Josef Guggenmos, geboren am 2. Juli 1922 in Irsee in Schwaben, war das älteste von drei Kindern. Sein Vater war Pfleger in der Heil- und Pflegeanstalt im ehemaligen Benediktinerkloster Irsee, die Mutter Schneiderin. Nach der Volksschule besuchte er das Humanistische Gymnasium (siehe Rhabanus-Maurus-Gymnasium) in St. Ottilien am Ammersee als Interner. Das Abitur wurde ihm 1942 zuerkannt. 1941 zog man ihn zum Kriegsdienst in der Wehrmacht ein (in diesem Jahr begann das NS-Regime den Russlandfeldzug). Nach einer Ausbildung zum Funkabhörer wurde er in Nikolajew (Ukraine) und in Reval stationiert. 1945 während seines Marschbefehls nach Oslo (einem weiteren Ort für die Funkabwehr) kam er bei Kriegsende in Dänemark für einige Wochen in englische Kriegsgefangenschaft.
Sowohl am Schwarzen Meer wie auch in Reval interessierte er sich für die Sprache und die Kultur des Landes. In Reval veröffentlichte er zusammen mit seinem Vorgesetzten Gedichte in der dortigen Zeitung.
1959 heiratete er Therese Wild und ließ sich in seinem Geburtshaus in Irsee nieder. Dort lebte er mit ihr und seinen drei Töchtern Ruth, Vera und Bettina als freier Schriftsteller und blieb dort wohnen bis zu seinem Lebensende.
Er unternahm verschiedene Reisen, unter anderem nach Italien, Frankreich und Namibia. Im deutschsprachigen Raum hielt er zahlreiche Lesungen vor allem an Schulen.
Zu seinem 80. Geburtstag wurde er zum ersten Ehrenbürger seines Heimatortes ernannt. Er starb am 25. September 2003.
Werk
Josef Guggenmos, der „Meister der kleinen Form“[1] gilt als einer der bedeutendsten Kinderlyriker der deutschen Literatur. Wegen seiner klaren, tiefgründigen Sprache, die einlädt, mit ihr zu spielen, wird er gleichermaßen von Kindern wie von Erwachsenen geschätzt.
Sein Interesse für Kindergedichte wurde bei der Übersetzung des Buches A child’s garden of verses von Robert Louis Stevenson geweckt. 1956 erschien der erste Gedichtband für Kinder Lustige Verse für kleine Leute.
Mit dem Gedichtband Was denkt die Maus am Donnerstag gelang ihm 1967 der Durchbruch – er wurde dafür mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Es folgten über 80 weitere Bücher. Für sein Gesamtwerk erhielt er 1993 den Sonderpreis zum Deutschen Jugendliteraturpreis und 1997 den Österreichischen Staatspreis für Kinderlyrik.
Nach seinem Tod veröffentlichte Hans-Joachim Gelberg, sein langjähriger Verleger, eine Zusammenstellung der schönsten Gedichte (Groß ist die Welt).
Neben Gedichten, Geschichten, naturkundlichen Büchern für Kinder schrieb er auch für Erwachsene unter anderem den Lyrikband Gugummer geht über den See.
Anfang der 1980er Jahre und verstärkt in seinen letzten Lebensjahren beschäftigte er sich mit dem Haiku, einer japanischen Gedichtform. Seine Haikus flossen als Kurzgedichte in Sammelbände ein und wurden postum in einer Auswahl unter dem Titel Rundes Schweigen veröffentlicht.
Zitate
von Josef Guggenmos:
„Vielleicht kann Kinderliteratur mithelfen, die Kinder wacher, lebendiger, furchtloser, fröhlicher zu machen? Damit sie später nicht aufhören Mensch zu sein. Das wäre viel.“[2]
„Theodor Haecker rühmt die Sprachkunst Vergils als die höchste, weil sie nicht nach glatter Vollendung trachtet, sondern ein Sprachwerk schafft, das ein lebendiger Organismus sei, hier weich, dort fest, hier ruhend, dort beweglich und fließend. Von solcher Art aber – kein schnurrendes Spielwerk, sondern lebendig, Fleisch und Blut durch und durch – müssen Kindergedichte sein.“[3]
In Rheinland-Pfalz gab es von 2000 bis 2012 den Josef-Guggenmos-Wettbewerb, einen Schreib-Wettbewerb für alle vierten Schulklassen.[5]
Josef-Guggenmos-Preis
Seit 2016 wird mit dem Josef-Guggenmos-Preis von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. ein nach Guggenmos benannter und mit 3000 € (Stand 2020) dotierter Preis speziell für Kinderlyrik vergeben.[6][7]
Preisträger
2016: Arne Rautenberg, für Unterm Bett liegt ein Skelett. Gruselgedichte für mutige Kinder. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2016, ISBN 978-3-7795-0551-8.
2020: Leta Semadeni, für Tulpen / Tulipanas. Zweisprachig, deutsch / rätoromanisch. Illustriert von Madlaina Janett. Zürich 2019, ISBN 978-3-7269-0185-1.
2022: Nils Mohl, für An die, die wir nicht werden wollen. Eine Teenager-Symphonie.Tyrolia, Innsbruck 2021, ISBN 978-3-7022-3956-5
↑nach Hans-Joachim Gelberg: Ein Dichter, der für Kinder schreibt. Sonderdruck zu Ehren des 70. Geburtstages von Josef Guggenmos. Beltz & Gelberg-Verlag, 1992, S. 5.
↑nach dem Nachwort von Was denkt die Maus am Donnerstag? Georg Bitter Verlag, Recklinghausen 1967 sowie Beltz & Gelberg, Weinheim 1998.
↑Der Josef-Guggenmos-Preis. Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur, abgerufen am 21. Dezember 2018.
Literatur
Kurt Franz: Josef Guggenmos und das Kindergedicht. In: Albrecht Weber (Hrsg.): Handbuch der Literatur in Bayern. Pustet, Regensburg 1987, ISBN 3-7917-1042-7, S. 651–660.
Hans-Joachim Gelberg: Ein Dichter, der für Kinder schreibt. Sonderdruck zu Ehren des 70. Geburtstages von Josef Guggenmos. Beltz Gelberg-Verlag, Weinheim 1992, ISBN 3-407-00015-4.
Dino Larese: Josef Guggenmos. Amriswiler Bücherei, Amriswil 1980.
Rosmarie Mair: Ein gutes Leben leben: Josef Guggenmos. In: Der Schwabenspiegel. Augsburg 2008, S. 184–210.
Hans Meier: Josef Guggenmos zu Ehren. Laudatio aus Anlass der Verleihung des „Amriswiler Apfelbaums“. In: Jugendbuchmagazin. Bd. 31 (1981), Heft 2, S. 59f.
Claudia Pecher: Meister der kleinen Form. Dem Lyriker Josef Guggenmos zum 80. Geburtstag. In: Literatur in Bayern. Bd. 69 (2002), S. 32–35.
Nadine Wendland: Die Erschließung des Nachlasses von Josef Guggenmos. Ein Werkstattbericht. In: Bibliotheksforum Bayern. Bd. 16 (2022), Heft 3, S. 48–51 (online).
Dieter Zeile: Vergil für Kinder – Gugummer – Meister des Haiku. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Konrad, Weißenhorn 2010, ISBN 978-3-87437-546-7, S. 381–412.