Ein kognitives System ist ein digitales System mit Schnittstellen zwischen der digitalen Welt und der Umwelt, das Dinge wahrnehmen und verstehen kann sowie daraus Schlüsse ziehen und lernen kann. Kognitive Systeme sind in der Lage, selbstständig Lösungen für menschliche Aufgabenstellungen zu erarbeiten. Sie können mit anderen digitalen Systemen interagieren und kooperieren, Kontexte interpretieren und sind anpassungsfähig.[1]
Wenn es eine Rückkopplung zwischen den Aktoren und den Sensoren gibt, kann das kognitive System einen digitalen Regelkreis bilden. Das kognitive System hat dann die Rolle eines lernenden Agenten.[2]
Kognitive Systeme werden in zunehmend vielen Bereichen eingesetzt und stellen beispielsweise die grundlegende Technologie für selbstfahrende Kraftfahrzeuge, intelligente persönliche Assistenten, die Industrie 4.0 und das Internet der Dinge dar.[3] Ein typisches Merkmal solcher Systeme ist, dass sie in kurzer Zeit große Datenmengen verarbeiten können und in ein übergeordnetes System eingebettet sind („System von Systemen“).[1] In diese Technologie wurden bis 2020 weltweit mehrere zehn Milliarden Euro investiert.
Kognitive Systeme sollen zur Wertschöpfung bei der digitalen Transformation von Wirtschaftsprozessen beitragen.[4] Sie sollen in Innovationsprozessen als Verstärker menschlicher Kreativität wirken und Unternehmen unterstützen, Produkte und Dienstleistungen zu verbessern.[1] Hierbei werden sowohl Arbeitsplätze überflüssig als auch neue Arbeitsplätze geschaffen.[5]
Für die Datenwissenschaften sind kognitive Systeme eine wesentliche Bereicherung für die Entwicklung von Methoden und automatischen Hypothesen. Sie werden in diesem Zusammenhang zum Beispiel beim Entwurf digitaler Zwillinge oder beim Prognostizieren von Ereignissen eingesetzt.[1]
Da bei der Datenverarbeitung durch kognitive Systeme sehr viele Daten anfallen, die unter Umständen temporär oder sogar dauerhaft gespeichert werden, lassen sich durch die Analyse der Daten häufig unvermutete Rückschlüsse ziehen. Daher müssen gegebenenfalls datenschutzrechtliche Aspekte berücksichtigt werden. Anwender müssen über die Nutzung der Daten durch Dritte entsprechend informiert werden und müssen dann die Kontrolle über die Nutzung dieser Daten haben.[7]
Abgrenzung
Kognitive Systeme können Verfahren der künstlichen Intelligenz einsetzen, sind jedoch damit nicht gleichzusetzen.[3]
Der Oberbegriff für die Gesamtheit aller IT-Infrastrukturen, Technologien, Softwarelösungen und Algorithmen, aus denen kognitive Systeme zusammengesetzt sind, lautet cognitive computing.[8] Damit können kognitive Dienstleistungen (englisch: cognitive services) erbracht werden.[1]
Literatur
VDE-Anwendungsregel AR-E 2842-61-1 Entwicklung und Vertrauenswürdigkeit von autonom/kognitiven Systemen
Teil 61-1: Terminologie und Grundkonzepte, 26. Juni 2020, VDE-Artikelummer 1800574
Teil 61-2: Management, Juni 2021, VDE-Artikelummer 0800731
Teil 61-3: Entwicklung auf Ebene der Solution (Gesamte Anwendung), 7. Mai 2021, VDE-Artikelummer 1800646
Teil 61-6: Nach Freigabe der Solution, Juni 2021, VDE-Artikelummer 0800732
↑ abcdKognitive Systeme. Fraunhofer-Institut für Kognitive Systeme IKS. Abgerufen am 6. März 2020
↑Adrian Vogler: Die Digitalisierung des Skillmanagements. In: Informatik-Spektrum. Band41, Nr.2, 1. April 2018, S.97–104, doi:10.1007/s00287-018-1097-y.