurden unter diesem Vorwand bei Herzog Wilhelm vorstellig.
Dieser hatte schon seit 1551 die Errichtung einer klevischen Landesuniversität in Duisburg (siehe Alte Universität Duisburg) in Konkurrenz zu den „altgläubig“ gebliebenen Universitäten Köln und Löwen geplant. Problematisch war deshalb vor allem die „political correctness“ des Lehrkörpers und natürlich die Finanzierung, die nur über Pfründen und Klostervermögen möglich war.
Bei ihrer Bitte um die Errichtung eines akademischen Gymnasiums war es der Stadt gelungen, dem Landesherrn als ersten Rektor den in Geldern geborenen HumanistenHeinrich Castritius Geldorp (1522–1585) schmackhaft zu machen. Dieser hatte sich zwar von der katholischen Kirche nicht trennen wollen, 1558 hatte ihn aber der Kirchenbann getroffen, so dass er in Duisburg Zuflucht suchte. Die Stadt konnte ferner auf drei weitere Humanisten mit Migrationshintergrund zurückgreifen, nämlich auf den Theologen Magister Georg Cassander (1513–1566), den KosmographenGerhard Mercator (1512–1594) und den Philologen Johann Otho (um 1520–1581).
Zwischenzeitlich war der Herzog allerdings misstrauisch geworden, so dass er sein Angebot auf finanzielle Unterstützung zurückzog. Das veranlasste den Rat, den Rektor und die übrigen Lehrer gegen Gehalt anzustellen. Diese konnten sich dann das Schulgeld – 2 Taler für Adlige, 1 Taler für Bürgerliche – teilen. Geldorp warb mittels Plakaten um Lehrkräfte, und so kamen weitere niederländische Flüchtlinge: Cornelius Rhetius, Johann von Groningen und die Meister Jacob a Mola und Thomas Gruter. Der Flame Johannes Molanus (Pädagoge) (1510–1583) brachte praktischerweise seine Schüler aus Bremen mit. Dennoch war der Anfang bescheiden: 80 Schüler in den grammatischen Klassen, 20 Auditores im philosophischen Kurs.
Eine von Papst Pius IV. im Frühjahr 1561 übersandte Errichtungsbulle, die den Einzug des Besitzes weltlicher Bruderschaften zugunsten der Professoren und Studenten ermöglichte, wurde aber nach wenigen Tagen zurückgenommen, weil bis nach Rom durchgedrungen war, Duisburg drohe ein Stützpunkt antikatholischer Bestrebungen zu werden.[4] Nach Auflösung der wissenschaftlichen Schule und des philosophischen Kurses erhielt der Herzog 1564 dann doch die gewünschten Privilegien.
Aufnahme des Lehrbetriebes
Am 18. Oktober 1559 hatte Geldorp jedenfalls mit sechs Lehrern den Lehrbetrieb aufnehmen können, dabei wurde er insbesondere von Mercator unterstützt. Das eigentliche Gymnasium bestand aus den Klassen Tertia, Sekunda und Prima, in diesen Klassen wurden die grammatischen Studien abgeschlossen, die Beherrschung der Sprache vervollkommnet und die Beschäftigung mit der Philosophie begonnen. Eingerichtet wurde auch die unterste Fakultät der Universitäten, die Artistenfakultät, an der Geldorp, Molanus und auch Mercator dozierten. Die Vorlesungen Mercators wurden 1563 von seinem Sohn Bartholomäus unter dem Namen Breves in sphaeram meditatiunculae als Lehrbuch über Mathematik und Kosmologie veröffentlicht.
Auffällig ist, dass kein Buch des Erasmus von Rotterdam genutzt wurde, stattdessen wurden vornehmlich Briefe des Apostels Paulus verwandt. Auf die Kirchenväter wurde kaum zurückgegriffen, auch zu Martin Luther und Philipp Melanchthon bekannte man sich jedenfalls nicht ausdrücklich. Allerdings gab es schon eine vierstündige Vorlesung über bürgerliches Recht.
Die protestantische Ausrichtung wurde durch Johann Gerhard Hasenkamp begründet. Im Oktober 1766 wurde Hasenkamp Rektor. Auf Ansuchen des Magistrates der Stadt übernahm er neben dem Schuldienst vier Jahre lang die Gottesdienste in der Salvatorkirche. Als Theologe war Johann Gerhard Hasenkamp offen und weitsichtig für die Auslegungen der Bibel. Sein umfangreicher Schriftwechsel mit Johann Caspar Lavater zeugt von großer Bibelkenntnis und einem breiten philosophischen Wissen. Hasenkamps kritische Auseinandersetzungen mit Johann Wolfgang von Goethe belegen seine feingeistige Kampfbereitschaft. Dem Pädagogen Hasenkamp gelang die Verbesserung des Schulunterrichts. Gemeinsam mit dem Elementarschullehrer Johann Hermann Tops aus Mühlheim entwickelte er moderne Lernmethoden. Nach seinem frühen Tod im Jahre 1777 folgte sein Bruder Friedrich Arnold als Rektor und setzte seine pädagogische Arbeit fort.
Auszug aus der Studienordnung:
Die sprachlichen und philosophischen Studien sollen nicht die einzigen bleiben und darum tritt die Beschäftigung mit ethischen, politischen, wirtschaftlichen, und mathematischen Problemen hinzu. Wir erstreben auf dem Wege einer belehrenden Unterweisung eine systematische Ordnung und sind uns darüber im Klaren, welcher Schriftsteller an einer bestimmten Stelle einem anderen gegenüber den Vorzug erhalten muss. Wir bedienen uns aber auch einer Methode, mit der wir alles in bester Weise aufeinander abstimmen und somit nicht planlos ohne Ausrichtung auf ein Ziel hin- und hertasten. Wir schöpfen bei unserer Arbeit, ohne uns im Voraus auf etwas festzulegen, die letzten Möglichkeiten aus.
Weitere Entwicklung
Die Trägerschaft der Schule wechselte mehrfach durch die Jahrhunderte, so wurde sie 1821 stiftisches Gymnasium, 1885 königliches Gymnasium und 1918 staatliches Gymnasium.
Seit 1925 ist die Schule nach ihrem ehemaligen Direktor (1835 bis 1841) Dietrich Wilhelm Landfermann benannt. 1974 ging die Trägerschaft schließlich auf die Stadt Duisburg über.
Im Schuljahr 2019–2020 feiert die Schule ihr (mindestens) 460-jähriges Bestehen; die Schulfeier wird wegen der aktuell bestehenden Einschränkungen allerdings erst im nächsten Schuljahr gefeiert werden können.
Seit 2012 hat die Europaschule ihr humanistisches Profil neu entwickelt und unter dem Leitbildsatz „Aus Tradition die Zukunft gestalten“ neu ausgerichtet. Dieses Profil umfasst im Kern den Schwerpunkt alte und neue Sprachen, individuelle Begabungsförderung und Persönlichkeitsentwicklung sowie Informatik im MINT-Bereich.
Im Schuljahr 2019–2020 werden Aula und Sporthalle komplett saniert und neu gestaltet.
Besonderheiten der Schule
Das Landfermann-Gymnasium war Vorreiter auf dem Weg zum achtjährigen Gymnasium. Bereits der zum Schuljahr 2004/2005 aufgenommene Jahrgang wurde nach dem Lehrplan für die verkürzte Gymnasiallaufbahn unterrichtet (erst ab 2005/2006 war dies für alle Gymnasien in NRW verbindlich).
Seit dem 25. Januar 2011–2016 rezertifiziert – ist das Landfermann-Gymnasium Europaschule des Landes NRW. Ebenfalls seit Januar 2011 ist die Schule außerdem CertiLingua-Schule.
