Joy Fleming, 1944 im pfälzischen Rockenhausen geboren, kam aus einer musikalischen Familie: Ihr jüngerer Bruder Otto M. Raad[1] ist Bandleader und Gründungsmitglied der Mannheimer Rock-’n’-Roll-Band Just for Fun, ihre Schwester war ebenfalls Musikerin, ihr ältester Sohn Bernd Peter Fleming ist Musiker und Sänger.
Im Alter von 14 Jahren gewann sie einen lokalen Schlagerwettbewerb mit dem Lied Ciao, Ciao Bambina. Nach einer Lehre als Verkäuferin sang sie im Alter von 16 Jahren gemeinsam mit ihrer Schwester Jazz und Blues in Bars und Kneipen für die in Mannheim stationierten amerikanischen Soldaten. 1966 trat sie der 1965 gegründeten Band Hit Kids bei, mit der sie als Joy & The Hit Kids (1969 umbenannt in Joy Unlimited) mehrere Singles veröffentlichte. Ein Fernsehauftritt im Talentschuppen des Südwestfunks (SWF) brachte ihr 1968 den Durchbruch.
Ab 1971 setzte Fleming ihre Karriere als Solosängerin fort und war mit dem Neckarbrückenblues, der mit einem Text von Carl J. Schäuble auf Mannemerisch gesungen wird, erfolgreich. Zu dieser Zeit managte sie der Verleger und Musiker Peter Kirsten und nahm mit ihr mehrere Platten auf. Die Band Joy Unlimited machte ab 1971 ohne Fleming weiter.
1976 heiratete sie Bernd Liebenow, der auch ihr Manager wurde. Die Familie zog nach Hilsbach auf einen Bauernhof. Es folgten Tourneen unter anderem nach Argentinien, in die DDR (1980 zusammen mit dem Jochen-Brauer-Sextett, als eine von wenigen westdeutschen Künstlerinnen), nach Skandinavien, China, mehrmals nach Frankreich und in die Sowjetunion. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den japanischen Outstanding Award.
1990 gründete Fleming zusammen mit Liebenow und dem Pianisten Claude Schmidt das Label Rö-Mo Records, den Rött’l-Mouse-Verlag. Die Musikgruppe United Wanderers gründete sie mit Memo Kurt und Bernd Liebenow. Schmidt wurde nach einem Jahr durch Maher Fladung ersetzt, mit dem Fleming zahlreiche Lieder und Kompositionen arrangierte.
1997 trat als neuer Lebensgefährte der französische Komponist und Musiker Bruno Masselon in ihr Leben, der auch ihr Pianist und Arrangeur wurde. Für die Fernsehshow Glücksrad sang Fleming 1991 den von Klaus-Peter Sattler komponierten Titelsong und zur Eröffnung des Großen Preises 2005 der Formel 1 auf dem Hockenheimring die Deutsche Nationalhymne. Für die Kinderserie Anne mit den roten Haaren sang Fleming 1987 die deutsche Version der Titelmelodie.
Bis zu ihrem Tod lebte Fleming in Hilsbach mit Masselon zusammen. Am 27. September 2017 starb sie im Alter von 72 Jahren.[2] Sie hinterließ drei Kinder: eine Tochter aus erster Ehe mit Strube und zwei Söhne aus der Ehe mit Liebenow. Sie wurde auf dem Ortsfriedhof von Hilsbach beigesetzt.[3]
Im Jahr 2006 war Fleming in der Sendung Die Promiküche – Kochspaß mit Dirk Bach zu sehen, in der Dirk Bach Gäste zu Hause besuchte und mit ihnen kochte.[5]
Bühnenadaption
Im Jahr 2023 wurde anlässlich der Bundesgartenschau in Mannheim das Musical Ein Lied kann eine Brücke sein von Georg Veit über den Werdegang der Künstlerin geschrieben und auf dem BUGA-Gelände gezeigt, in dem original Songs und Neukompositionen auf die Bühne gebracht wurden. In den Hauptrollen spielten Jeannette Friedrich und Andreas Matthias Pagani. Das Musical wurde an 15 Abenden aufgeführt.[6] Im darauffolgenden Jahr wurde das Musical auf der Seebühne im Luisenpark mit einem neuen zweiten Teil aufgeführt.[7] Ob die Produktion des Capitols im Jahr 2025 wieder stattfinden kann wird aktuell noch geprüft.
In Mannheim wurde Joy Fleming 2019 mit dem Straßennamen „Joy-Fleming-Ring“ im neuen Mannheimer Wohnquartier Franklin geehrt.[10]
Literatur
Joy Fleming, Horst Wörner: Über alle Brücken. Erinnerungen. Gerhard Hess, Bad Schussenried 2013, ISBN 978-3-87336-427-1.
Jan Feddersen: Ein Lied kann eine Brücke sein. Die deutsche und internationale Geschichte des Grand Prix Eurovision. Hoffmann und Campe, Hamburg 2002, ISBN 3-455-09350-7.