John P. A. Ioannidis (* 21. August1965 in New York City) ist ein griechisch-US-amerikanischer Gesundheitswissenschaftler und Statistiker. Er ist Professor für Medizin und Professor für Epidemiologie und Bevölkerungsgesundheit an der Stanford University School of Medicine sowie Professor by Courtesy für biomedizinische Datenwissenschaft an der Stanford University School of Medicine, Professor by Courtesy für Statistik an der Stanford University School of Humanities and Sciences und Kodirektor des Innovationszentrums für Meta-Forschung in Stanford, ebenfalls Stanford University School of Medicine.[1]
Bekannt wurde er insbesondere durch seine Methodenkritik, mit der er einen breiten Diskurs um die Qualität und Integrität medizinischer Forschung anstieß; 2005 veröffentlichte er den Artikel Why Most Published Research Findings Are False, der zur meistaufgerufenen Fachpublikation in der Geschichte von Public Library of Science wurde (~ 3 Millionen Zugriffe).[2] Ioannidis gehört zu den meistzitierten Wissenschaftlern weltweit.[3][4] Im Jahr 2008 hatte er bereits etwa 400 Publikationen unter Peer-Review veröffentlicht und war Mitglied der Chefredaktion von mehr als 18 peer-reviewten Fachzeitschriften.[5]
2015 trug er als erster mit einer Publikation zum Aufdecken des Skandals um Theranos bei. Im Februar 2015 schrieb er im Journal of the American Medical Association, dass in der medizinischen Forschungsliteratur keinerlei von Experten begutachtete Forschungsergebnisse von Theranos veröffentlicht wurden.[6][7]
„Mit John Ioannidis als neuem Einstein BIH Visiting Fellow gewinnt Berlin den wohl wichtigsten Unterstützer, um die Forschungspraxis und Leistungskultur in der Biomedizin tatsächlich auf Dauer grundlegend zu verändern.“[13]
Standpunkte zur COVID-19-Pandemie
Im März 2020 kritisierte Ioannidis in einem Editorial auf der Website STAT den Mangel an empirischen Belegen bei der politischen Entscheidungsfindung in der globalen Reaktion auf die COVID-19-Pandemie und nannte sie ein „Evidenz-Fiasko, wie es in einem Jahrhundert nur einmal vorkommt“.[14]
“Some worry that the 68 […] in the U.S. as of March 16 will increase exponentially to 680, 6,800, 68,000, 680,000 … along with similar catastrophic patterns around the globe. Is that a realistic scenario, or bad science fiction?”
„Manche sorgen sich, dass die 68 US-Todesfälle bis zum 16. März [2020] exponentiell anwachsen werden auf 680, 6.800, 68.000, 680.000 ... mit ebenso katastrophalen Verläufen in anderen Ländern. Ist das realistisch, oder schlechte Science Fiction?“
Marc Lipsitch, der Director des Center for Communicable Disease Dynamics an der Harvard T.H. Chan School of Public Health, widersprach Ioannidis am Tag darauf auf STAT.[15] Die Zahl von 680.000 Todesopfern wurde in den USA am 22. September 2021 überschritten.[16]
In einem Interview nur einen Monat nach diesem Artikel sprach Ioannidis erneut von „augenscheinlicher Science-Fiction“, bezog dies nun aber auf Vorhersagen von zwei Millionen Todesfällen in den USA und 40 Millionen weltweit. Die Schäden der Massenquarantäne könnten laut Ioannidis „viel schlimmer sein als alles, was das Corona-Virus anrichten kann“.[17][18] Seine Aussagen wurden in der Öffentlichkeit und der Wissenschaft kontrovers diskutiert und führten zu persönlichen Angriffen (sowohl gegen als auch von Ioannidis).[19][20]
mit Sander Greenland, Mark A. Hlatky, Muin J. Khoury, Malcolm R. Macleod, David Moher, Kenneth F. Schulzand und Robert Tibshirani: Increasing value and reducing waste in research design, conduct, and analysis. In: The Lancet. Band383, Nr.9912, 8. Januar 2014, S.166–175, doi:10.1016/S0140-6736(13)62227-8.
↑J. P. A. Ioannidis: Stealth Research: Is Biomedical Innovation Happening Outside the Peer-Reviewed Literature? In: JAMA: The Journal of the American Medical Association. Band313, Nr.7, 2015, S.663–664, doi:10.1001/jama.2014.17662, PMID 25688775.
↑David H. Freedman: Wrong: Why Experts Keep Failing Us. 1. Auflage. Little, Brown and Co, New York 2010, ISBN 0-316-02378-7 (englisch): “Born in 1965 in the United States to parents who were both physicians, he was raised in Athens, where he showed unusual aptitude in mathematics and snagged Greece’s top student math prize. …”
↑Neues Zentrum für Meta-Research prüft Forschungsqualität. In: Deutsches Ärzteblatt. (aerzteblatt.de [abgerufen am 14. April 2019]).
↑John Ioannidis baut in Berlin ein Zentrum zur Qualitätssicherung in der medizinischen Forschung auf. In: Informationsdienst Wissenschaft. (idw-online.de [abgerufen am 14. April 2019]).