Seit dem Schuljahr 2012/2013 ist das Landfermann-Gymnasium mit einem individuell ausgerichteten Neigungskonzept in der Schullandschaft zu finden. Neben dem Bilingualen Zweig gibt es die Regelklassen. In beiden Zweigen wird der Unterricht durch frei wählbare Neigungskurse ergänzt, mit denen die Schule besondere Interessen und Begabungen entdecken und fördern will. Die Neigungskurse sind halbjährlich zu wechseln; sie umfassen Robotik, angewandte Mathematik, Mikroskopieren, Klima und Nachhaltigkeit, Theater und Musik, eine Einführung zum Beispiel in Japanisch und auch Latein. Der Latein-Neigungskurs kann bis zum Latinum bereits in der Sekundarstufe I fortgeführt werden.
Die Persönlichkeitsbildung erfolgt im Rahmen einer so genannten Landfermann-Stunde in den Stufen 5 bis 8.
Seit dem 15. Dezember 2016 ist das Landfermann-Gymnasium Fairtrade-Schule.[5]
Das Landfermann-Gymnasium ist Mitglied in folgenden Netzwerken und Projekten:
Netzwerke
Referenzschule im Netzwerk Zukunftsschulen des Landes NRW
Projekt und Netzwerk „Leistung macht Schule (LemaS)“
Schule im Duisburger Projekt Lernen 25
„Potenziale entwickeln – Schulen stärken“ der Mercator-Stiftung
Mitglied im Netzwerk Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage
Netzwerkschule im Projekt „Vielfalt fördern“ des Landes NRW
Kooperationen
APEIROS e.V.
Duisburger Kompetenzzentrum für Begabungs- und Begabtenförderung
Projekt Talentscouts der Universität Duisburg-Essen
Kooperationsschule mit dem Chancenwerk e.V. zur Lernförderung
Kooperation mit der Volkshochschule Duisburg
Kooperation mit der Musikschule Duisburg
Theater Duisburg
Kooperation mit den Lernferien Nordrhein-Westfalen
Arbeitsagentur Duisburg
Sprachenangebot
Englisch-Bilingual
Neben dem durchgehend vier- bis fünfstündig unterrichteten Hauptfach Englisch werden jährlich wechselnd Erdkunde, Geschichte und Politik in Englisch unterrichtet. In der Oberstufe kann das Certilingua-Zertifikat und das Zertifikat zum bilingualen Abitur erworben werden.
Zweisprachenmodell
Während die Schüler zu Beginn der Klasse 6, demnächst unter G9 Klasse 7, entwederLateinoderFranzösischoderSpanisch – Spanisch ab 7 als einziges Duisburger Gymnasium – wählen, nehmen die Schüler in diesem Zweisprachenmodell an gleichzeitig zwei Sprachkursen mit jeweils nur zwei Stunden pro Woche teil. Der in den dazwischen liegenden Stunden bearbeitete Stoff und die dazu gestellten Hausaufgaben werden von den Schüler im Team eigenständig nachgearbeitet.
Voraussetzung für die Teilnahme an diesem Zweisprachenmodell ist eine besondere Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft sowie eine entsprechende Belastbarkeit der Schüler, da von ihnen erwartet wird, dass sie den Stoff von vier Wochenstunden bei Teilnahme an nur zwei Wochenstunden mit entsprechender zusätzlicher häuslicher Nacharbeit bewältigen.
