Die Kulmbacher Straße ist eine Straße in der oberfränkischen Stadt Bayreuth.
Die Straße trägt ihren Namen als historische Landstraße in Richtung Kulmbach. Sie wurde bereits 1447 gepflastert und früher als Steingasse bzw. Steinweg[Anm. 1][1] bezeichnet. Die vor 1447 erbaute Brücke über den Mistelbach ist die älteste Brücke der Stadt.[2]
Bei einer Gesamtlänge von ca. 2600 m lässt sich die Kulmbacher Straße in drei Abschnitte einteilen. Die ersten 160 m liegen im Bereich der südwestlichen Innenstadt, dieses Gebiet zwischen dem ehemaligen Unteren Tor und der Mistelbachbrücke bezeichnete Johann Sebastian König um 1800 als „Vorstadt vor dem Culmbacher Thor“.[3] Westlich der Brücke beginnt ein 820 m langer Abschnitt im Stadtteil Kreuz. Als Fortsetzung der Hindenburgstraße führt sie auf ihren letzten 1600 m bis zur Stadtgrenze durch ein Mischgebiet mit Nachkriegsbebauung.[4]
Die Straße begann an der Gabelung mit der Erlanger Straße, die außerhalb der Stadtmauer vor dem südwestlichen Stadttor („Unteres Tor“) lag. Diese Stelle, in die die heutige untere Maximilianstraße und später auch die Straßen Wolfsgasse und Graben mündeten, fiel in den 1970er Jahren dem Bau der vierspurigen Innenstadt–Umgehungsstraße „Stadtkernring“ zum Opfer. Seitdem beginnt die Kulmbacher Straße stadtseitig am neu geschaffenen Hohenzollernring.
Auf den ersten Metern bis zur Brücke über den Mistelbach, wo sie die Innenstadt verlässt, verläuft sie geradlinig und horizontal in östlicher Richtung. Jenseits der Brücke im Stadtteil Kreuz gelegen schwenkt sie nach Nordosten hin ab, bekommt einen eher gewundenen Verlauf und gewinnt dem Talhang des Roten Mains folgend in dessen Längsrichtung an Höhe.
Diesseits der Brücke wies die Straße früher, mit Ausnahme des aufgelassenen „Brunsgässlas“,[Anm. 2] einem Seitenarm der Austraße zwischen den Häusern Nr. 7 und Nr. 9,[5] und der Austraße selbst (zwischen den Häusern Nr. 9 und Nr. 11, jetzt in diesem Abschnitt zur Straße Unteres Tor gehörig) keine weiteren abgehenden Straßen auf. Zwischen den Häusern 16 und 16 ½ führte ein gepflasterter Zugang zu den dahinterliegenden Produktions- und Verkaufsräumen der Öl- und Fettfabrik J.S. Böhmer. Heute münden auf der Nordseite die Straßen Gerberplatz (angelegt 1989)[6] und Am Sendelbach (angelegt 1979)[7] ein. Auf der Südseite stößt zwischen den Häusern 3 und 5 ein 1983 angelegter[8] Arm der Straße Unteres Tor auf die Kulmbacher Straße.
Stadtauswärts erwähnte Johann Sebastian König um 1800 das „Culmbacher Thor“ unmittelbar an der Brücke über den Mistelbach. Zwischen dem „Wachthaus“ (Nr. 22) und dem Haus Nr. 13 gelegen wies es aber nicht mehr als einen Schlagbaum auf.[3]
In Höhe der Einmündung der Straße Kreuz wurde 1410 erstmals eine Kapelle zum Heiligen Kreuz erwähnt,[9] die dem Stadtteil Kreuz den Namen gab. Das folgende Gebiet, auf dem sich rechts der Straße im 19. Jahrhundert zwei Brauereien ansiedelten, wird auch als „Herzog“ bezeichnet. Dort geht in Höhe der Kulmbacher Straße 56 die gleichnamige Straße ab.
Jenseits der Industriebauten der Bayreuther Bierbrauerei fällt die Straße wieder zum Roten Main hin ab. Linker Hand existierte, als Erstlingswerk des Architekten Hans Reissinger,[10] zwischen der Fröbelstraße und der Dr.-Würzburger-Straße (damals Mosinger Weg) seit 1919 die Kriegsbeschädigtensiedlung Herzoghöhe. 1973 wurde der Abbruch der 24 Einfamilienhäuser verfügt, an deren Stelle errichtete der Bauverein Bayreuth mehrgeschossige Wohnblocks[11] in Plattenbauweise.
An der Kreuzung mit dem Straßenzug Dr.-Würzburger-Straße–Nordring ist die Kulmbacher Straße für den stadtauswärtigen Durchgangsverkehr unterbrochen, ihre Funktion als Ausfallstraße hat die Hindenburgstraße übernommen. Unmittelbar nordöstlich dieser Kreuzung, auf der Trasse des heutigen Nordrings, stand früher die Herzogmühle, die mit der Begradigung des Roten Mains in den 1930er Jahren ihren Wasserzulauf verlor. Im Februar 1980 wurden deren Gebäude, die auch das 1900 eröffnete erste städtische Elektrizitätswerk beherbergt hatten, abgerissen.[12]
Von dort an bis zur Stadtgrenze verläuft auf der Kulmbacher Straße die Bundesstraße 85. Links schließt die Klinik Herzoghöhe an, eine Reha- und Fachklinik der Deutschen Rentenversicherung.[13] Der jüdische Arzt Albert Würzburger hatte auf diesem Gelände 1894 das Sanatorium Herzoghöhe errichtet, zu dem ab 1907 auch das 1959 abgebrochene „Kurhaus Mainschloß“ gehörte.[14] Dort verbrachte der Schriftsteller Oskar Panizza als Patient seine letzten Lebensjahre. 1936 wurde die Klinik durch NS-Behörden in eine „deutsche Anstalt“ umgewandelt,[15] das Mainschloß wurde 1959 abgebrochen.[16]
Nordöstlich des Sanatoriums wurde die Kulmbacher Straße verlegt, ihr ehemaliger Verlauf entspricht dem der heutigen Drossenfelder Straße. Auf ihren letzten 600 Metern folgt sie der Trasse der 1973 stillgelegten Bahnstrecke nach Thurnau.
Von den Bomben der Alliierten blieb die Kulmbacher Straße verschont. Noch Anfang der 1970er Jahre präsentierte sie sich weitgehend im historischen Zustand. Im Zeitraum 1974 bis 1990 wurden bis auf die Häuser Kulmbacher Straße 9 und Unteres Tor 16 auf ihrer Südseite zwischen der Erlanger Straße und der Brücke über den Mistelbach sämtliche historischen Gebäude abgerissen. Auf der Nordseite wurde das Haus Nr. 2 dem Straßenbau geopfert:
Auch in Stadtteil Kreuz fielen in der Nachkriegszeit Häuser der Spitzhacke zum Opfer:
In der äußeren Kulmbacher Straße jenseits der Stadtteils Kreuz wurden 1959 das ehemalige Sanatorium „Mainschloß“ und 1980 die Herzogmühle abgebrochen.
Lokasi Pengunjung: 18.191.225.71