Krips wurde als Sohn des Wiener Arztes Josef Jakob Krips (1866–1927) in der Rudolfinergasse in Wien-Döbling geboren. Als Sechsjähriger sang er im Chor der Wiener Karmeliterkirche. Er erhielt eine humanistische Schulbildung und wurde in Klavier und Harmonielehre unterrichtet. Mit 13 Jahren bekam er seine erste Geige. Von 1918 bis 1921 war er Violinist an der Wiener Volksoper. 1920/21 studierte er bei Eusebius MandyczewskiMusiktheorie an der Wiener Musikakademie, außerdem war er Privatschüler von Felix Weingartner. Nachdem anfangs die Violine sein Hauptfach war, wechselte er bald zum Dirigieren.
Von 1921 bis 1924 wirkte er als Korrepetitor und Weingartners Assistent, später als Chordirigent und Kapellmeister an der Wiener Volksoper. Nach einjährigen Engagements als Opernchef am Stadttheater in Aussig an der Elbe (Böhmen) und erster Kapellmeister in Dortmund wurde er 1926 zum Hofkapellmeister an der Badischen Hofkapelle Karlsruhe und kurze Zeit später zum damals jüngsten Generalmusikdirektor Deutschlands ernannt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 kehrte er als Dirigent nach Wien zurück, wo er Hausdirigent an der Wiener Staatsoper wurde. 1935 übernahm er eine Professur an der Wiener Musikakademie.
Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland 1938 zog Krips nach Belgrad, wo er ein Jahr als Gastdirigent an der Oper und an der Philharmonie arbeitete. 1939 ging er nach Wien zurück, erhielt aber wegen der jüdischen Herkunft seines Vaters Berufsverbot und wurde zum Reichsarbeitsdienst herangezogen. Nach einem kurzen Engagement in Budapest arbeitete er heimlich als Korrepetitor und gab Privatstunden, 1943 erhielt er durch einen Freund eine Stelle in einer Lebensmittelfirma und wurde daher nicht zur Wehrmacht eingezogen.
Nach dem Krieg war Krips der einzige österreichische Dirigent, der als unbelastet galt und sofort wieder arbeiten durfte. So wurde Krips zu einem der meistgefragten Dirigenten. Krips dirigierte an der Volksoper und im Theater an der Wien. Als Erster leitete er nach dem Zweiten Weltkrieg die Wiener Philharmoniker und dirigierte bei den ersten Salzburger Festspielen der Nachkriegszeit. In den Jahren 1946 und 1947 leitete er das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker und gründete das Wiener Mozart-Ensemble, das weltweit Gastspiele absolvierte und für seine besondere Gesangs- und Spielkultur gerühmt wurde. Er leitete die Wiener Hofmusikkapelle und konzertierte bei der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und bei der Konzerthausgesellschaft. 1949 wurde er Leiter der Kapellmeisterschule an der Wiener Musikakademie.[1]
Zur großen Zahl der Aufnahmen von Krips gehören beispielsweise die Sinfonien von Beethoven mit dem London Symphony Orchestra, die 1960 aufgenommen wurden und in den 1990er Jahren auf CD erschienen. Bekannt sind auch seine Interpretationen von Mozart-Opern wie Don Giovanni oder Die Entführung aus dem Serail. Mit dem Amsterdamer Concertgebouw-Orchester nahm er von 1972 bis 1974 einen acht Langspielplatten umfassenden Zyklus von Mozarts späten 20 Sinfonien auf.
Krips war dreimal verheiratet: in erster Ehe (1925) mit Maria Heller, geb. Rotsch († 1930) aus Aussig, in zweiter (1947) mit Maria(nne) (Mitzi) Weinlinger, geb. Willheim (1897–1969), in dritter (1969) mit Harrietta Procházka (1938–2015).[3] Sein Bruder Henry Krips (1912–1987), der die australische Staatsangehörigkeit annahm, war ebenfalls Dirigent.
Das Grab von Krips' Eltern auf dem Sieveringer Friedhof wurde trotz Protesten und obwohl es eine Gedenkstätte für Krips' nach Australien vertriebene Schwestern Maria Luise Leicht (1909–1989) und Luise Maria Rogers (1904–1995) war, im Jahr 2019 aufgelassen.
Schriften (Auswahl)
Ohne Liebe kann man keine Musik machen … Erinnerungen. Herausgegeben und dokumentiert von Harrietta Krips. Böhlau, Wien (u. a.) 1994, ISBN 3-205-98158-8. (Ausgabe auf Französisch, 1999: ISBN 2-88011-157-9).
Erich H. Müller (Hrsg.): Deutsches Musiker-Lexikon. W. Limpert-Verlag, Dresden 1929.
Alain Pâris: Klassische Musik im 20. Jahrhundert: Instrumentalisten, Sänger, Dirigenten, Orchester, Chöre. 2. erweiterte, völlig überarbeitete Auflage, dtv, München 1997, ISBN 3-423-32501-1, S. 431.
Josef Krips: Josef Krips erzählt und dirigiert. Radiosendung zum 20. Todestag des Dirigenten, 15. Oktober 1994. Opernkonzert spezial. 1 DAT-Kassette (60 min, sp, mono). ORF Ö1, s. l. 1994, OBV.
Joseph Krips. Sammlung von Zeitungsartikeln. Sammlung Josef Treitl. Fünf lose Blatt Zeitungsausschnitte in 1 Mappe. Wien 2001, OBV (Memento vom 6. November 2013 im Webarchiv archive.today).