Sprachenübersicht unter den neuen G9-Bedingungen
Englisch ab Klasse 5
Latein ab Klasse 5 – in einem besonderen Neigungskursmodell – oder 7
Französisch ab Klasse 7
Spanisch ab Klasse 7 oder 9 oder 11
Altgriechisch ab Klasse 9
Japanisch ab Klasse 9 oder Klasse 11 – Japanisch ab 9 als einziges Gymnasium im Ruhrgebiet
Chinesisch ab Klasse 11 (in Kooperation mit anderen Duisburger Schulen)
Seit 2014 ist Informatik der Schwerpunkt des Landfermann-Gymnasiums im MINT-Bereich. Das Landfermann-Gymnasium ist Mitglied im Modellvorhaben Informatik der Bezirksregierung Düsseldorf und bietet in den Jahrgangsstufen 5, 6 stets mehrere Angebote aus dem Bereich Programmieren, Informatik und Robotik. Zudem wird im Wahlpflichtbereich ab Stufe 9 stets Informatik angeboten; in der Oberstufe werden immer Grund- und Leistungskurse in Informatik durchgeführt.
Bibliothek
Die im obersten Stockwerk des Altbaus befindliche Bibliothek weist eine Sammlung teilweise über 200 Jahre alter Bücher auf. Dazu gehörten auch einige Bücher von durchaus bedeutendem Wert, darunter Bibeln und Mercator-Atlanten. Diese wurden von einem damaligen Lehrer der Schule, Klaus Wagener, liebevoll gepflegt und bei Interesse (fast) jederzeit zugänglich gemacht.
Als Eigentümerin der Schule erhob die Stadt Duisburg Anspruch auf diese wertvollen Bücher mit der Begründung, diese sollten einer breiten Öffentlichkeit zugängig gemacht werden. So wurden die Bücher Anfang der 1990er aus den Räumen der Schule entfernt und im Anschluss daran im Tresor einer ehemaligen Sparkassenfiliale in Duisburg-Rheinhausen eingelagert, da der Stadt das Geld für notwendige Restaurierungsarbeiten fehlte. Mittlerweile wurden einzelne dieser Bücher zu offiziellen Gastgeschenken der Stadt Duisburg für prominente Besucher.
Patenschaft
Das Landfermann-Gymnasium ist seit 1955 Patenschafts-Schule des ehemaligen Collegium Fridericianum in Königsberg (Ostpreußen). Ziel der „Collegium Fridericianum Professor Schumacher Stiftung“ ist die Förderung und Pflege ostpreußischen Kulturgutes. Zu den bekanntesten Schülern des ehemaligen Collegium Fridericianum zählen Immanuel Kant und Eduard von Simson, bekanntester Lehrer war Johann Gottfried Herder.
Persönlichkeiten
Persönlichkeiten der Vorgängerinstitutionen
Gerhard Mercator (1512–1594), Mathematiker, Geograph, Philosoph, Theologe, Kosmograph und Kartograph
Landfermann-Blätter, (zumind.) jährliche Publikation des Landfermann-Bundes
Kraume, Hans-Georg: Novum gymnasium linguarum et philosophiae, das Duisburger Akademische Gymnasium 1559–1563, in: Von Flandern zum Niederrhein, hrsg. von: Kultur- und Stadthistorisches Museum Duisburg, Red.: Heike Frosien-Leinz, Duisburg, 2000, S. 101–112, ISBN 3-89279-560-6
Jahresbericht über das Königliche Gymnasium, die Realschule und die Vorschule zu Duisburg: womit zu der öffentlichen Prüfung … einladet. Duisburg, 1855–1861. (Digitalisat)
↑Schulleitung. In: landfermann.de. Abgerufen am 17. April 2021.
↑Stephan Ehses: Andreas Masius an Kardinal Morone. Zevenaar. 18. September 1561. Die Universität Duisburg betreffend. In: Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde 22 (1908), S. 62–66, bes. S. 63; Hubert Jedin: Die Kosten der päpstlichen Privilegien für die geplante Universität Duisburg 1560/61. In: Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte 64 (1969), S. 218–228.
↑Jan Pieter Johannes Postema: Johan van den Corput, 1542–1611: kaartmaker, vestingbouwer, krijgsman, Kampen: Stichting Ijsselakademie, 1993, ISBN 90-6697-063-4