Karin Dor war in jungen Jahren Filmkomparsin. Sie heiratete 1954 mit 16 Jahren den 30 Jahre älteren österreichischen Regisseur Harald Reinl, der ihr ihre erste Sprechrolle verschaffte und sie danach in vielen seiner Filme einsetzte. Bei der Hochzeit 1954 gab Dor sich angeblich als zwei Jahre älter aus, um ohne Schwierigkeiten heiraten zu können; deshalb wird in manchen Schriften 1936 als ihr Geburtsjahr genannt. 1955 wurde ihr Sohn Andreas geboren.[3] Die Ehe hatte bis 1968 Bestand.
International bekannt wurde sie durch die Filme James Bond 007 – Man lebt nur zweimal (1967) und Topas von Alfred Hitchcock (1969). Sie starb dort spektakuläre Filmtode: Im Bond-Film wurde sie als rothaarige Agentin Helga Brandt von Piranhas gefressen, bei Hitchcock als Kubanerin Juanita von ihrem eifersüchtigen Liebhaber erschossen. Hitchcock wollte die Sterbeszene wie eine Liebesszene aussehen lassen. Die Kamera war direkt über ihr und ihrem Szenenpartner John Vernon positioniert. Man hört den Schuss, Dor fällt zu Boden, und ihr violettfarbenes Kleid öffnet sich wie eine Blüte. Hitchcock hatte dafür an dem Kleid Fäden anbringen lassen, an denen von mehreren Personen außerhalb des Kamera-Blickwinkels im Moment des Fallens gezogen wurde.
Bis in die frühen 1970er Jahre erhielt sie immer wieder Gastrollen in internationalen Film- und auch Fernsehproduktionen wie Ihr Auftritt, Al Mundy (1969) oder Der Chef (1970). Die allgemeine Filmflaute in jener Zeit, ihre Scheidung von Harald Reinl (1968) und eine Krebserkrankung beeinträchtigten zwischenzeitlich ihre Karriere als Schauspielerin.[4]
1972 heiratete sie den Kaufmann Günther Schmucker; die Ehe wurde 1974 geschieden. 1985,[5] nach anderen Angaben 1988,[6] heiratete sie den Stuntman George Robotham und lebte dann lange Zeit in den Vereinigten Staaten. Mit ihrem an Alzheimer erkrankten dritten Ehemann kehrte sie nach Deutschland zurück. Robotham starb im Februar 2007 in Bonn im Alter von 86 Jahren.
Sie orientierte sich neu und spielte viel am Theater in Klassikern wie Tartuffe, aber auch in Boulevardkomödien wie Der Neurosenkavalier, mit dem sie über 500 Mal auftrat. Sie wirkte auch gelegentlich noch in Fernseh- und Kinoproduktionen mit. Ihr Comeback im Kino hatte sie 2006 in Ich bin die Andere als alkoholkranke Mutter an der Seite von Katja Riemann. Seit August 2008 spielte sie in der eigens für sie geschriebenen KomödieMan liebt nur dreimal oder Die Katze am Theater in der Komödie im Bayerischen Hof in München.[7] Kurze Zeit nach einem Sturz im Juli 2016 trat sie wieder in der Komödie im Bayerischen Hof auf, erholte sich aber nicht mehr von den Unfallfolgen.[8] Sie starb am 6. November 2017 im Alter von 79 Jahren in einem Münchener Pflegeheim und wurde in Simbach am Inn beigesetzt.[9]
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 2: C – F. John Paddy Carstairs – Peter Fitz. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 429.
↑Film: Bond-Girl und Winnetous große Liebe - Karin Dor ist tot. In: Die Zeit. 8. November 2017, ISSN0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 17. Dezember 2017]).
↑Karin Dor. In: Internationales Biographisches Archiv, 25/2007 vom 23. Juni 2007, ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 18/2015 (abgerufen via Munzinger Online).
↑Roman Schliesser: Die Supernase. Karl Spiehs und seine Filme. Verlag Carl Ueberreuter, Wien 2006, S. 30.