Kretingalė (deutschDeutsch Crottingen) ist ein Städtchen (lt. miestelis) im Bezirk Klaipėda der Republik Litauen. Der Ort ist Zentrum des Amtsbezirks (Seniūnija) Kretingalė und gehört zur Rajongemeinde Klaipėda. Zu Kretingalė gehört auch die Ortsstelle Gut Gaußen.
Kretingalė liegt im Westen Litauens an der Danė (deutsch Dange), 14 km nordöstlich des Gemeindesitzes Klaipėda. 7 km nordöstlich von Kretingalė liegt die (schon immer litauische) Stadt Kretinga. Durch den Ort führt die kurze Nationalstraße 168 von Klaipėda nach Kretinga. Kretingalė ist Bahnstation an der Bahnstrecke Vilnius–Klaipėda.
Geschichte
Seit dem Friede vom Melnosee war Crottingen über 500 Jahre die Grenzstadt des Deutschordensstaats, Preußisch Litauens und ab 1871 des Deutschen Reichs zu Russland. Nach dem Ersten Weltkrieg lag es im (französisch besetzten) Memelland, das 1923 von Litauen annektiert wurde und zu dem Kretingale seitdem bis auf die Zeit der nochmaligen Zugehörigkeit zum Deutschen Reich zwischen 1939 und 1945 gehört.
Der Name weist auf sumpfiges Gelände. Nehrungskurisch „kretene“ = sumpfig. Der Zusatz „deutsch“ wurde zur Unterscheidung zum damals jenseits der ostpreußischen Grenze gelegenen Ort (Litauisch) Krottingen, lt. Kretinga, gewählt.
Geschichte
In Kretingalė sind archäologische Funde aus der frühen Bronzezeit belegt. Der Ort Deutsch Crottingen wurde spätestens im 17. Jahrhundert als kölmisches Gut gegründet. Seit 1652 gab es dort eine Kirche. Im Jahr 1874 wurde der Ort ein Gutsbezirk innerhalb des Amtsbezirks Crottingen im Kreis Memel. Im Jahr 1892 bekam der Ort Bahnanschluss nach Memel. 1907 wurde Deutsch Crottingen eine Landgemeinde. 1939 gehörten auch der ehemaligen Gutsbezirk Adlig Crottingen (lt. heute Šlikiai) und die ehemalige Landgemeinde Standschen (Stančiai) zur Landgemeinde Deutsch Crottingen.
Während der Zugehörigkeit zur Litauischen Sozialistischen Sowjetrepublik war Kretingalė Sitz eines Umkreises (lit. apylinkė). Seit 1995 ist der Ort Sitz eines Amtsbezirks. Als solcher bekam der Ort im Jahr 2014 ein Wappen.
Im Jahr 1654 erhielt Deutsch-Crottingen ein eigenes evangelisches Kirchspiel, das vom Kirchspiel Memel abgezweigt wurde und auch für einige Nachbardörfer zuständig war, darunter Nimmersatt und Karkelbeck; Gottesdienste wurden in litauischer und deutscher Sprache abgehalten.[2] Es war das nördlichste preußische Kirchspiel überhaupt. Am Ende des 19. Jahrhunderts zählte es 5200 Seelen, unter denen sich jedoch nur 400 Deutsche befanden.[2]
Im Jahr 1652 war in Deutsch Krottingen eine hölzerne Kapelle erbaut worden, die 1699 einen Turm und Glocken erhielt. 1741 wurde eine neue Kirche aus Feldsteinen mit einem hölzernen Turm erbaut. Als dieser 1801 bei einem Sturm schief wurde, trug man den oberen Teil ab und bedeckte den unteren Turmteil mit einer Haube. 1875 erhielt die Kirche eine Orgel und es wurde ein massiven Turm mit achteckigem Oberteil aus Backstein angebaut.
Seit 1995 besteht die Kretingalės seniūnija, die der Rajongemeinde Klaipėda zugeordnet ist. Zum Amtsbezirk gehören neben dem Städtchen Kretingalė das weitere Städtchen Plikiai und 42 Dörfer mit insgesamt 5005 Einwohnern (Stand 2021). Der Amtsbezirk ist in die sechs Unterbezirke (lit. Seniūnaitija) Girkalių seniūnaitija, Kalotės seniūnaitija, Karklės seniūnaitija, Kretingalės seniūnaitija, Naujosios Kalotės seniūnaitija und Plikių seniūnaitija eingeteilt. Zum Amtsbezirk gehören:
Deutsch Krottingen, rechts der schiffbaren Dange, Kreis Memel, Ostpreußen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Deutsch Krottingen (meyersgaz.org)
↑ abFranz Tetzner: Die Kuren in Preußen. In: Globus, Band LXXV, Nr. 6, vom 4. Februar, Braunschweig 1899, S. 89-96, insbesondere S. 93, rechte Spalte (Google Books).