Der im damals noch selbständigen Sterkrade geborene Klaus-Peter Kirchrath zog 1935 mit seinen Eltern nach Altona/Elbe, wo er als Jugendlicher für Ottensen 07, Altona 93 und den Hamburger SV spielte. Kurz vor Kriegsende wurde er noch zur Wehrmacht eingezogen. Nach Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft absolvierte er 1947 die Reifeprüfung am Christianeum, an dem auch sein Vater unterrichtete, und nahm anschließend ein Studium an der Sporthochschule Köln auf, das er 1950 mit Diplom abschloss. Zuvor hatte er 1949 im sogenannten „Herberger-Lehrgang“ an der Seite von später renommierten Trainern wie Herbert Burdenski, Georg Gawliczek, Emil Izsó, Kuno Klötzer, Helmut Kronsbein und Martin Wilke bereits das Examen als staatlich geprüfter Fußballlehrer bestanden.[2] Daneben schnürte er seine Stiefel noch für den TSV Rodenkirchen.
Anschließend nahm Kirchrath auf die Empfehlung von Bundestrainer Sepp Herberger hin – mit dem er in regelmäßigem fachlichen und persönlichen Kontakt stand – das Angebot des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbands als SHFV-Trainer und Leiter der Sportschule Malente an, wo er bis 1970 tätig war; sein Nachfolger wurde Hans Merkle. Mit der Verbandsauswahl erreichte er 1961 das Endspiel im DFB-Länderpokal, das er mit 1:2 gegen die von Martin Wilke trainierten Hamburger Auswahl verlor. Von 1962 bis 1970 arbeitete er parallel zu seiner Tätigkeit in Schleswig-Holstein auch als Trainer beim Norddeutschen Fußballverband, dessen Auswahlmannschaften regelmäßig Spiele v. a. gegen dänische und holländische Teams austrugen. Zwischen 1970 und 1975 leitete er als Sportdirektor des Landesverbands Niedersachsen die Sportschule Barsinghausen.
Kirchrath beschrieb sich selbst im Rückblick als zeittypisch autoritären Trainer, der beispielsweise Spieler, die sich bei der Rückkehr in die Sportschule verspäteten, mit den Worten „Melden Sie sich bei Ihrem Chef, ich habe bereits mit ihm telefoniert.“ nach Hause schickte. Verbands- und Vereinsfunktionäre, die abends ihre Straßenschuhe – wie damals in Hotels üblich – vor die Zimmertür stellten, fanden sie am nächsten Morgen unverändert vor und mussten sie selbst putzen.[5] Altonas Stürmer Werner Erb bezeichnete ihn im zeitlichen Rückblick als „gut, aber etwas zu viel Lehrer, kein Fußballer“.[6]
Ausbildungs- und Lehrtätigkeit
1975 wechselte Klaus-Peter Kirchrath wieder nach Schleswig-Holstein, wo er bis 1991 am sportwissenschaftlichen Institut der Christian-Albrechts-Universität in Kiel als Dozent für Fußball und Tennis lehrte. 1977 erfolgte eine Berufung für ein Semester an die Pennsylvania State University.
Kirchrath hat außerdem bereits seit den frühen 1960ern eine Vielzahl von Seminaren und Lehrgängen in Europa, Amerika und Afrika abgehalten. Besonders intensiv hat er sich um die Trainerausbildung in der Türkei gekümmert,[7] wo er alleine in den 1960ern über hundert Trainer der 1. und 2. Division ausgebildet, geprüft und lizenziert hat und darum als „Vater der türkischen Trainer“ gilt.[8] Im Jahr 2005 verlieh ihm der türkische Fußballverband TFF für seine dortigen Verdienste über mehr als vier Jahrzehnte den „Ehrenschild“, den bis heute (2009) außer Kirchrath nur zwei ehemalige Präsidenten der TFF, Hasan Cemal Polat und Sahir Gürkan, erhalten haben.
Nach seinem Eintritt in den Ruhestand lebte Klaus-Peter Kirchrath im Altonaer Stadtteil Ottensen, nur einen Steinwurf von seiner ehemaligen Wirkungsstätte auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn entfernt. Noch als 80-Jähriger schwang er selbst den Tennisschläger.[9]
Literatur
Norbert Carsten: Altona 93. 111 Ligajahre im Auf und Ab. Die Werkstatt, Göttingen 2003, ISBN 3-89533-437-5
Reinhard Gusner: „Ist das dort nicht...?“ Ein Portrait über Klaus-Peter Kirchrath. In: SHFV-Magazin III/2007 (PDF der Ausgabe)
Ralf Hohmann/Deutscher Sportclub für Fußballstatistiken e.V.: Fußball in Hamburg 1945 bis 1963. Alle Ligen, alle Tabellen, alle Ergebnisse. AGON, Kassel 2007, ISBN 3-89784-333-1
Bernd Jankowski, Harald Pistorius, Jens Reimer Prüß: Fußball im Norden. 100 Jahre Norddeutscher Fußball-Verband. Geschichte, Chronik, Namen, Daten, Fakten, Zahlen. AGON Sportverlag, Kassel 2005, ISBN 3-89784-270-X.
Christian Jessen: Sepp Herbergers Mann in Malente. Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, 2013 ([1] Link zum Artikel auf shz.de)
↑Carsten, S. 187; Gero Bisanz/DSHS: 40 Jahre Fußball-Lehrer-Ausbildung. Köln 1988.
↑Gusners Behauptung (S. 26), Kirchrath habe 1954 mit Brunsbüttelkoog den ersten Schleswig-Holstein-Pokalwettbewerb gewonnen, trifft nach Aussage Kirchraths nicht zu.