Als Landesfeuerwehrverbände (LFV) werden die Organisationen in Österreich bezeichnet, in denen alle Feuerwehren des jeweiligen Bundeslandes Mitglieder sind.
Bis auf den Wiener Landesfeuerwehrverband, der als Verein organisiert ist, sind die Landesfeuerwehrverbände selbständige Körperschaften des öffentlichen Rechts.
Während der über den Landesverbänden stehende Bundesfeuerwehrverband (ÖBFV) nur ein freiwilliger Zusammenschluss der Landesverbände auf Vereinsbasis ist, haben die Landesfeuerwehrverbände (außer Wien) das Recht, für jede einzelne Feuerwehr bindende Vorschriften aufzustellen. Das bedeutet, dass Richtlinien des Bundesfeuerwehrverbandes erst wirksam werden, wenn die einzelnen Landesverbände entsprechend der geltenden Landesgesetze sie in ihr Regelwerk übernommen haben. Ein typisches Beispiel ist die Ausbildung 2000, wo sich die Landesverbände erstmals in größerem Rahmen auf gemeinsame Ausbildungsrichtlinien in der Grundausbildung einigten, die jedes einzelne Feuerwehrmitglied betrifft.
Der Landesverband ist die Interessensvertretung der einzelnen Feuerwehren gegenüber der Landesregierung und dem Landtag, der Gesetzgeber in den Feuerwehrbelangen ist.
Weitere Aufgaben der Landesfeuerwehrverbände sind:
Sicherstellung einer einheitlichen Organisation der Feuerwehren im Bundesland,
die Dienstaufsicht über die Mitgliedswehren,
die allgemeinen, aber auch spezielle Ausbildungen der Feuerwehrmitglieder,
die Organisation von technischen Weiterentwicklungen,
die Schaffung von sozialen Absicherungen der Feuerwehrmitglieder,
die Ehrung verdienter Feuerwehrmitglieder und sonstiger Personen, die sich um die Feuerwehr verdient gemacht haben,
die Pflege der Zusammenarbeit mit anderen nationalen und internationalen Feuerwehrorganisationen.
Die Geschäftsstelle der meisten Landesfeuerwehrverbände ist das jeweilige Landesfeuerwehrkommando. Auch die Ebenen zwischen den einzelnen Feuerwehren und den Landesfeuerwehrverbänden (z. B. Bezirksfeuerwehrkommandant) sind Teil des Landesfeuerwehrverbandes besetzt, d. h. es gibt zwischen dem Landesfeuerwehrkommandanten und den Kommandanten der einzelnen Feuerwehren nur Kommandostrukturen, aber keine eigenen Körperschaften.
Sitz des Landesfeuerwehrverbandes ist meist auch gleichzeitig der Standort der Feuerwehrschule des Bundeslandes. In der Mehrzahl der Fälle ist er auch der Betreiber der Schulen. Ausnahme ist Niederösterreich. In Wien ist die Feuerwehrschule Teil der Berufsfeuerwehr.[1] Die Landesfeuerwehrverbände sind auch oft Betreiber eines Feuerwehrmuseums, das Auskunft über das Feuerwehrwesen des jeweiligen Bundeslandes gibt. Von den Verbänden werden auch alljährlich die verschiedenen Feuerwehrleistungsbewerbe organisiert und durchgeführt.
Organisation
Die einzelnen Landesfeuerwehrverbände entstanden bereits bald nach den Gründungen der einzelnen Feuerwehren. Nicht nur auf dem Gebiet des heutigen Österreichs, sondern auch in den Kronländern gab es Verbände, wie die Landesfeuerwehrverbände Böhmen, Mähren-Schlesien. Die Südtiroler Feuerwehren gehörten bis 1918 zum Tiroler Landesverband.
Die Mitglieder der Verbände rekrutieren sich sowohl aus allen Bundesländern als auch aus allen Feuerwehrarten. Im Gegensatz zum Wiener Landesverband haben in allen Landesverbänden die Freiwilligen Feuerwehren die Mehrheit. Zusätzliche Mitglieder sind die Betriebsfeuerwehren.
