Johann Zanger wurde 1517 in Innsbruck geboren. Er erhielt seine erste musikalische Ausbildung durch seine Eltern. Er war von 1523 bis 1526 unter Thomas Stoltzer († 1526) Diskantsänger in der Hofkapelle König Ludwigs II. von Böhmen und Ungarn († 1526) in Buda. Infolge der vernichtenden Niederlage des ungarischen Heeres gegen die Osmanen in der Schlacht bei Mohács floh Zanger mit Mitgliedern der Hofkapelle 1527 nach Wien. In der dortigen Hofkapelle des neuen ungarischen Königs, des HabsburgersFerdinand I., wirkte der rund zehnjährige Zanger ebenfalls als Sänger. In Wien erhielt er musiktheoretischen Unterricht bei dem Hofkapellmeister Heinrich Finck († 1527) und dessen Nachfolger Arnold von Bruck. Zanger studierte in Wien von 1536 bis 1540 Rechtswissenschaft als kaiserlicher Stipendiat. Er setzte sein juristisches Studium in Köln und Prag fort, bevor er 1542 nach Wittenberg wechselte.
Zanger publizierte zahlreiche theologische Schriften, darunter Übertragungen von Abhandlungen seines obersten Dienstherrn Martin Chemnitz in die deutsche bzw. lateinische Sprache. Seine bedeutendste Veröffentlichung ist sein 1554 in Leipzig erschienenes musiktheoretisches Werk Practicae musicae praecepta. Dieses Lehrbuch für den Musikunterricht, in das Zangers Erfahrungen aus seiner Lehrzeit am Wiener Hof eingeflossen sind, fand Verbreitung in ganz Europa. Dem Druck verdanken wir die Abbildung der noch heute gebräuchlichen NotenhandGuidos von Arezzo, der um das Jahr 1000 den Vorläufer unserer heutigen Notenschrift entwickelte.[1]
Schriften (Auswahl)
Practicae musicae praecepta, Leipzig 1554. (Digitalisat)