Josef Sablatnig wurde im Haus Heuplatz 4 in der Klagenfurter Innenstadt geboren. Seine Eltern waren bäuerlicher Herkunft. Der Vater, Simon Sablatnig, war ein Fleischselcher und stammte aus Auen bei Schiefling am Wörthersee. Die Mutter, Anna geb. Ertl, stammte aus Radlach im oberen Drautal.[4]
Sablatnig maturierte 1904 in Klagenfurt, wo er Mitglied des Corps Arminia wurde[5], und studierte anschließend Maschinenbau an der TH Graz, wo er der Grazer akademischen Burschenschaft Allemannia, der er bis zu seinem Tode angehörte, beitrat und E-Technik an der Technischen Hochschule Brünn studierte. Nach der II. Staatsprüfung im Jahr 1909[6] erhielt Sablatnig am 9. Dezember sein Diplom als Ingenieur. Während des Studiums kam er mit dem Motorrennsport in Kontakt und nahm in der Folge als Beifahrer von Otto Hieronimus an internationalen Autorennen im europäischen Ausland teil. Bei einem solchen Aufenthalt in Frankreich wurde er in Pau Zeuge der Flugvorführungen von Wilbur Wright. Als kurz darauf der Kärntener Automobilklub eine Luftfahrtabteilung gründete und auf Sablatnigs Rat hin einen Wright Flyer erwarb, begann er im Herbst 1909 bei der Flugmaschine Wright GmbH auf dem Flugplatz Johannisthal eine Ausbildung zum Piloten, die er in seinem Heimatland fortsetzte und am 24. August 1910 als zwölfter Österreicher abschloss. Noch vor Erwerb des Pilotenscheins führte er ab Mai mit dem Flyer öffentliche Schauflüge in Klagenfurt, Graz und Görz durch. Es folgte die Teilnahme an der Nationalen Flugwoche in Johannisthal, dem Wiener-Neustädter Flugmeeting und weitere Vorführungen in Prag, Lemberg und Wels.
1911 nahm er eine Tätigkeit bei Louis Blériot auf und danach auf Initiative von Manfréd Weiss in Wiener Neustadt bei den Österreichisch-ungarischen Autoplanwerken. Im selben Jahr erfolgte auf Anfrage von Prinz Heinrich von Preußen seine Umsiedlung und Einbürgerung nach Deutschland, wo Sablatnig 1913 für kurze Zeit Teilhaber der neugegründeten Union-Flugzeuwerke GmbH in Berlin-Teltow wurde.
Nach dem Krieg baute er Marineflugzeuge zu Verkehrsmaschinen um und bediente damit zunächst die Linie Berlin-Warnemünde. 1919 konstruierte er seine erste echte Passagiermaschine, die SAB P I und nahm mit ihr die erste deutsche Auslandslinie auf: Ab 21. April 1919 flog die Sablatnig Flugzeugbau GmbH im Liniendienst nach Kopenhagen und Stockholm. Das zivile Verkehrsflugzeug SAB P III konstruierte Hans Seehase für ihn[7]. Sablatnig war auch Mitbegründer des Dansk Luftexpress und erwarb Postkonzessionen für die Strecke Stockholm–Göteborg. Außerdem wurde unter seiner Mitwirkung 1919 ein Verband der Luftverkehrswirtschaft gegründet. Nachdem der ehemalige Chef der IdFlieg, Wilhelm Siegert, 1920 als Berater in Sablatnigs Firma gewechselt hatte,[8] beteiligte er sich an einer Linienverkehrsgesellschaft (Lloyd Luftverkehr Sablatnig, durch Fusion mit einer Tochtergesellschaft des Norddeutschen Lloyd entstanden) und bediente Strecken zwischen Berlin und Hessen. In dieser Zeit war unter anderem Victor Entler in seiner Konstruktionsgesellschaft tätig.
Am 1. Mai 1933 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 2.638.059).[9][10] Zuletzt mit der Entwicklung von Sturmbootsmotoren betraut, wurde er am 16. Juni 1945 in Berlin von der sowjetischen Besatzungsmacht inhaftiert[3], weshalb ihn ältere Quellen 1945 als vermisst angeben[6]. Tatsächlich wurde er in das sowjetische Speziallager Buchenwald überführt, wo er 1946 starb[3].
Karl-Dieter Seifert: Josef Sablatnig, der Sablatnig Flugzeugbau und sein Chefkonstrukteur Hans Seehase. 1. Auflage. Nora, Berlin 2002, ISBN 3-935445-63-6.
Sandi Sitar: Letalstvo in Slovenci I. Borec, Ljubljana 1985. Katalogeintrag bei Cobiss
Josef Strauss: Sablatnig, Josef. In: Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška, von den Anfängen bis 1942. Wien, Böhlau Verlag 2016, Bd. 3., S. 1148–1149.
↑Vergleiche Der Motorwagen. Automobil- und flugtechnische Zeitschrift, Jahrgang 19, Berlin: Krayn; S. 428; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche