Józef Wilkoń (* 12. Februar1930 in Bogucice bei Wieliczka[1]) ist ein polnischer Maler, Bildhauer und Bildwirker, außerdem Autor und Illustrator von Bilderbüchern von internationalem Rang. In deutscher Sprache sind seit seinem Debüt mit Der Kranich mit dem einen Bein (1963) mehr als 60 Bücher mit seinen Illustrationen erschienen, darunter 2012 Tallula – Königin der Nacht. Wegen seiner außergewöhnlichen Illustrationen wird er von der Presse zu den „produktivsten und originellsten Künstlern unserer Zeit“ (eselsohr)[2] gezählt. Seine allgemeine Anerkennung als Künstler zeigt sich auch durch die Nominierung auf der „Auswahlliste“ zum Deutschen Jugendliteraturpreis (1964 und 1966) und den Gewinn der Goldmedaille (1969) und des Ehrenpreises (1973) auf der Biennale der Illustrationen in Bratislava sowie des Premio Grafico (1980 und 1991) auf der Bologna Children’s Book Fair.
Wilkoń studierte Malerei an der Kunsthochschule Krakau und Kunstgeschichte der Jagiellonen-Universität in Krakau (Abschluss: 1954); zwischen beiden Studien verbrachte er ein Jahr in Paris. In polnischer Sprache erschienen mehr als 100 von ihm illustrierte Bücher. Seine Bücher sind neben dem Polnischen in 14 Sprachen (Bokmal, Chinesisch, Dänisch, Deutsch, Englisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Japanisch, Niederländisch, Norwegisch, Schwedisch, Spanisch, Tschechisch) erschienen. Viele seiner Bilderbücher entstanden in Zusammenarbeit mit seinem Sohn Piotr, der die Texte verfasste. Basierend auf seinem Buch Der Fischer auf dem Meeresgrund (1997) wurde 2011 in Polen der zwölfminütige Animations-Kurzfilm Rybak na dnie morza unter der Regie von Leszek Gałysz und Agnieszka Taborska produziert. Neben seiner Tätigkeit als Illustrator arbeitet Wilkoń auch als Bildhauer, vor allem von Tierskulpturen.
Wilkoń wurde mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen für sein Werk bedacht. Sein Werk wurde national wie international in verschiedenen Ausstellungen präsentiert. In Japan ist derzeit ein ihm gewidmetes Museum im Aufbau. Über sein künstlerisches Schaffen informiert der Kurz-Dokumentarfilm Bzik Kulturalny – Józef Wilkoń.[3] Wilkoń lebt in Zalesie Dolne in Polen.
Bücher in deutscher Sprache
In deutscher Sprache sind rund 70 von Wilkoń illustrierte Bücher erschienen. Sein Debüt gab er mit Der Kranich mit dem einen Bein (1963). Anschließend folgten Herr Minkepatt und seine Freunde (1965), Löwenkinder (1968), Bonko (1969), Der Panther und der Schimpanse (1969), Der eitle Pfau (1970), Der kleine Herr Timm und die Zauberflöte Tirlili (1970), Die Schatzinsel (1972), Ein Baum für Filippo (1973), Kossik – Das Gemskitz (1973), Robinson Crusoe (1973), Ein Löwe ist kein Elefant (1975), Wolfskinder, Minka und die Wildpferde (1976), Tom Sawyer (1977), Jussuf will ein Tiger sein (1978), Waldkonzert (1979), Polnische Geschichte in Bildern (1979), Der kleine Hund (1981), Der Bärenberg (1982), Die Geschichte vom guten Wolf (1982), Wem gibt der Elefant die Hand? (1982), Die Herberge zu Bethlehem – Ein Nord-Süd Weihnachtsbuch (1983), Bären im Schnee (1984), Das Pferd am Nil (1984), Mein neuer Ball (1984), Die Pipistrellis (1985), Hase hopp hopp hopp (1985), Ich rieche Honig! (1985), Sankt Nikolaus kommt (1985), Warum der Bär sich wecken ließ (1985), Der Clown sagte nein (1986), Hugo der Babylöwe (1986), Der kleinste Elefant der Welt (1987), Die falschen Flamingos (1987), Die sieben Mondtaler (1987), Thomas und die Taube (1987), Der kleine Hirte und der große Räuber (1988), Lieber Schneemann, wohin willst du? (1988), Mister Browns Katze (1988), Was bin ich (1988), Der Streit um den Regenbogen (1989), Der tollkühne Hugo (1989), Rosalind, das Katzenkind (1989), Atuk, der Eskimojunge (1990), Ich, der Kater (1990), Tonio auf dem Hochseil (1990), Das allererste Weihnachtslied (1991), Hugo und sein kleiner Bruder (1991), Katzenausflug – Eine kleine Geschichte (1991), Leopanther – Eine Liebesgeschichte (1991), Die Arche Noah (1992), Die vier Kinder der Erde (1992), Die Tiere sind frei! (1993), Die Tigerin trägt Hermelin (1993), Fabelhafte Tiergeschichten (1993), Wölfchen (1993), Das Mondgesicht (1994), Das Schiff der Riesen – Geschichten aus dem bunten Flickensack (1995), Holpeltolpel starker Freund (1995), Zwei Freunde (1995), Die Antilope mit der Harfe – Märchenhafte Tiergeschichten (1996), Klara sucht das Glück (1996), Gold für König Otakar (1997), Der Fischer auf dem Meeresgrund (1997), Kleiner großer Bär (2000), Stoppel, Poppel oder Hoppel? (2000), Mein Großvater war ein Kirschbaum (2001), Frau Drosselmann (2002), Die Amsel und der Papagei (2004) und Tallula – Königin der Nacht (2012).
