Das I. BE Korps war im Gefechtsstreifen von NORTHAG im mitteldeutschen Bergland. etwa zwischen Harz im Norden und Kassel im Süden eingesetzt. Der Schwerpunkt lag bei Göttingen („Streifen von Göttingen“). Das Korps sollte dort ein grenznahes Verzögerungsgefecht gegen gepanzerte Kräfte des Warschauer Paktes führen. Linker Nachbar des I. BE Korps war das I. BR Korps und an der rechten Grenze zur Heeresgruppe CENTAG das III. DE Korps der Bundeswehr. Ähnlich wie das I. NL Korps, so war auch das I. BE Korps ungünstig disloziert und benötigte einen gewissen Zeitraum, um von Belgien und Nordrhein-Westfalen (Aachen, Köln, Soest und Siegen) die GDP-Stellungen[1] in seinem Verantwortungsbereich zu erreichen. Hauptaufgabe des I. Belgischen Korps war es, Panzerangriffe des Warschauer Paktes in dem ihm zugewiesenen Gefechtsabschnitt[2] abzuwehren und zum Stillstand zu bringen. In Friedenszeiten bestanden die beiden Divisionen aus jeweils drei Brigaden, die jedoch im V-Fall auf vier[2] hätten aufgestockt werden können.
Stärke
Während des Kalten Krieges unterhielt Belgien eine Armee von ca. 66.000 Mann[2], von denen die Hälfte im belgischen I. Korps mit zwei aktiven Divisionen und jeweils drei mechanisierten Brigaden plus Kampfunterstützungstruppen eingesetzt waren. Die restliche Armee war für die Heimatverteidigung Belgiens[2] eingesetzt. Äquivalent zu den US-Rangers besaßen die belgischen Streitkräfte eine Para-Commando-Brigade (frz. Régiment Para-Commando)[2] mit zwei Fallschirmjäger- und einem Kommandobataillon. Das I. Belgische Korps war der NATO zugeordnet und der Rest den Streitkräften des Inneren. Das I. Belgische Korps wurde operativ in der Grenzverteidigung der BRD eingesetzt und stammte ursprünglich nach dem Zweiten Weltkrieg aus den Besatzungstruppen[2]. Die Brigaden umfassten zwei Panzergrenadierbataillone, ein Panzerabwehrbataillon, ein bis zwei Panzerbataillone, ein Artilleriebataillon, eine Pionierkompanie und diverse Nachschubtruppen[2]. In den frühen 1980er Jahren galt das Belgische Korps als das schwächste[2] innerhalb der NATO-Zentralfront. Es umfasste 25.000 Mann[2] in einer Panzer- und einer Panzergrenadierbrigade. Seit 1976[2] war die Personalstärke um 7.000 Mann reduziert worden. Eine mechanisierte Infanteriebrigade und Divisionstruppen wurden nach Belgien zurückverlegt. Erst nach Mobilisierung konnten die Belgier zwei Divisionen[2] aufwachsen lassen. In Friedenszeiten hatte die Belgische Armee eine Stärke von 34.000 Mann[2], die im V-Fall auf 68.000 Man verdoppelt werden konnte. Viele von diesen Truppen waren in Westdeutschland stationiert. Zu dieser Zeit mussten ungefähr 60.000 in der BRD lebende belgische Soldaten, inklusive ihrer Familienangehörigen, unterstützt werden. 1973[2] wurden zwei Brigaden nach Belgien, nördlich von Leonsburg und südlich von Bastogne/Marche-en-Famenne zurückverlegt. Dies linderte einige der sozialen Probleme, die durch die Trennung von in Westdeutschland stationierten Truppen und Heimat verbunden waren. Die Truppen des I. BE Korps nahmen an einer Reihe von jährlichen Übungen und Manövern teil, um eine kontinuierliche Gefechtsbereitschaft aufrechtzuerhalten.