Das oberste Organ eines Landesfeuerwehrverbandes ist der Landesfeuerwehrkommandant, in Vorarlberg der Landesfeuerwehrinspektor. Dieser und sein Stellvertreter werden je nach Landesgesetz bestellt oder gewählt. Er führt den jeweils höchsten Dienstgrad innerhalb des Bundeslandes, der einem Dienstgrad zwischen dem Generalleutnant und dem General beim Bundesheer entspricht.
Alle Landesfeuerwehrverbände sind Mitglieder des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes (ÖBFV).
derzeitiger Landesfeuerwehrkommandant: Franz Kropf (seit 2022)
Der Landesfeuerwehrverband besteht aus 319 Orts- oder Stadtfeuerwehren, 7 Betriebsfeuerwehren. Die sieben Bezirke sind in 44 Feuerwehrabschnitten und zwei Freistädte unterteilt.
Das oberste Organ des burgenländischen Landesfeuerwehrverbandes ist der Landesfeuerwehrkommandant, der von der Landesregierung jeweils ernannt bzw. abberufen wird.
Geschichte
Obwohl bereits die erste burgenländische Feuerwehr im heutigen Sopron im Jahr 1866 gegründet wurde, wurde der Burgenländische Landesverband für Feuerwehr- und Rettungswesen erst 1923 nach dem Anschluss des Bundeslandes an Österreich gegründet.
Die beiden ersten Kommandanten waren der Landeshauptmann Josef Rauhofer (1923–1929) und Karl Unger (1929–1935). Sie trugen den Titel nach dem Vereinsgesetz Verbandsobmann.
Die späteren Landesfeuerwehrkommandanten waren:
Im Jahr 2016 wurde eine Befragung der Feuerwehrmitglieder durchgeführt, ob die Kommandanten in Zukunft von unten nach oben jeweils gewählt werden sollten und nicht mehr wie bisher durch offizielle Stellen bestimmt werden.[3] In der Folge wurde ein neues Feuerwehrgesetz beschlossen, das eine Wahl vorsieht.[4]
Das Gesetz vom 17. Oktober 2019 über die Feuer- und Gefahrenpolizei und das Feuerwehrwesen im Burgenland (Bgld. Feuerwehrgesetz 2019 – Bgld. FwG 2019) trat mit 1. Jänner 2020 in Kraft und ersetzt das Bgld. Feuerwehrgesetz 1994.[5]
Kärnten
Der Kärntner Landesfeuerwehrverband ist der älteste Landesverband Österreichs und wurde 1869 von nur elf Feuerwehren gegründet.
Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner (FF St. Pölten, seit 2013)
Der frühere Standort des Landesfeuerwehrverbandes war, wie der Sitz der Landesregierung, in der WienerBankgasse, einer Nebengasse der Herrengasse. Später war der Sitz in der Stadt Tulln im Minoritenkloster. Der aktuelle Standort ist im neuen Gebäude in der Langenlebarner Straße am Tullner Stadtrand, gemeinsam mit dem NÖ Feuerwehr- und Sicherheitszentrum.
Dietmar Fahrafellner (FF St. Pölten-Stadt) (seit 2013)
Das offizielle Printmedium ist seit 1960 die monatlich erscheinende Zeitschrift Brandaus. Die Vorgänger waren die Mitteilungen des Niederösterreichischen Feuerwehrverbandes, die bereits 1886 erschienen.
Landesfeuerwehrkommandant: Robert Mayer (seit 2019)[6][7]
Der Landesfeuerwehrverband Oberösterreich wurde 1869 gegründet, der erste Landesfeuerwehrkommandant wurde erst 1873 ernannt. Die Funktion bekleidete August Göllerich von der Feuerwehr Wels. Die Bezirksverbände gab es erst ab 1885.
Die nachfolgende Liste bietet eine Übersicht über die jeweils amtierenden ranghöchsten Funktionsträger des Feuerwehrwesens in Oberösterreich. Wenngleich einige Personen aufgrund der politischen Entwicklungen nicht immer als Landesfeuerwehrkommandant bezeichnet wurden, deren korrekte Bezeichnung ist der Spalte Funktionsbezeichnung zu entnehmen.
