1983–2004 war Dollinger als Rektor der von den Regularkanonikern vom heiligen Kreuz geleiteten Hochschule des Engelwerkes Institutum Sapientiæ im Bistum Anápolis tätig und dortselbst Professor für Moraltheologie. Seit 1986 unterstützte er mit den Engelwerk-Priestern Heinrich Morscher und Richard Pühringer die vom vormaligen JesuitenAndreas Hönisch gegründete Katholische Pfadfinderschaft Europas (KPE) bei der Gründung eines Ordens, der 1988 als Diener Jesu und Mariens (SJM) entstand.[4] Dollinger ließ als einzige aktive Jugendgruppe in seiner Pfarrei die KPE zu.[5] Aus dieser KPE-Gruppe gingen 2000–2012 vier Priesterweihen hervor. Die Priester bezeichneten die Zeit mit Dollinger einhellig als wichtigsten Impuls ihrer Berufungen.[1] Nach eigenen Angaben aus dem Jahr 1992 gehörte Dollinger selbst dem Engelwerk nicht an.[6] Von Dezember 1981 bis Februar 1995 wirkte er als Pfarradministrator in Petersdorf und im Nachbarort Alsmoos. In dieser Zeit kam es in beiden Orten zu Auseinandersetzungen um die Jugendarbeit der KPE. Der Konflikt, in dessen Mittelpunkt Dollinger stand, wurde auch überregional bekannt und in der breiten Öffentlichkeit besprochen.[1] Mit 75 Jahren gab er, gezwungen durch schwere Krankheit, seine Tätigkeit in Brasilien auf.
Im Jahr 2016 behauptete Dollinger, das dritte Geheimnis von Fátima sei nach Angaben von PapstBenedikt XVI. nicht vollständig veröffentlicht worden. Im unveröffentlichten Teil sei von „einem schlechten Konzil und einer schlechten Messe, die in naher Zukunft kommen soll“ die Rede gewesen. In seiner ersten Presseerklärung seit seinem Verzicht auf das Papstamt im Jahr 2013 dementierte der emeritierte Papst Dollingers Angaben und gab an, nie mit Dollinger über Fátima gesprochen zu haben.[1] Seine letzten Lebensjahre verbrachte Dollinger bei der St. Petrus-Bruderschaft im Opfenbacher Ortsteil Wigratzbad.[2] Er war Autor mehrerer theologischer Bücher.
Rezeption im Film
Das Verhältnis Ingo Dollingers zum Engelwerk und seine Tätigkeit gegenüber Schulkindern in der Gemeinde Petersdorf bildeten nach Angaben des Regisseurs und Drehbuchautors Hans Christian Schmid den realen Hintergrund des fiktiven FernsehfilmsHimmel und Hölle aus dem Jahr 1994.[1][7]
Werke (Auswahl)
Viele Sekten, eine Kirche. Auer/Cassianeum, Donauwörth 1963, DNB450976270
Was jeder vom Konzil wissen sollte. Auer, Donauwörth 1967, DNB456477977
Die Zehn Gebote heute; Vom rechten Sein des Menschen. Pistis Verlag, München 1977, DNB790028190
↑ abNachruf: H.H. Dr. Ingo Dollinger. (pdf; 1,8 MB) In: Der Ruf des Königs. Kongregation der Diener Jesu und Mariens, 20. Juni 2017, S. 35, archiviert vom Original am 19. Oktober 2017; abgerufen am 10. April 2020.
↑Heiner Boberski: Das Engelwerk. Ein Geheimbund in der katholischen Kirche? Otto Müller Verlag, Salzburg 1990, ISBN 3-7013-0781-4, S. 233 und 253
↑Heiner Boberski: Das Engelwerk. Theorie und Praxis des Opus Angelorum. Otto Müller, Salzburg 1993, ISBN 3-7013-0854-3, S. 332
↑Heiner Boberski: Das Engelwerk. Theorie und Praxis des Opus Angelorum. Otto Müller, Salzburg 1993, ISBN 3-7013-0854-3, S. 91 f und 312