Hugo Ripelin von Strassburg (auch Hugo Argentinensis[1]; * um 1205 in Straßburg; † um 1270) war ein Dominikanertheologe aus dem Elsass.
Leben
Hugo wurde in der Zeit um 1200–1210 in Straßburg geboren und stammte aus dem angesehenen Geschlecht der Ripelin, sein Vater war vermutlich Burkhart Ripelin. Nach 1224 (Datum der Klostergründung) trat er dort in den Dominikanerorden ein und erhielt seine Ausbildung. Von 1232 bis 1259 war er zeitweise Prior, zeitweise Subprior des von Straßburg aus gegründeten Dominikanerklosters in Zürich. 1259 oder im Frühjahr 1260 kehrte er zurück nach Straßburg. Dort entschied er als Schiedsgerichtsvorsitzender einen Streitfall zwischen Rudolf von Habsburg und dem Propst von Fahr. Auch in Straßburg war er Prior. Ob er sein Hauptwerk noch in Zürich oder schon in Straßburg erarbeitet hat, ist nicht endgültig geklärt. Johann Meyer, ein dominikanischer Chronist, gibt als Todesjahr 1268 an.
Werk
Hugo verfasste wohl 1260 oder 1268[2] eines der jahrhundertelang meistverwendeten Handbücher der religiösen Gebrauchsliteratur, das Compendium theologicae veritatis – vielleicht sogar das im Spätmittelalter meistgelesene theologische Werk.[3] Es existieren mehr als 1000 Handschriften und zahlreiche Drucke.
Das Handbuch gliedert sich in 7 Bände, welche Schöpfung, Fall, Inkarnation, Gnade, Sakramente und Eschatologie behandeln. Es ist beeinflusst u. a. durch Augustinus, Pseudo-Dionysius Areopagita, Anselm von Canterbury, Petrus Lombardus, Hugo von St. Viktor, Bonaventura.
Das Werk wurde bis zur Klärung der Verfasserschaft (maßgeblich durch Grabmann) u. a. Ulrich von Straßburg, Thomas Dorinberg (welcher der Ausgabe von 1473 einen Index beifügte), Thomas von Aquin, Hugo von Saint-Cher, Alexander von Hales, Aureolus, Thomas von Sutton, Peter von Tarantasia oder Albertus Magnus zugeschrieben. Letzteres ist insbesondere in der Ausgabe Lyons 1557 der Fall, die auch Teil der Albert-Ausgabe Lyons 1651 wurde. Eine weitere Zuschreibung gibt Bonaventura an, so dass das Werk auch in die Bonaventura-Ausgabe Rom 1588–96 aufgenommen wurde.
Unter weitere Hugo zugeschriebene Werke zählen ein Sentenzenkommentar und Quodlibeta, quaestiones, disputationes et variae in divinos libros explanationes.
Literatur
- Werkausgaben
- A. C. Peltier: Sancti Bonaventurae Opera omnia, Bd. 8, Paris 1866.
- A. Borgnet: Albertus Magnus Opera omnia, Bd. 34, Paris 1895, 1-306. (Digitalisat bei archive.org)
- Sekundärliteratur
- Georg Boner: Über den Dominikanertheologen Hugo von Strassburg, in: Archivum Fratrum Praedicatorum 24 (1954), 269-86.
- Martin Grabmann: Zur Autorenfrage des Compendium theologicae veritatis, in: Zeitschrift für Katholische Theologie 32 (1911), 147-153
- A. Landgraf: Zwei mittelhochdeutsche Übersetzungen des Compendium theologicae veritatis, in: Theologie und Glaube 23 (1931), 790-797.
- B. Mojsisch: Hugo Ripelin von Straßburg. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 5. Artemis & Winkler, München/Zürich 1991, ISBN 3-7608-8905-0, Sp. 176.
- Ludwig Pfleger: Hugo von Strassburg und das Compendium theologicae veritatis, in: Zeitschrift für Katholische Theologie 28 (1904), 429-440.
- Ludwig Pfleger: Dante und Hugo von Straßburg, in: Straßburger Diözesanblatt 23 (1904), S. 364–366.
- K. Schmitt: Die Gotteslehre des Compendium theologicae veritatis des Hugo Ripelin von Straßburg. Eine deutsche theologische Terminologie des 14. Jahrhunderts, Diss. Münster 1940.
- Georg Steer: Scholastische Gnadenlehre in mittelhochdeutscher Sprache, Diss. Würzburg / München 1966 (überarbeitete Fassung)
- Georg Steer: Der 'Gewissensspiegel' Martins von Amberg und das 'Compendium Theologicae veritatis' Hugos von Strassburg, in: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (PBB) 90 (1968), 285–302.
- Georg Steer: Hugo von Straßburg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 24 (Digitalisat).
- Georg Steer: Hugo Ripelin von Strassburg: zur Rezeptions, und Wirkungsgeschichte des Compendium theologicae veritatis im deutschen Spätmittelalter, 1981.
- Georg Steer: Hugo Ripelin von Straßburg, in: Verfasserlexikon. 2. A. (VL²). Bd. 4 (1983), Sp. 252–266.
Weblinks
- Werkausgaben
- Digitalisat Hs. Clm 14063 vom Ende des 13. oder Anfang des 14. Jh. (BSB München)
- Digitalisat Rheinland, 1. Viertel des 14. Jh. (ULB Düsseldorf)
- Digitalisat Cod. Pal. germ. 115, Buch 7, Hs. deutscher Provenienz aus der 2. Hälfte des 14. Jh. (UB Heidelberg)
- Digitalisat Hs. von 1422, Ms. theol. lat. 2° 53, Stadtbibliothek Lübeck
- Digitalisat Speyer, vor 1473 (BSB München)
- Digitalisat Venedig 1476 (BSB München)
- Digitalisat Deventer, R. Paffraet, um 1480 (UB Bielefeld)
- Digitalisat der Ausgabe Venedig 1485 (BSB München)
- Digitalisat der Ausgabe Venedig 1490 (BSB München)
- Digitalisat der Ausgabe Lyon 1554 (BSB München)
- Digitalisat Venedig 1554 (Google Books)
- Digitalisat des Abdrucks in der Bonaventura-Ausgabe von Borde / Arnaud, Bd. 7, 1668 (Google Books)
- Sekundärliteratur
Einzelnachweise
- ↑ „Argentoratum“ ist der lateinische Name für Straßburg.
- ↑ Vgl. Jacques Le Goff: The Birth of Purgatory, 1984, S. 264.
- ↑ Vgl. etwa G. H. Gerrits: Inter Timorem Et Spem: A Study of the Theological Thought of Gerard Zerbolt, 1986, S. 23.