Die Herren von Klingenberg waren ein süddeutsches Adelsgeschlecht. Im 13. und 14. Jahrhundert spielten sie eine maßgebliche Rolle im Thurgau und Hegau. Die Anpassungsprozesse des späten Mittelalters wurden von dem Geschlecht nicht gemeistert, so dass dem Höhepunkt seiner Machtentfaltung ein rascher Niedergang folgte, bis das Geschlecht 1583 mit dem Tod des zwölfjährigen Hans Georg von Klingenberg ausstarb. Der General Wichmann von Klingenberg leitete seine Herkunft von diesem Adelsgeschlecht ab und ließ sich 1741 den Adelsstand bestätigen und gleichzeitig in den Freiherrenstand erheben.
Das ursprüngliche Zentrum der Klingenberger lag in der Umgebung von Homburg im heutigen Schweizer Kanton Thurgau mit der Burg Klingenberg (heute Schloss).
Die Klingenberger standen zunächst im Dienste der Bischöfe von Konstanz, dann der Grafen von Kyburg und später der Habsburger.
Erstmals belegt ist das Haus mit Heinrich von Klingenberg, der im Jahr 1200 als Zeuge für den Bischof von Konstanz auftrat. Dessen Sohn, ebenfalls Heinrich genannt, war ab 1271 der erste Nicht-Zürcher Propst am Grossmünster. Das Kloster Feldbach wurde von ihnen gefördert und nahm im Laufe der Zeit mehrere weibliche Familienmitglieder auf.
Der vierte Bruder, Albrecht, wie sein Bruder Ulrich ebenfalls zeitweilig Reichsvogt in Konstanz, erwarb am 16. Februar 1300 die Burg Hohentwiel um 940 Mark Silber von Ulrich von Klingen. Der Hohentwiel wurde von da an der Lebensmittelpunkt der Familie.
Das 14. Jahrhundert war geprägt von einem Niedergang der mindermächtigen Adelsgeschlechter. Auf der einen Seite führten äußere Bedingungen zu einem Einkommensverlust, andererseits konnten sich viele Adelshäuser nicht neben den aufstrebenden Territorialstaaten behaupten. Dem suchten diese kleinen Adeligen zu entgehen, indem sie sich bei diesen Territorialfürsten als „Beamte“, damals Räte genannt, andienten. Für die Klingenberger boten sich dafür das Erzherzogtum Österreich bzw. Württemberg an, aber auch der Königs-/Kaiserhof des Reiches.
Unter Caspar von Klingenberg († 1439), Hauptmann der Rittergesellschaft vom Sankt Jörgenschild und kaiserlicher Rat bei Kaiser Sigismund, war der Höhepunkt erreicht: Hohentwiel mit den Orten Arlen und Worblingen, die Städte Blumenfeld, Möhringen und Dettigkofen, die Erbschaft der Hälfte von Bürglen, Güter und Zehntrechte verteilt über das Hegau, den Thurgau und am Untersee. Die Klingenberger hatten dem König Geld leihen können und besaßen deshalb Pfandrechte auf die Reichssteuern von Ravensburg, Memmingen, Biberach an der Riß, Kaufbeuren, Buchhorn und Leutkirch. Dies war auch der Lohn für geleistete Kriegsdienste. Vertreter der Klingenberger finden sich als Gefallene in vielen Schlachten, der damaligen Zeit: Heinrich von Klingenberg, der im Waldviertel in Niederösterreich die bedeutende Herrschaft Litschau besaß und Erbvogt des Kollegiatstiftes Eisgarn war[2], gefallen am 26. August 1346 in der Schlacht von Crécy, Sigmund von Klingenberg am 9. Juli 1386 in der Schlacht bei Sempach und Rudolf, genannt Hürus von Schönau dem Ehemann der Anna von Klingenberg zusammen mit Martin Malterer, dem Schwager von Hans, genannt Schoch von Klingenberg und, der wiederum am 9. April 1388 in der Schlacht bei Näfels fiel. An dieser Schlacht nahm auch dessen Neffe Hans von Klingenberg, Ritter zu Stein teil, dem wir in der sogenannten Klingenberger Chronik eine Beschreibung dieser Schlacht verdanken. Am 17. Juni 1405 fiel Hans von Twiel, der Sohn des Schoch, in der Schlacht am Stoss. Der Enkel Caspars von Klingenberg, ebenfalls Caspar genannt, fiel im Schwabenkrieg 1499 bei Rielasingen.
Nach dem Tod Caspars von Klingenberg, dem Hauptmann des Ritterbundes mit Sankt Georgenschild, begann der Abstieg der Familie. Bedingt durch die Realteilung befanden sich teilweise bis zu fünf Familien auf dem Hohentwiel. Es wurde vereinbart, dass die Tore mit fünf Schlüsseln zu sichern seien, so dass niemand ohne Einverständnis der anderen Familien Zutritt erlangen solle. 1443 musste Bürglen verkauft werden, 1447 die Vogtei Eggen. 1457 kam es zum Verkauf von Stein am Rhein und der Burg Klingenberg. 1538 erfolgte die endgültige Übergabe des Hohentwiel an Württemberg, den Ulrich von Württemberg bereits 1521 unter Rückgabevorbehalt erworben hatte und der Verkauf der Bibermühle an Stein am Rhein.
Mit dem Tod des zwölfjährigen Hans Georg von Klingenberg im Jahr 1583 starb das Geschlecht aus.
Harald Derschka: Die Ministerialen des Hochstiftes Konstanz (Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte: Vorträge und Forschungen; Sonderband 45). Thorbecke, Stuttgart 1999, ISBN 3-7995-6755-0, S. 147–158.
Casimir Bumiller: Hohentwiel. Die Geschichte einer Burg zwischen Festungsalltag und großer Politik. Stadler Verlag, Konstanz, 2. bearb. Aufl., 1997; ISBN 3-7977-0370-8.
J. Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch, Heidelberg 1905, Band 2, S. 299–306 (mit Stammbaum) online
Rudolf Wigert: Homburg und die ehemaligen Herrschaften von Klingenberg. In: Thurgauer Beiträge zur vaterländischen Geschichte. Band 43, 1903, S. 4–69. Digitalisat
↑Markus Schäfer: Die Herkunft der Freiburger Familie namens Geben Online
↑ Christoph Tepperberg, „Die Herren von Puchheim im Mittelalter“, Seite 47; Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, Herbst 1978