Im Frühling 1972 folgte sie ihrer Zwillingsschwester Gisela und deren Freund, dem Schauspieler Rolf Zacher, nach Rom. Dort lernte sie den Opium anbauenden Bommi Baumann kennen. Der italienische Produzent Carlo Ponti bot ihr und ihrer Zwillingsschwester einen Fünfjahresfilmvertrag an, den sie jedoch ablehnte. Statt für das Kino entschied sich Jutta Winkelmann für das Leben, „das war noch fantastischer“. Federico Fellini hatte die „Zwillinge aus Deutschland“ für einen Film gecastet. Die Rollen bekamen sie nicht, weil sie kein Telefon besaßen – da sie nur ihre Freiheit haben wollten. Jutta Winkelmann wollte ein Leben führen, das so spannend war, dass sie am Ende ein Buch darüber schreiben konnte.[1]
Als der Enkel des amerikanischen Multimillionärs J. Paul Getty, John Paul Getty III 1973 entführt wurde, den ihre Schwester Gisela im gleichen Jahr in Italien kennengelernt hatte, wurden die Zwillingsschwestern vorübergehend als Tatverdächtige inhaftiert.[2] 1974 heiratete ihre Schwester John Paul Getty III. Der aus dieser Ehe stammende Schauspieler Balthazar Getty (* 22. Januar 1975) ist ihr Neffe.
Zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Gisela Getty bildete Jutta Winkelmann das It-Girl-Paar der deutschen 68er-Bewegung, wobei es ihr mehr darum ging, sich selbst zu verändern als die Gesellschaft.
Gründung des Harem
Jutta Winkelmann gründete 1976 gemeinsam mit Rainer Langhans, der Fotografin Anna Werner und dem Fotomodell Brigitte Streubel in München den „Harem“, eine überwiegend spirituell ausgerichtete Lebensgemeinschaft um Langhans, zu der 1978 auch Christa Ritter und 1991 ihre Zwillingsschwester Gisela hinzustießen.[3]
Dokumentation über Timothy Leary
In Los Angeles lernten die Zwillingsschwestern Timothy Leary kennen. Der Harvard-Dozent Timothy Leary widmete sich vor allem der Erforschung psychedelischer Drogen. In den 1990er Jahren wurde der Umgang mit dem Tabuthema Tod zu seinem neuen Forschungsgebiet. Die Zwillingsschwestern und Filmemacherinnen Gisela Getty und Jutta Winkelmann begleiteten ihn dokumentarfilmerisch bei dem Umgang mit seinem nahenden Tod 1994.
Literarische Tätigkeit
Jutta Winkelmann, Gisela Getty und Jamal Tuschick schrieben Die Zwillinge oder Vom Versuch, Geld und Geist zu küssen. Erzählt wird die Lebensgeschichte der beiden Zwillingsschwestern in der 68er-Generation. Das Buch stieß zwar auf schlechte Kritiken,[4] der Rezensent der NZZ bezeichnete es als „historisches Dokument eines verblendeten Narzissmus“ und als „eitle[s], selbstgefällige[s] Buch“.[5]Matthias Matussek schrieb jedoch im Spiegel: „Ein teuflischer Cocktail aus Drogendelirien, Gangster-Irrsinn und Sex in Künstlerbetten.“ und „Die Zwillinge haben ein sexuelles Gangstertum, ein sadomasochistisches Raffinement, das auch auf den zweiten Blick noch spannend bleibt.“[6]
Das 2013 gemeinsam mit ihrer Schwester Gisela Getty verfasste Buchprojekt Unter dem Cherrytree wird in einer Rezension der Tageszeitung Die Welt als „eine Privatmythologie […], halb japanischer Manga, halb indische Mythologie, Apokalypse und ewig rollendes Lebensrad“ beschrieben.[7]
Die letzten Jahre in München
2014 machte Jutta Winkelmann ihre Erkrankung an Knochenmetastasen[8] eines zurückliegenden Brustkrebses öffentlich. Ihren Kampf gegen den Krebs dokumentierte Winkelmann in dem Ende 2016 erschienenen Buch Mein Leben ohne mich. Der letzte Eintrag in ihrem Blog trägt den Titel no haiku und beginnt mit „lange werde ich hier nicht mehr sein / möglich, sagt mein gott / wahrscheinlich, denke ich“.[9]
Die Mutter eines Sohns und einer Tochter lebte als Regisseurin, Fotografin und Autorin in München-Schwabing.
Werke
Kidnapping Paul. Die Geschichte einer Entführung (gemeinsam mit Gisela Getty), weissbooks.w, Frankfurt am Main 2018, ISBN 978-3-86337-125-8.
Unter dem Cherrytree (gem. mit Gisela Getty), BoD Norderstedt, Edition Bildstein, Leipzig, Dresden 2013, ISBN 978-3-7322-4630-4.
Die Zwillinge oder Vom Versuch, Geld und Geist zu küssen, (gem. mit Gisela Getty und Jamal Tuschick), weissbooks.w, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-940888-01-3.
Living in freedom, (Bildtonträger, Film), Kamphausen, Bielefeld 2000, ISBN 3-933496-47-0.