Das Symposium wurde 1963 von dem österreichischen Keramikkünstler Kurt Ohnsorg (der sein Sommer-Atelier damals in Gmunden am Fuß des Grünbergs betrieb) begründet. Ohnsorg war inspiriert von den seit 1959 vom Künstlerkollegen Karl Prantl im Römersteinbruch St. Margarethen organisierten und ebenfalls bahnbrechenden Bildhauersymposien und schuf damals das erste Symposium der Welt speziell für Keramikkunst.
Es fand unter Ohnsorgs Leitung (veranstaltet vom Gmunder Ausstellungsverein und vom Wiener Josef-Hoffmann-Seminar für keramische Gestaltung) sechsmal in Gmunden statt, zunächst (1963) als Gmundner Sommerseminar für Keramik, dann bis 1967 unter der Bezeichnung Internationales Gmundner Sommerseminar für Keramik. Das 6. Symposium 1969 bekam dann die Bezeichnung 6. Internationales Keramiksymposium Gmunden, und als Trägerverein wurde damals auch ein „Verband Internationaler Keramiksymposien Gmunden“ ins Leben gerufen.
Das Symposium war als Keramik-Werkstatt und -Seminar in Kooperation mit der Österreichischen Sanitär-Keramik- und Porzellan-Industrie-Aktiengesellschaft (ÖSPAG) konzipiert (Markennamen Lilienporzellan und Austrovit-Sanitärkeramik), welche 1967 von der „Laufen-Keramik“ übernommen wurde.[1] Die ÖSPAG stellte ihre Produktionsstätte in Gmunden-Engelhof[2] für die künstlerischen Aktivitäten zur Verfügung.[3]
Das erste Symposium 1963 wurde (neben der o.a. ÖSPAG) auch durch die Gmundner Fa. Schleiss-Keramik unterstützt[4], das letzte Symposium 1969 dann auch durch die Fa. Gmundner Keramik[5].
Mit dem Freitod (1970) des erst 1969 als Professor an die damalige „Kunstschule der Stadt Linz“ berufenen Kurt Ohnsorgs sowie dem Ende der Kooperation mit der ÖSPAG nach deren Übernahme durch Laufen (Unternehmen) verlor das Symposium seine Gmundner Ankerpunkte. Es gab Ansätze, es ab 1970 unter der Leitung von Kurt Spurey weiterzuführen,[6] doch fanden die weiteren Keramik-Symposien in der Gmundner Tradition zunächst an anderen Orten statt, wie 1972 in Stoob (Burgenland) oder 1974 in Vösendorf (Niederösterreich[7]). 1978 fand dann letztmals ein Keramik-Symposium unter der Leitung von Kurt Spurey in Gmunden als „7. Internationales Keramiksymposium Gmunden“ statt.
Grundlagen ab 1989
Ab 1989 wurde die künstlerische Tradition am Standort der Porzellan- und Keramikproduktion in Gmunden durch die Organisation der seither jährlich veranstalteten Keramikwochen Gmunden[8] wiederbelebt. Hier gesellte sich zum sogenannten Töpfermarkt Gmunden von Anfang an (auf Initiative von Günter Praschak, dem Nachfolger von Kurt Ohnsorg an der nunmehrigen Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz, sowie der ebenfalls dort ab 1986 lehrenden Maria Baumgartner) ein Begleitprogramm mit Kunst-Ausstellungen und Symposien, genannt „Akzente“. Auf dieser seither wieder gewachsenen Basis einer künstlerischen Tradition wurde dann 2003 das Konzept eines internationalen Künstler-Symposiums wiederbelebt und neu implementiert.
Neustart ab 2003
Mit-Initiator (neben der Stadt Gmunden und der Abteilung Keramik an der Kunstuniversität Linz) und Hauptsponsor war und ist die verbleibende[9] bedeutende Gmundner Keramik-Firma, die traditionsreiche Manufaktur Gmundner Keramik (Inhaber damals Johannes Graf v. Moy), die sich anlässlich des 100-jährigen Firmenjubiläums am Standort Gmunden (= seit 1903 als „Schleiß-Keramik“) im Jahr 2003 als Sponsor engagierte. Das Symposium trägt daher seither auch die Zusatz-Bezeichnung „KUNST.WERKSTATT der Gmundner Keramik“.
Träger des Keramiksymposiums Gmunden ist seit 2003 offiziell der Verein zur Förderung europäischer Keramikkünstler. Organisiert wird das Symposium zusammen mit den o.a. Keramikwochen Gmunden von der Kulturabteilung der Stadt Gmunden.
Das Keramiksymposium als Wanderausstellung
Eine Besonderheit des Keramiksymposiums Gmunden ist seit 2003, dass die dort entstandenen Arbeiten dann an verschiedenen Standorten und Kunstmuseen in ganz Europa in Form einer Wanderausstellung präsentiert werden. Details sind der folgenden Übersicht zu entnehmen.