Der steirische Gauverband wurde am 19. März 1870 gegründet. Der Sitz war ursprünglich nicht Graz, da die dort gegründete Freiwillige Feuerwehr noch nicht eigenständig war, sondern in Bruck an der Mur, wo auch der erste Landeskommandant, der Bauingenieur Watzko, Kommandant war. Aber bereits im Folgejahr wurde der Sitz in die Landeshauptstadt verlegt. Der neue Landeskommandant Hueber war bereits Kommandant der Berufsfeuerwehr Graz. Mit dem Anschluss im Jahr 1938 musste der Landesfeuerwehrverband aufgelöst werden. Nach dem Krieg wurde er erst im Jahr 1948 neu gegründet.
Unter Landeskommandant Strablegg wurde das Mitteilungsblatt des steirischen Landesfeuerwehrverbandes in die Feuerwehrfachzeitschrift BLAULICHT umgestellt. Im Jahr 1992 wurde der Sitz des Verbandes nach Lebring verlegt, wo sich auch die Landesfeuerwehrschule befindet. In der Steiermark heißen die Bezirksorganisationen Bereichsfeuerwehrverbände.
Leiter Landes-Feuerwehrschule: Georg Waldhart (FF Oberhofen)
Personal Landes-Feuerwehrverband: 35 und 8 Zivildienstleistende
Gliederung:
9 Bezirke
45 Abschnitte
337 Ortsfeuerwehren
19 Betriebsfeuerwehren
1 Berufsfeuerwehr
Die genannten Feuerwehren weisen mit Stand 31. Dezember 2022 einen Mitgliederstand von 33.155 auf; davon bei der Feuerwehrjugend 1.979.
Der Tiroler Landes-Feuerwehrverband wurde im Jahr 1872 in Lienz gegründet. Als Gründungsmitglieder werden die Freiwilligen Feuerwehren Brixen, Bruneck, Hall, Hopfgarten im Brixental, Innsbruck, Kitzbühel, Kufstein, Lienz, Matrei in Osttirol, Meran, Rattenberg, Reutte, Schwaz und Zell am Ziller genannt.
Landes-Feuerwehrkommandanten seit der Gründung:
Aegid Pegger (1872–1873)
Otto Scholz (1873–1889)
Alois Epp (1890–1896)
Viktor Baron v. Graff (1896–1922)
Franz Innerhofer (1923–1936)
Josef Sailer (1936–1939)
Viktor Freiherr v. Graff (1939–1945)
Otto Knitel (1945–1953)
Anton Orgler (1953–1968)
Karl Glas (1968–1973)
Hermann Partl (1973–1993)
Reinhold Greuter (1993–2003)
Klaus Erler (2003–2013)
Peter Hölzl (2013–2022)
Jakob Unterladstätter (seit 2022)
Landes-Feuerwehrinspektoren seit dessen Einführung:
Die Gründung des Landesfeuerwehrverbandes Vorarlberg geht auf eine Initiative der Feuerwehr Bludenz zurück. Nachdem die ausgearbeiteten Statuten 1875 unter dem Titel „Gauverband der Vorarlberger Feuerwehren“ von der Statthalterei in Innsbruck genehmigt worden waren, wurde am 11. Juli 1875, bei der ersten Delegiertenversammlung der damalige Bürgermeister von Dornbirn, Johann Georg Waibel, zum ersten Verbandsobmann gewählt. Bis zum Anschluss an das Dritte Reich bestand parallel dazu auch der Gauverband der Bregenzerwälder Feuerwehren.
Der Wiener Landesfeuerwehrverband ist ein relativ junger Verband und wurde erst 1966 gegründet. Ihm gehören neben der Berufsfeuerwehr der Landesverband für Betriebsfeuerwehren, in dem alle Betriebsfeuerwehren der Stadt vertreten sind, der Katastrophenhilfsdienst, die Feuerwehrjugend und die Freiwilligen FeuerwehrenBreitenlee und Süßenbrunn an. Der Wiener Landesfeuerwehrverband ist als Verein organisiert, dessen Obmann traditionell der Branddirektor der Berufsfeuerwehr Wien ist.
Bisherige Landesfeuerkommandanten waren:
Friedrich Perner (1987–2009)
Literatur
Josef Buchta (Hrsg.): Niederösterreichischer Landesfeuerwehrverband. 140 Jahre, 1869–2009. Niederösterreichischer Landesfeuerwehrverband, 2009, ISBN 978-3-9502364-7-7.