Der Sohn eines Richters am Obersten Gerichtshof Ecuadors und der Tochter eines Generals schlug bereits unmittelbar nach seinem Studium 1923 eine politische Laufbahn ein. Nach kurzer Zeit als Vertreter des Partido Liberal im Kongress war er an der Gründung der Sozialistischen Partei beteiligt, bevor er als Diplomat nach Frankreich ging.
In den folgenden Jahrzehnten hatte er diplomatische Posten u. a. in Brasilien, China, Kolumbien und Japan inne. Von 1940 bis 1944 war er ecuadorianischer Generalkonsul in den USA. Später war er Botschafter in den Niederlanden, Nicaragua, Venezuela und Großbritannien. Von 1952 bis 1958 lebte er in Paris, wo er für die UNESCO arbeitete. 1966 war er unter Präsident Otto Arosemena kurzzeitig Außenminister seines Landes, gab dieses Amt jedoch wegen Differenzen mit Arosemena auf.
Seit 1943 erschienen Essays sowohl von als auch über Andrade (H.R. Hays: Jorge Carrera Andrade: Magician of Mirrors) in amerikanischen Literaturzeitschriften. 1946 erschien in New York sein erstes Buch in englischer Sprache Secret Country, übersetzt von Muna Lee. In den folgenden Jahren erschienen Essays und Artikel Andrades jeweils in den Ländern, in denen er sich im diplomatischen Dienst aufhielt. In Frankreich erschienen zwei Bücher in bilingualen (spanisch-französisch) Ausgaben.
Das Spätwerk seit Lugar de Origen (1945) ist durch die Anschauung der heimatlichen Tropenlandschaft gekennzeichnet.
In den 1950er Jahren wurden Andrades Werke zunehmend ins Englische übersetzt. 1950 erschien in England Vistor of Mist in der Übersetzung von G.R. Coulthard, Thomas Merton, John Malcolm Brinnin und Donald Walsh übersetzten seine Gedichte für Zeitschriften und Anthologien, J. M. Cohen nahm Werke von ihm in das Penguin Book of Spanish Verse (England, 1956), Willis Barnstone in die Modern European Poetry (New York, 1966) auf. Auch in dänischen, französischen und deutschen Anthologien erschienen seine Werke. H.R. Hays veröffentlichte 1972 Selected Poems, und 1973 erschien eine Auswahl seiner Vorlesungen unter dem Titel Reflections On Latin American Literature.
1976 erschien unter seiner Leitung seine Obra poética completa bei der Casa de la Cultura Ecuatoriana "Benjamín Carrión", und die Academia de la Lengua von Ecuador schlug ihn im gleichen Jahr für den Literaturnobelpreis vor. 1977 erhielt er den Premio Eugenio Espejo der ecuadorianischen Regierung.
Werke
Estanque Inefable, 1922
La guirnalda del silencio, 1926
Boletines de mar y tierra (mit einem Vorwort von Gabriela Mistral), 1930
Latitudes, 1934
El tiempo manual, 1935
Biografía para uso de los pájaros, 1937
Microgramas, 1940
Mirador Terrestre
La República del Ecuador, encrucijada de América
Lugar de Origen 1945
El visitante de niebla y otros poemas
Rostros y climas, 1948
Familia de la Noche
La Tierra Siempre Verde, 1955
Viajes por países y libros, 1961
Antología poética de Pierre Valéry (Übersetzung)
Poesía Francesa Contemporánea (Übersetzung)
Literatur
Carrera Andrade. In: Der Literatur-Brockhaus. Bd. 1: A-FT, Mannheim 1988, S. 366.