Die von Wilkoń in Deutschland erschienenen Bücher wurden von unterschiedlichen Autoren verfasst, unter anderem die folgenden: Piotr Wilkoń (8), Eveline Hasler (2), P. Buxil (1), Daniel Defoe (1), Uwe Friesel (1), Janosch (1), Irina Korschunow (1), Wladimir Majakowskij (1), Paul Schaaf (1), Robert Wolfgang Schnell (1), Günter Spang (2), Robert Louis Stevenson (1), Stanisław Szydłowski (1), Mark Twain (1). Für drei von ihm illustrierte Bücher schrieb Wilkoń auch den Text: Minka und die Wildpferde (1976), Ich rieche Honig! (1985) und Frau Drosselmann (2002). Ebenfalls für drei von ihm illustrierte Bücher lieferte Wilkoń für den Text die grundlegende Storyidee: Mister Browns Katze (1988), Ich, der Kater (1990) und Wölfchen (1993). Bei Jussuf will ein Tiger sein (1978) und Der kleine Hirte und der große Räuber (1988) schrieb Wilkoń den Text zusammen mit einem Coautor. Mit 25 Publikationen ist der Großteil von Wilkońs 68 Büchern in deutscher Sprache beim Nord-Süd Verlag erschienen. Weitere Verlage im deutschsprachigen Raum, die Wilkoń publiziert haben, sind: Bohem (13), Patmos Verlag (12), Middelhauve (7), Parabel Verlag (3), Loewes (2), Atlantis (1), G. Bitter (1), Gimpel (1), Holz (1), Otto Maier (1) und Schweizer Volksbuchgemeinde (1).
Die Verfügbarkeit von Wilkońs in deutscher Sprache erschienenen Büchern ist sehr schlecht. Derzeit sind mit Löwenkinder (1968), Jussuf will ein Tiger sein (1978), Wem gibt der Elefant die Hand (1982) und Tallula – Königin der Nacht (2012) nur vier seiner Bücher verfügbar. Alle anderen Bücher sind vergriffen und ausschließlich antiquarisch erhältlich.
Zitate von Wilkoń
Über die Kunst des Illustrierens sagt Wilkoń:
„Es ist einfach, falls man einige Dinge weiß. Zuerst muss man wissen, wie das, was man malen will, ausschaut: Ein Mensch, ein Fisch, ein Vogel, ein Blatt oder ein Tier. Dann, wie es sich bewegt: Wie es rennt, kriecht, schleicht oder fliegt. Für viele ist dies das Ende des Lernweges. Einige gehen aber weiter und können die Tageszeiten malen, den Mond, wie er scheint, einen Vogel, der singt, sie können sogar Sorgen und Freude malen, Angst und Mut. Wenige können Schlaf, Ruhe und sogar den Geruch und Geschmack einer Frucht malen. Wenn man all dies weiß, muss man noch wissen, wie man Text und Illustration zusammen fügt, so dass sie sich ergänzen und eine Spannung im Buch wächst wie beim Theater und alles in die richtige Zeit und richtige Proportion bringt.“
„Józef Wilkoń gehört zweifelsohne zu den produktivsten und originellsten Künstlern unserer Zeit. Seit mehr als fünf Jahrzehnten versteht er es, sowohl Kinder als auch Erwachsene in den Bann seiner Tierbilder zu ziehen. Bilder, die mittlerweile mehr als 200 Bücher schmücken und ihm auf der ganzen Welt Anerkennung und Sympathie eingebracht haben.“
„Józef Wilkoń ist in Polen ein gefeierter Künstler. Er ist der Vater der aktuellen polnischen Kinderbuchillustration.“
– Christina Raabe: Vorwort, in: Und die Tiere kamen zu zweit. Józef Wilkoń und die aktuelle polnische Kinderbuchillustration, Katalog zur Ausstellung, Herausgeber: Internationale Jugendbibliothek, 2009[6]
Der Kranich mit dem einen Bein (1963)
„Für Kinder, sie schon einen Sinn für Pointen haben, berichtet die an eine alte italienische Novelle angelegte Fabel, wie man sich aus einer unangenehmen Affäre ziehen kann, wenn man nur um eine witzige Antwort nicht verlegen ist. Illustrationen von erlesener Farbigkeit, voll Anmut und Humor korrespondieren mit der feinen Hintergründigkeit des Textes auf das Trefflichste.“
„Auch das zweite von Scherf edierte Buch gefällt durch seine ausgesprochen glückliche Obereinstimmung von Text- und Bildteil: Robert Louis StevensonsSchatzinsel, von Jozef Wilkon so dramatisch wie realistisch illustriert.“
„Wie denn, was denn – noch ein Arche-Noah-Buch zu den unzähligen, die es schon gibt und die sich, eben weil die Begebenheit so attraktiv zu malen ist (exotische Tierstudien! bewegte Seestücke!), von Jahr zu Jahr um weitere Exemplare vermehren? Ja und nein. Natürlich handelt es sich auch hier um die sattsam bekannte Geschichte, nichts Wesentliches ist dazuerfunden, nichts weggelassen worden. Was bei der Wilkorischen Fassung jedoch frappiert, sind imaginäre Bildunterschriften, die sich wie von selbst im Kopf des Betrachters einstellen; lapidar und eindringlich wie die Zwischentitel bei Stummfilmen, die über das bloße Illustrieren einzelner Handlungssequenzen hinaus kunstvoll Stimmung erzeugen. [...] Wer seinen Kindern photorealistische Nashörner, Tiger oder Flußpferde vorführen will, sollte lieber zu einem Naturkundebuch greifen. Wer ihnen aber die Geschichte einer sensationellen Überlebensaktion bieten möchte, kommt voll auf seine Kosten. Und wird vielleicht Zeichnungen ernten, die fünfzehn Jahre später wie eine Zeitmaschine wirken.“
„Wilkoń wäre nicht Wilkoń, wenn er diese Chance nicht nützte; Erstaunen und Entzücken sind garantiert. Zu sehr Künstler, um in Sachbuch-Akribie zu verfallen, malt er mit Pastellkreiden Glut und Wind, den Aufmarsch des Grüns und herbstlichgrelles Wirtschaften, und eine schwarze, geheimnisvolle Grille jagt auf einem Heupferd durch die Nächte des übermüdeten Sommers. Die Hügel tun sich auf, um den Regenbogen einzulassen, und das Baumhaus der Krähen erinnert mit seinen geöffneten Läden an Magrittes „Die Stimme des Blutes“.“
„Ein düsteres, aber wunderschönes, poetisches und letztlich natürlich auch harmloses Bilderbuch des Altmeisters Jozef Wilkon, der die Geschichte um Tallula, der kleinen Fledermaus „aufgeschrieben von Adam Jaromir“ kongenial in Szene gesetzt hat.“
– Thomas Schmitz: Tallula (PDF-Datei; 15,8 MB), in: schmitzkatze 16, November 2012, S. 47.[11]
„Es ist ein Buch für Connaisseure. Denn Tallula ist die Geschichte einer Selbstfindung. [...] Und wie so oft, wenn man endlich sein Milieu gefunden hat, klappt´s auch mit den Nachbarn: lichtscheue Tierchen werden Tallulas neue Freunde. Asseln, Schaben, Tiefseekraken. Was ließen sich da mit Kindern nicht alles für neue Freunde dazu erfinden! Man könnte einen Monsterabend veranstalten, zu Fasching, zu Halloween und überhaupt, immer wenn Ausgrenzung das Thema ist, wäre das Tallula-Buch erste Wahl – denn oft ist alles nur eine Frage der Blickrichtung, sagt Tallula und lässt sich kopfüberhängen. Großartiges, dunkles Buch voller Liebe!“
– Christine Paxmann: Eine Frage des Berufs, in: eselsohr, Februar 2013, S. 12.[12]
Bibliografie (Auswahl)
Mit den rund 70 in deutscher Sprache erschienenen Büchern ist Józef Wilkońs Bibliografie in folgender Tabelle vermutlich vollständig. Nicht klar ist bei diesen Büchern, inwieweit diese auch Originalausgaben sind oder Übersetzungen fremdsprachiger Originalausgaben. Nicht vollständig ist außerdem die Auflistung von Wilkońs Büchern, die nur im Ausland und nicht in deutscher Sprache erschienen sind.