Themen, Teilnehmende, Ausstellungsorte
Bei den von Kurt Ohnsorg geleiteten Seminaren/Symposien wurden die Teilnehmenden durch Ohnsorg in seiner Eigenschaft als künstlerischer Leiter des „Josef-Hoffmann-Seminars für keramische Gestaltung“ (Co-veranstalter der Symposien) ausgewählt, ab 1964 aus einer wachsenden Schar von internationalen Anmeldungen.
Die Teilnahme am „neuen“ Keramiksymposium Gmunden ab 2003 wurde und wird international (europaweit) ausgeschrieben, die Teilnehmenden durch eine Jury ausgewählt, sowie die Ausstellung der Arbeiten durch einen Beirat begleitet und kuratiert.
Hier gibt es einen Überblick über die bisherigen Symposien inkl. der Vorläufer 1963–1978:
Jahr (Nr.)
Jury/Beirat (Vorsitz), Leitung
allfälliges Arbeitsthema
Jeweils von der Jury / der Leitung ausgewählte Teilnehmende
Genia Berger (ISR), Heinz Frech (AUT), Brian Glover (GB), Gerda Lepschi (AUT), Hans Lifka (CH), Maya Lightbody (CAN), Barbara Nägerl (AUT), Karel Nepras (CZE), Kurt Ohnsorg (AUT), Joszef Peri (HUN), Anneliese Reischke-Jahn (GER), Ernst Riedler (AUT), Lynn Settje (USA), Zbynek Sekal (CZE), Anna M. Smith (USA), Vera Szekely (FRA), Lubor Těhník (CZE), Olgierd Truszynski (POL), Angela Varga, Alfred Zinhobel (beide AUT))
Gmunden: (a) Atelier Kurt Ohnsorg, (b) ÖSPAG-Werksgelände; heute auch: (c) Kammerhof-Museen Gmunden, Keramik-Sammlung, dazu: (d) Keramik von Künstlern aus 12 Staaten, Internationaler Künstler-Club (IKC), Palais Pálffy, Wien (Werke des 2. und 3. Keramiksymposiums Gmunden 1966).[10]
Charles K. Baxter (USA), Maud Friedland (IRL), Marian Haissmann–Magelund (DAN), Gernot Mühlbacher, Barbara Niemann, Kurt Ohnsorg, Anton Raidel (alle AUT), Klaus Schultze (GER), Václav Ńerák (CZE), Robert Stultiens (NED), Ernst Rieder, Alfred Zinhobel (beide AUT)
Gmunden: (a) Atelier Kurt Ohnsorg, (b) ÖSPAG-Werksgelände; damals auch (c) Kammerhof-Galerie Gmunden; dazu später auch (d) Kammerhof-Museen Gmunden, Keramik-Sammlung
James K. Amoah (GHA), Perla de Bardin (ARG), Leif Helge Neger (NOR), Siegfried Enk (AUT), Helen Goldberg (USA), Hubert Groiemert (GER), Bernhard Griess, Hans Haumer, Manfred Kohl (alle AUT), Rufin Kominek (POL), Justine Liebmann (AUT), Hans Lifka (CH), Anders Liljefors (SWE), Juraj Marth (CZE), Patriciou Mattescu (ROM), Jean Mayer, Gedula Ogen (beide ISR), Kurt Ohnsorg, Ernst Riedler, Gerda Spurey, Kurt Spurey (alle AUT), Imre Schrammel (HUN), Maria Voyatsoglu (GRE), Alfred Zinhobel (AUT)
Gmunden: (a) Atelier Kurt Ohnsorg, (b) ÖSPAG-Werksgelände; dazu (c) Internationaler Künstler-Club (IKC), Palais Pálffy, Wien; heute auch (d) Kammerhof-Museen Gmunden, Keramik-Sammlung
Arbeitsthema: Industrie, Großgewerbe und Freiplastik
Henri Abiola (NIG), Josef Blumenthal (ISR), Yoko Gunji (JAP), Tony Franks, David Hamilton (beide GB), Marit Lindberg (SWE), Janos Majoros (HUN), Kurt Ohnsorg (AUT), Filiz Osgüven (TUR), Primula Pandit (IND), Aisaku Suzuki (JAP), Kurt & Gerda Spurey (AUT), Lubor Těhník (CZE), Annerie Teuling (NED), Peter Weihs (AUT))
Gmunden: (a) Atelier Kurt Ohnsorg, (b) ÖSPAG-Werksgelände; heute auch: (c) Kammerhof Gmunden (Ausstellung der Werke des Internationalen Keramiksymposions 1969), dazu d) Kammerhof-Museen Gmunden, Keramik-Sammlung
Carol Abraham (USA), Franz Josef Altenburg (AUT), Jody Baral (USA), Peter Hotzy, Paul Lester, Hans Lifka (alle AUT), Christian Pasuello (CAN), Günter Praschak (AUT), Cheryl Russel (CAN), Kurt Spurey, Ingeborg Strobl (beide AUT), Kensaku Uke, Shohei Yuasa (beide JAP), Alfred Zinhobel (AUT)
Gmunden: (a) ÖSPAG-Werksgelände; heute auch: (b) Kammerhof-Museen Gmunden, Keramik-Sammlung
Claudia Casali (ITA), Gabi Dewald (GER), Frank Louis (AUT), u. a.
