Ab 1932 lebte Scholl in Ulm. 1946 gründete sie in der Martin-Luther-Kirche die Ulmer Volkshochschule – als eine der ersten Volkshochschulen im Nachkriegsdeutschland –, die sie auch bis 1974 leitete. 1947 schrieb sie das Buch Die weiße Rose über ihre Geschwister Hans und Sophie und die Münchener Widerstandsgruppe, der sie angehörten. 1950 rief Inge Scholl die Geschwister-Scholl-Stiftung als Trägerin der Hochschule für Gestaltung Ulm ins Leben. 1952 heiratete sie den Gestalter Otl Aicher und trug seither den Namen Inge Aicher-Scholl. Sie hatte mit ihm fünf Kinder.
1972 übersiedelte die Familie nach Rotis, einem Ortsteil von Leutkirch im Allgäu, wo ihr Mann in den 1980er Jahren einige Atelierhäuser erbaute.[1] Bereits Ende der 1960er Jahre engagierte sich Inge Aicher-Scholl als Rednerin bei den Ostermärschen der Friedensbewegung. So nahm sie etwa 1985 an Blockaden vor dem amerikanischen Raketendepot auf der Mutlanger Heide teil und wurde dafür zu einer Geldstrafe verurteilt.
Inge Aicher-Scholl starb am 4. September 1998 im Alter von 81 Jahren in Leutkirch.
Ihr Tagebuch wurde erstmals von Barbara Beuys für die Sophie-Scholl-Forschung ausgewertet.[2]
Veröffentlichungen
Inge Scholl: Die Weiße Rose. S. Fischer Verlag, Frankfurt/M. 1952.
Sippenhaft. Nachrichten und Botschaften der Familie in der Gestapo-Haft nach der Hinrichtung von Hans und Sophie Scholl. Fischer Verlag, 1993, ISBN 978-3-10-000409-3.
Eva – Weil du bei mir bist, bin ich nicht allein. Direktverlag, Riedhausen 1996, ISBN 3-925295-18-6.
Ehrungen und Auszeichnungen
1969: Pfaff-Preis für Initiativen im Bildungswesen
Im Frühjahr 2018 erhielt der erste Straßenbahnwagen der neu in Betrieb genommenen Baureihe „Avenio M“ der Straßenbahn Ulm ihren Namen.[6]
Im Dezember 2018 gab das Frauenbüro der Stadt Ulm im Rahmen seiner 16-teiligen Postkarten-Serie Frauen bewegen Ulm die Postkarte „Inge Aicher-Scholl“ heraus.[7]
Literatur
Christine Abele-Aicher (Hrsg.): Die sanfte Gewalt. Erinnerungen an Inge Aicher-Scholl. Süddeutsche Verlagsgesellschaft Ulm im Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2012, ISBN 978-3-7995-9121-8.
Christine Hikel: Sophies Schwester. Inge Scholl und die Weiße Rose. Oldenbourg Verlag, München 2013, ISBN 978-3-486-71718-1. Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte; Bd. 94. Zugleich Dissertation an der Universität Bielefeld, 2011.
Frank Raberg: Biografisches Lexikon für Ulm und Neu-Ulm 1802–2009. Süddeutsche Verlagsgesellschaft im Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2010, ISBN 978-3-7995-8040-3, S.10f.
↑Volker Ullrich: Vom BDM in den Widerstand. Glänzend, akribisch: Barbara Beuys hat das Leben der Sophie Scholl von Verklärung befreit. In: Die Zeit, Nr. 7, 11. Februar 2010, S. 47.