Jacob (auch: Jakob) Engelbert Teschemacher entstammte einer bedeutenden, seit 1551 in Elberfeld (heute Stadtteil von Wuppertal) nachweisbaren Bürgerfamilie, die dort viele Bürgermeister stellte. Seine Eltern waren Wilhelm Teschemacher (1654–1726) und Katharina Margaretha, geb. Elscheid (1687–1760). Über Teschemachers Ausbildung ist nichts Sicheres bekannt. Es wurde aber vermutet, dass er das Orgelbauerhandwerk bei der Orgelbauerfamilie Weidtman in Ratingen erlernt hat. Teschermachers Werkstatt befand sich in dem 1640 erbauten und heute noch erhaltenen Teschemacher Hof in Wuppertal-Elberfeld.
Teschermachers Berufswahl war insofern ungewöhnlich, als in Elberfeld die (calvinistisch-)reformierte Konfession vorherrschte und Orgeln in den damaligen reformierten Kirchen als „heidnisch“ abgelehnt wurden. Neben Werken für lutherische und katholische Kirchen konzentrierte er sich daher auf die Anfertigung pedalloser, einmanualiger, schrankartiger Kammerorgeln für Privathäuser. Dies geschah vor dem Hintergrund, dass die Orgel im 18. Jahrhundert ein „statusprägendes Hausinstrument“ für Familien des gehobenen Bürgertums war und auch oft, so wie im 19. Jahrhundert ein Harmonium, Klavier oder Flügel, zur Aussteuer bei der Heirat einer Tochter gehörte.[1]
Teschemachers Orgelbauertätigkeit beschränkte sich nicht nur auf den Bergischen Raum, sondern reichte bis in die Niederlande. Teschemacher legte großen Wert auf eine sorgfältige und solide Qualität seiner Arbeit. In einem Brief von 1766 an die evangelische Gemeinde Wevelinghoven distanzierte er sich von Orgelbauern, die aus billigem Blei wenig haltbare und „kreischende“ Register anfertigten und schrieb von sich, dass er bei seinen Instrumenten auf hundert und mehr Jahre vorausdenke.
In religiöser Hinsicht war Teschemacher Pietist und gehörte dem Kreis um den Mystiker Gerhard Tersteegen an. Teschemachers Streben nach verinnerlichter Frömmigkeit hat sich auch in seinem Orgelbaustil niedergeschlagen, da er gern „meditative“ Solostimmen wie den Streicher Violine 8’ im Diskant, eine im Diskant überblasende Traversflöte 4’ oder in einigen späteren Werken (ab 1762) auch die Schwebung Unda Maris 8’ im Diskant disponierte. Entsprechend war die Intonation der Teschemacher-Orgeln warm und auf einen ruhigen Wohlklang ausgerichtet. Die früheren Orgelbauten Teschemachers haben noch einen Manualumfang von CD – c’’’, bei den späteren beträgt er bereits C – f’’’.
Ein Porträt Teschemachers ist nicht überliefert. Dafür gibt es eine Beschreibung seiner Person in Heinrich Jung-Stillings Werk „Häusliches Leben“. Danach hatte Teschemacher ein rundes, lebhaftes Gesicht voll sanfter Züge und trug eine runde Stutzperücke. Teschemachers Charakter beschrieb Jung-Stilling als sehr freundlich, ernst, äußerst heikel in der Wahl seines Umgangs, seine Worte wie auf einer Goldwaage abwägend und nur in der Hinsicht eigensinnig, dass er gegen Andersdenkende intolerant sein konnte.
Teschemacher war unverheiratet. In seinen erhaltenen Briefen klagte er seit 1760 über Rheuma, seit 1775 auch über zunehmende Schwäche. Nach seinem Tod 1782 wurde seine Orgelbauwerkstatt von seinem Mitarbeiter Johann Gerhard Schrey übernommen.
ursprünglich aus dem Besitz der Familie Teschemacher, fünf durchgehende und zwei halbe Register – erhalten. → Orgel
1751
heute Brüssel, Instrumentenmuseum: vier durchgehende und drei halbe Register, Winddruck 45 mm Wassersäule, Stimmung 435 Hertz a’ temperiert – erhalten;
ursprünglich geplant für die ev. Gemeinde Wevelinghoven, aber dann aufgestellt in Schwelm; 1869–1967 in Wuppertal-Dönberg, Ev. Kirche, ursprünglich acht durchgehende und fünf halbe Register – umgebaut erhalten;
Konzept und Entwurf durch Teschemacher; Vollendung durch seinen Schüler Gerhard Schrey; später umgebaut durch Richard Ibach (1878 / 40 Register) und Paul Faust (1914 / 48 Register), im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört
Quellenangaben
↑H.-J. Oehm: Jacob Engelbert Teschemacher. 1981, S. 21.
Literatur
Joachim Dorfmüller: 300 Jahre Orgelbau im Wuppertal (= Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde des Wuppertals. Band28; Beiträge zur rheinischen Musikgeschichte.Band127). Wuppertal 1980, ISBN 3-87093-028-4, S.16–20.
Hans-Joachim Oehm: Jacob Engelbert Teschemacher, ein pietistischer Orgelbauer im Wuppertal des 18. Jahrhunderts. In: Joachim Dorfmüller (Hrsg.): Neue Beiträge zur Musikgeschichte der Stadt Wuppertal (= Beiträge zur rheinischen Musikgeschichte). Band131. Kassel 1981, ISBN 3-87537-184-4, S.3–81.
Thomas Hübner: Jacob Engelbert Teschemacher (1711–1782), Der Biograph Tersteegens und Orgelbauer. Eine Darstellung von Glaube und Gabe – Wort und Werk mit einer Edition seiner Briefe und seiner Lebensbeschreibung Tersteegens sowie der erstmaligen Würdigung von Johann Peter Brögelmanns »Gespräch im Reich der Todten«. Festgabe anläßlich der Indienststellung der 1743 erbauten, vollständig restaurierten Teschemacher-Orgel aus dem Museum Schnütgen Köln in der Emmanuelkirche zu Köln-Rondorf. CMZ, Rheinbach 2014, ISBN 978-3-87062-156-8.