kein Arbeitsthema
János Fischer, Anna Dorothea Klug (beide GER), Sofie Norsteng (NOR), Giorgio di Palma (ITA), Eva Pelechová (CZE), Eva Roucka (CZE), Giovanni Ruggiero (ITA), Kim Sangwoo (SUI), Andreas Vormayr, Heidrun Weiler (beide AUT)
Nani Champy Schott (FRA), Gabi Dewald (GER), Lilli Hollein (A), Matteo Zauli (ITA), u. a.
kein Arbeitsthema
Enrica Casentini (ITA), Beate Gatschelhofer (AUT), Jonathan Keep (GB), Helene Kirchmair (AUT), Yara Lettenbichler (AUT), Hélène Loussier (FRA), Annette Lucks (GER), Aino Nebel (GER), Tomasz Niedzio (POL), Brigitte Pénicaud (FRA)
(a) K-Hof – Kammerhof Museum Gmunden, Österreich; (b) LAUFEN INNOVATION HUB an der Marienstiege, Wien, Österreich; (c) Galerie Scharmüller, Fornach, Österreich; (d) Keramikmuseum Westerwald, Höhr-Grenzhausen, Deutschland; (e) Museo Carlo Zauli, Faenza, Italien; (f) Museum La Piscine Roubaix, Frankreich
Literatur
Kurt Ohnsorg: Internationales Gmundner Sommerseminar für Keramik 1964. In: Oberösterreich. Landschaft, Kultur, Wirtschaft, Fremdenverkehr, Sport (Zeitschrift); Jg. 14 (1964), Heft 3/4, S. 40–41.
Kurt Ohnsorg (Hg.): Internationales Sommerseminar für Keramik 1964, Wien 1964: Erwin Metten GmbH (32 Blatt).[12]
Kurt Ohnsorg (Hg.): Internationales Sommerseminar für Keramik 1965: Raum und Farbe, Wien 1965: Erwin Metten GmbH (22 Blatt).
Kurt Ohnsorg (Hg.): Internationales Sommerseminar für Keramik 1966, Wien 1966: Erwin Metten GmbH (12 Blatt).[13]
Kurt Ohnsorg (Hg.): Internationales Sommerseminar für Keramik 1967, Wien 1967: Erwin Metten GmbH (14 Blatt).[14]
Kurt Ohnsorg (Hg.): 6. Internationales Keramiksymposium Gmunden, Beilage zur Zeitschrift kunst + handwerk, Nr. 10/69, unpag. S. I-XII.
Kataloge der Symposien 2003–2015, abrufbar online über die o.a. Homepage des Keramiksymposiums Gmunden (dzt. nur bis 2013); alle auch vorhanden in der Deutschen Nationalbibliothek – DNB;
↑„Engelhof“ ist jener Stadtteil im Osten von Gmunden, der auch den alten Lokalbahnhof der Lokalbahn Lambach-Gmunden beherbergte
↑vgl. Gabi Dewald (2003): Die Keramiksymposien Gmunden: Geschichte, in: Verein zur Förderung europäischer Keramikkünstler (Hg.): Keramiksymposium Gmunden 2003, Gmunden, S. 6–9, auch online, abgefragt 4. Jänner 2017.
↑Veranstalter war der Gmundner Ausstellungsverein mit Franz Schleiß als Obmann, und dieser stellte sein "Atelierhaus" sowie die Labors der "keramischen Werkstatt Schleiß" für die Ausführung der Arbeiten zur Verfügung, vgl. René Edenhofer: Kurt Ohnsorg, Lebensstationen 1927–1970, in: Carl Aigner / Reinhard Linke (Hg.): Kurt Ohnsorg. Keramik aus Leidenschaft, Weitra 2017: Bibliothek der Provinz, S. 13.
↑Diese stellte (neben der ÖSPAG mit ihren Standorten Wilhelmsburg (Niederösterreich) und Gmunden-Engelhof) ihr Gmunder Werk für einen Teil der Teilnehmer zur Verfügung.
↑Die einstige zweite bedeutende Gmundner Keramik-Firma ÖSPAG, Sponsor und Co-Träger der ersten Symposien 1963–1978, stellte ihre Gmundner Porzellan-Produktion 1990 ein (Sanitär-Keramik wird nach wie vor hergestellt).