Bewaffnung und Ausrüstung
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die belgische Armee einer der größten Abnehmer von militärischer US-Ausrüstung[2]. Dazu gehörten Panzer, gepanzerte Personentransporter, Maschinengewehre, Raketenwerfer[2] und weiteres mehr. Zwischen 1970 und 1980 kaufte die belgische Armee 96 M108 Panzerhaubitzen und 41 M109 Panzerhaubitzen, 290 taktische HAWK-Flugabwehrraketen zur Unterstützung der belgischen NIKE-Staffeln. Daneben gab es Kaufverträge in Höhe von 110 Millionen USD[2] für 127 M109A2 SP155mm Haubitzen von BMY und ein anderer Kontrakt in Höhe von 106 Millionen USD[2] für 114.000 Stück 155 mm-Munition für den Kampfpanzer M485A2 von der General Defense Corp. Zur Hauptausrüstung gehörte der gepanzerte Mannschaftstransporter (Transportpanzer, APC – Armored Personnel Carrier)[2]. 1.000 veraltete Fahrzeuge vom Typ M75 APC und AMX-VCI mussten durch 500 neuwertige AIFV-Panzer (Armored Infantry Fighting Vehicle) ersetzt werden. Außerdem über 500 M 113 und 80 GTK Boxer. Letzterer ist voll amphibisch und von seinem Turm
kann eine MILAN-PALR abgefeuert werden. Für die Modernisierung der belgischen Panzer- und Artillerietruppe gab es lange Zeit keine Modernisierungspläne. Es befanden sich über 300 Leopard 1-Kampfpanzer[2] in ihren aktiven Kampftruppen. In der Reserve gab es noch 55 veraltete M47 KPz. Die Artillerie stützte sich lange Zeit auf leichte Artillerie mit 105mm-Selbstfahrlafetten[2]. Es handelte sich um 20 Jahre alte Panzerhaubitzen mit geringer Reichweite und geringem Sprengradius pro Geschoss. Damit waren sie deutlich schwächer als mit 155mm Panzerhaubitzen, so wie sie zu der Zeit bei der NATO üblich waren. Der Modernisierungsprozess fand in der Zeit zwischen 1975 und 1985 statt. Der Leopard 1 war das Standardfahrzeug in den Panzerbataillonen. Nur die Aufklärungseinheiten verwendeten leichtere Panzertypen. Die Panzerabwehrbataillone waren mit verschiedenen leichten Panzerabwehrwaffen (LAW – Light Antitank Weapons[2]) ausgestattet. Dazu gehörten hauptsächlich Swingfire und MILAN, sowie Jagdpanzer der Panzerjäger[2]. In Deutschland hergestellte Gepard-Flakpanzer[2] wurden den belgischen Flugabwehrbatterien zugeführt. 1984 wurden taktische Honest John Raketen durch Lance Mittelstreckenraketen ersetzt. Zu den kampferprobtesten Truppen gehörten die Para-Kommandos[2], die 1978 in der Kolwezi-Provinz gekämpft hatten.
Geschichte
Das I. BE Korps entstand bereits während des Ersten Weltkriegs, kämpfte während des Zweiten Weltkriegs und war während des Kalten Krieges in Deutschland stationiert. Während der belgischen Kampagne 1940 hielt das I. BE Korps Abwehrstellungen bei Lüttich (die Schlacht um Fort Eben-Emael fand ebenfalls in diesem Abschnitt statt), wurde jedoch vom XVI. Panzerkorps zum Rückzug gezwungen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs gehörte der belgische Verband zu den alliierten Besatzungsstreitkräften. Das Hauptquartier des Korps befand sich ab dem 15. Oktober 1946 in der Yser-Kaserne in Lüdenscheid. Im November übernahm Generalleutnant Jean-Baptiste Piron das Kommando. 1948 zog das HQ in die Haelen-Kaserne bei Junkersdorf in Köln-Lindenthal um. Während des Kalten Krieges war das I. BE Korps in die Heeresgruppe NORTHAG eingegliedert. In dieser Zeit wurde der Verband auch mit atomaren Kurzstreckenraketen ausgestattet. Während des Manövers Battle Royal[3] im September 1954 bestand das I. BE Korps aus der 1. BE Infanterie-Division (1er Division d'Infanterie) und der 16. BE Panzerdivision (16de Pantserdivisie), dem die 1. Kanadische Brigade und die 46. Fallschirmjäger-Brigade (16. UK Airborne Division) unterstellt war. Das 14. und 20. Artilleriebataillon des Korps wurde von der 4th U.S. Army Field Artillery Abteilung unterstützt. Diese Abteilung war in der Nähe der belgischen Bataillone, in der Houthulst-Kaserne, Langenwiedenweg, in Werl stationiert. 1960 wurde die 1. und die 16. Division in mechanisierte Divisionen (Panzergrenadierdivision) des LANDCENT-Typs umgegliedert. Zu dieser Zeit bestand die 1. Division in Bensberg aus der 1. Infanterie-Brigade (Siegen), 7. Infanterie-Brigade (Spich) und 18. Panzerbrigade (Euskirchen). Die 16. Panzerdivision war untergliedert in die 17. Panzerbrigade (Düren), die 16. Infanterie-Brigade (Lüdenscheid) und 4. Infanterie-Brigade (Soest). 1966 wurde die Mechanisierung der belgischen Armee weiter vorangetrieben und die Streitkräfte wurden auf Divisionen mit nur noch zwei aktiven Brigaden reduziert. 1985 bestand die 16. Panzerdivision aus der 4. Panzergrenadierbrigade in Soest und der 17. Panzerbrigade in Siegen. Die 1. Division in Belgien bestand aus der 1. Panzergrenadierbrigade in Bourg Leopold und der 7. Panzergrenadierbrigade in Marche/Ardennen. 1985 stand dem I. BE Korps die 10. Mechanized und die die 12. Motorised Brigade zur Verfügung. 1995 verschmolz das Korps mit der 1. Mechanised Division und der Paracommando Brigade (FschJg) zur Intervention Force. 1996 wurde das HQ von Deutschland nach Belgien zurückverlegt.