Die Horten AG war ein von Helmut Horten 1936 gegründeter deutscher Warenhauskonzern mit Sitz in Düsseldorf. Sie war nach Kaufhof, Hertie und Karstadt die viertgrößte deutsche Kaufhauskette. Horten wurde 1994 von Kaufhof übernommen, schrittweise integriert, bis die Marke Horten Anfang der 2000er-Jahre sukzessive verschwand.
Helmut Horten (8. Januar 1909 in Bonn – 30. November 1987 in Croglio, Schweiz)[1] stammte aus der Kaufmannsfamilie Horten. Er begann eine kaufmännische Ausbildung im Warenhaus Leonhard Tietz und wechselte dann als Angestellter ins Duisburger Kaufhaus Alsberg.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten organisierte die NSDAP den Judenboykott, und im Prozess der Arisierung (auch Entjudung genannt) wurde den Juden die Fortführung ihrer Betriebe durch Kreditkündigungen und andere Maßnahmen erschwert oder gar unmöglich gemacht. Viele jüdische Geschäftsleute wollten daher auswandern und verkauften ihre Betriebe zu niedrigen Preisen.
1936 trat der Leiter der Duisburger Commerzbank-Filiale Wilhelm Reinold mit weiteren Geldgebern an den damals 27-jährigen Helmut Horten heran, und sie gründeten mit ihm als einzigem persönlich haftendem Gesellschafter die Helmut Horten KG. Diese übernahm zunächst das Duisburger Warenhaus Gebrüder Alsberg von den zur Emigration gezwungenen jüdischen Besitzern Strauß und Lauter. Die jüdischen Mitarbeiter wurden entlassen, und das Kaufhaus warb damit, dass es nunmehr in arischem Besitz sei. In Wattenscheid wurde im gleichen Jahr das Kaufhaus des jüdischen Kaufmannes Sally Hess übernommen.[2] Im Zuge der Arisierung und der Enteignung jüdischer Besitzer expandierte die Horten KG weiter, und sechs Filialen wurden bis 1939 übernommen.[3][4][5]
Nach der Besetzung der Niederlande scheiterte die im November 1941 durch Erpressung und Androhung erzwungene Übernahme des Warenhauses Gebroeder Gerzon's Modemagazijnen,[6] weil die bei der General Store and Investment Corporation in Panama liegenden Stammaktien wegen der Blockade der USA nicht nach Europa überführt werden konnten.[7][8]
Zum Kriegsende waren die Kaufhäuser entweder in den sowjetischen Einflussbereich gekommen oder durch den Bombenkrieg bis auf das Haus in Wattenscheid zerstört.
1954 übernahm die damalige Helmut Horten GmbH die Emil Köster AG. Dadurch vergrößerte sich die Anzahl der Filialen um 19 Kaufhäuser der Marken Köster und DeFaKa. Hauptsitz war das Horten-Hauptverwaltungsgebäude in Düsseldorf. Die Marke Köster verschwand schon 1965, als ein Horten-Neubau die Wiesbadener Filiale ersetzte. Die DeFaKa-Standorte wurden bis in die 1970er Jahre Stück für Stück zu Horten-Vollsortiment-Warenhäusern umgebaut oder durch Neubauten ersetzt. Die DeFaKa Filialen wurden durch Horten als „Kaufhäuser klassischer Prägung“ bezeichnet und hatten ihren Schwerpunkt auf Textilwaren. Obwohl das nahende Ende für die Marke DeFaKa 1967 bekanntgegeben wurde, wurde in die Häuser noch investiert und zum Beispiel in der Kieler Filiale eine Abteilung von „der Herrenausstatter“ eingerichtet.
In den 1960er Jahren wurden bei der Helmut Horten GmbH die Voraussetzungen an die Horten „Vollsortiment-Warenhäuser modernster Prägung“ aufgestellt. Neben Rolltreppen sollten in diesen Filialen SB-Supermärkte, Modeboutique „Miss H.“, Herrenabteilung „der Herrenausstatter“ und Gastronomiebewirtung durch die „Kupferspiess“-Restaurants eingerichtet werden. Zu den modernen Warenhäusern sollten möglichst auch eigene Parkhäuser sowie Tankstellen gehören. Bis 1967 hatte man dann bereits drei Tankstellen eröffnet (Duisburg-Hamborn, Neuss, Nürnberg). Außerdem sollten nahezu alle Häuser äußerlich durch die einheitliche Wabenfassade sofort als Horten erkennbar sein. Die Zweitmarken Merkur und DeFaKa sollten daher in der kommenden Modernisierungsphase entfallen.
