Bei der Reichstagswahl 1890 verloren die Kartellparteien ihre bisherige Mehrheit. In seiner Politik der Versöhnung setzte von Caprivi auf die Verständigung mit der Zentrumspartei. Mit der Unterstützung der Nationalliberalen Partei, der Deutschkonservativen Partei
und der Freikonservativen Partei konnte er sozialpolitische Reformen und ein Ende von Bismarcks Schutzzollpolitik auf den Weg bringen. Die Konservativen standen seinen Plänen skeptisch gegenüber, sahen sich jedoch als staatstragende Parteien gezwungen ihnen zuzustimmen.[1]
Nachdem eine Mehrheit der Zentrumsfraktion gegen die Erhöhung des Wehretats gestimmt hatte, kam es zu Neuwahlen. Bei der Reichstagswahl 1893 konnten die Kartellparteien zulegen. Dennoch war von Caprivi auf die Zustimmung des Zentrums zu seiner Politik angewiesen. In der Folge konnte er mit Hilfe eines Teils des Zentrums, der Kartellparteien und der neugegründeten, von den Liberalen abgespalteten und regierungstreuen Freisinnigen Vereinigung den Wehretat erhöhen.
Zusammensetzung
Kabinett Caprivi 20. März 1890 bis 28. Oktober 1894