Zum NaturraumLöwensteiner Grund zählt überdies der sogenannte Gilsagrund, der sich von Gilsa aus, flussaufwärts der Gilsa, über Jesberg bis Densberg nach Südwesten zieht und den Wüstegarten, mit 675 m höchster Berg des Kellerwaldes, südöstlich flankiert.
Der heute mit Löwensteiner Grund bezeichnete Naturraum ist 38,09 km²[2] groß und Teil der Haupteinheitengruppe Westhessischen Berg- und Senkenland (Kennziffer 34), der auch die umgebenden Landschaften angehören. Im Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands wurde er Ende der 1950er Jahre noch als Teil der Westhessischen Senke (Haupteinheit 343) gesehen[3] und im Blatt Marburg von 1960 mit dem heute Landsburger Grund genannten Naturraum unter seinem heutigen Namen, jedoch unter der Kennziffer des heutigen Landsberger Grundes (343.11) zusammengefasst.
Seit dem Blatt Arolsen von 1963, das den überwiegenden Teil der Landschaft beinhaltet (auf Blatt Marburg liegt nur der äußerste Südwesten), wird der Löwensteiner Grund jedoch unter der Kennziffer 341.7 den Ostwaldecker Randsenken (Haupteinheit 341) zugerechnet, deren südlichsten Teil er darstellt.
Seine Begrenzungen sind, im Uhrzeigersinn, beginnend im Süden, die Gilserberger Höhen (346.0; am Hundskopf471 m) im (westlicheren) Süden, der Kellerwald (Haupteinheit 344) mit Jeust und Keller (344.00; am Wüstegarten675 m) und den Löwensteiner Bergen (344.01; bis 447 m) im Westen sowie der Hessenwald (344.6) mit seinem Kernland (bis 413 m) im Norden, der Schwalmpforte (um 180 m) im Nordosten und dem Altenburg-Sandsteinrücken (an der Altenburg433 m) im Osten. Der Eintritt der Schwalm vom Landsburger Grund im östlichen Süden liegt auf etwa 200 m.[2][4]
Der Löwensteiner Grund begleitet die Schwalm, die auf einer Höhe von etwa 200 m bei Bischhausen im Süden eintritt und die Landschaft auf etwa 180 m im Nordwesten verlässt. Von links (= Westen) münden innerhalb des Grundes nacheinander die Zuflüsse Gilsa (bei Gilsa), Urff (unterhalb Niederurffs) und Wälzebach (unterhalb Bad Zwestens).
Die Schwalm tritt bei Bischhausen in das Tal ein und fließt immer dicht am Ostrand der Talebene am Fuß der Westhänge von Hohenbühl (299 m) und Altenburg (433 m) entlang nach Norden, biegt um die Altenburg herum nach Osten ab und tritt östlich von Kerstenhausen durch die Schwalmpforte zwischen Hundsburg (335 m) und Kuhberg (343 m) in die Schwalmaue.
Die Gilsa tritt bei der Burgruine Schönstein in den Südwestausläufer Gilsagrund ein und bildet fortan eine Trennsenke zwischen dem Kellerwald mit dem Wüstegarten (675 m) im Norden und den Gilserberger Höhen mit dem Hundskopf (471 m) im Süden. Sie umfließt den Schönsteiner Burgberg im Uhrzeigersinn und fließt dann in ostnordöstlicher Richtung durch Densberg, Jesberg, Reptich und Gilsa, um schließlich bei Bischhausen in die Schwalm zu münden.
Die Urff bildet in ihrem Mittellauf, im Südosten des Kellerwaldes, die Grenze zwischen den Naturräumen Jeust und Keller mit dem Wüstegarten im Süden und den Löwensteiner Bergen (bis 447 m) im Norden. Sie betritt den Löwensteiner Grund unmittelbar südlich der Burgruine Löwenstein (341 m) bei Oberurff-Schiffelborn und mündet unterhalb und östlich von Niederurff in die Schwalm.
Geologie und Boden
Der eigentliche Löwensteiner Grund liegt, anders als das den Großteil der Ostwaldecker Randsenken einnehmende Wolfhagener Becken, im geologischen Strukturraum der östlichen Waldecker Scholle, der Arolsen-Schlierbacher Scholle des sich nördlich an den Hessenwald anschließenden Waldecker Waldes. Diese zieht sich vom Grund aus noch weiter nach Süden bis zum Neustädter Sattel und nimmt den Osten der Gilserberger Höhen ein.
Dem gegenüber wird der Gilsagrund nach Norden und Süden von Hohenzügen eingefasst, die geologisch zum Kellerwald gehören, obgleich der sich südlich anschließende Hemberg naturräumlich bereits den Gilserberger Höhen zugerechnet wird. Dieses Gebiet gehört zur Südlichen Kellerwaldstruktur. [5]
Das geologische Fundament beider Landschaftsteile bildet Fließerde mit Ton und Schluff. Die Sand- und Schotterterrassen sind vielfach mit Lösslehm überzogen und speziell im eigentlichen Löwensteiner Grund fruchtbar, weshalb sie auch intensiv für Ackerbau genutzt werden. Bodenfeuchter ist der Gilsagrund, wo Grünland vorherrscht.[4]
Im westlichen Norden zieht sich von Oberurff bis Bad Zwesten der den Kellerwald östlich flankierende Zechsteingürtel, der sich nordwestlich Zwestens verschmälert und entlang der Nahtstelle zwischen Hessen- und Kellerwald fortsetzt. Im Süden wird er südlich Oberurffs unterbrochen, zieht sich aber außerhalb des Löwensteiner Grundes in einzelnen Inseln noch bogenförmig um den Hemberg herum bis Gilserberg.
Inselartig ist im Gebiet des eigentlichen Löwensteiner Grundes, unmittelbar westlich der Schwalmaue südlich Zwestens, in die Fließerde Mittlerer Buntsandstein eingelagert. Im Gilsagrund wird die Fließerde durch Inseln von Gesteinen des Oberdevons unterbrochen, die um Densberg und weiter südwestlich – und damit bereits jenseits des Gilsagrundes – zum Grundgestein wird. Er ist auch das Hauptgestein der östlich und nördlich den Naturraum einrahmenden Teile des Hessenwaldes. [6]
Geschichtliches
Durch die Schwalmpforte und den Löwensteiner Grund führte die alte Handelsstraße von Kassel über Fritzlar nach Marburg und von dort nach Frankfurt; heute verläuft hier die Bundesstraße 3. Die Route wurde im Mittelalter durch die Burgen Löwenstein, Niederurff und Jesberg beherrscht und geschützt, wobei jedoch nicht immer Eintracht zwischen den Herren der Burgen sowie ihren jeweiligen Lehnsherren bestand. Grund- und Burgherren im Löwensteiner Grund waren unter anderem die Herren von Bischofshausen/Bischhausen/Löwenstein, von Urff, von Linsingen und von Gilsa, und die Lehnsherrschaft lag teils bei den hessischen Landgrafen, teils bei Kurmainz, teils bei den Grafen von Waldeck und teils bei den Grafen von Ziegenhain.
↑ abKarte und Legende zu den Naturräumen im Bereich der Westhessischen Senke im Umweltatlas Hessen des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie - Achtung: Weblinks ohne Rückweg!
Naturraumkarten aus den Einzelblättern 1:200.000 des Bundesinstituts für Landeskunde - der Löwensteiner Grund ist 341.7 auf Blatt 111 - Arolsen; sein Südwestarm Gilsagrund ist auf Blatt 125 - Marburg noch als „343.11“ (nur westlicher Teil dieser Kennziffer bei Densberg und Jesberg) bezeichnet