In der Nachkriegszeit wurden zahlreiche Warenhausneubauten mit der vom Architekten Egon Eiermann entworfenen ornamentalen Aluminiumkachelfassade versehen (an einigen Filialen wurden auch solche aus Keramik angebracht). Diese „Hortenkacheln“ sind an vielen Kaufhausfassaden noch heute sichtbar und stehen teilweise unter Denkmalschutz.
Nach dem Zweiten Weltkrieg betrieb die Horten AG ihre Filialen auch unter anderen Namen, so hieß die neu errichtete Filiale in Neuss zunächst „Merkur“, obwohl das Haus schon die Hortenkacheln erhalten hatte. Andere Filialen, etwa in Essen, hießen bis zum Neubau in den 1970er Jahren DeFaKa (Deutsches Familien Kaufhaus). Später hatte der Name „Merkur“ für Horten noch einmal rein interne Bedeutung, als zusammen mit der Kaufring eine Einkaufsgesellschaft gegründet wurde, um am Markt größere Mengen zu besseren Konditionen ordern zu können. Nach dem Aufkauf durch Kaufhof wurde diese Gemeinschaft unnötig, und Horten verkaufte die 50 % an der „Merkur Einkaufsgesellschaft Horten-Kaufring mbH“ zusammen mit einem 25-%-Aktienpaket an der Kaufring von Horten an die deutsche Woolworth.
1974 kaufte die Horten AG die SB-Warenhäuser des Otto-Konzerns. Horten machte aus fast allen SB-Warenhäusern normale Warenhäuser mit dem Namen Horten. Das ebenerdige Haus in Hamburg-Eidelstedt bekam den Namen Hanse SB-Warenhaus, wobei die Buchstaben dem Horten-Schriftzug ähnelten. Da Otto seine Warenhausschiene erst 1970 aufgebaut hatte, waren die Standorte dementsprechend nicht die Besten (außer Hamburg-Poppenbüttel). Bis Ende der 1980er wurden fast alle übernommenen Filialen geschlossen. 1982 baute man die Recklinghäuser Filiale auch in Selbstbedienung um. Hier wurde ebenfalls der Name Hanse SB verwendet.
Ebenfalls mit der Kaufring und zusätzlich Hertie gründete die Horten AG 1990 die Einkaufsgesellschaft „Sono-Centra“, mit dem Ziel, im asiatischen Raum größere Mengen zu günstigeren Konditionen ordern zu können. An dieser Gesellschaft hielt jeder der drei Partner ein Drittel der Anteile.
Von außen waren die Kaufhäuser an den charakteristischen Hortenkacheln zu erkennen. Am Gebäude angebracht war der Schriftzug „Horten“ in einem dunklen Blau.
Im Inneren der Horten-Kaufhäuser herrschten bis zur Umwandlung in Galeria-Filialen braune Wände mit dunklen Holzböden oder Teppichen vor. Größere Filialen waren sogenannte „Vollsortimenter“, was bedeutet, dass es alle üblichen Güter (wie Spielwaren, Autozubehör, Sportartikel etc.) gab. Viele Kaufhäuser besaßen einen Lebensmittelmarkt sowie ein Restaurant namens „bon appetit“. Im Laufe der Zeit erhielten einige Warenhäuser auch ein eigenes Horten-Reisebüro.
Mit dem Verkauf seiner Horten-Anteile trat Horten in der Bundesrepublik eine Debatte um Steuerflucht los. Helmut Horten war 1968 mit seiner Frau Heidi in die Schweiz übergesiedelt und wandelte im selben Jahr das Unternehmen von einer GmbH in eine AG um. In den Folgejahren verkaufte er schrittweise seine gesamten Anteile für 1,13 Mrd. D-Mark. Hierauf fiel nach Schweizer Rechtslage keine Steuer an und in Deutschland war Horten nicht mehr steuerpflichtig, was 1972 zur Neuordnung des deutschen Außensteuerrechts führte. Daher wird das Außensteuergesetz (bzw. insbesondere die Wegzugsbesteuerung des § 6 AStG) bis heute als „lex Horten“ bezeichnet.[9][10]
Nach dem Tod Helmut Hortens im Jahre 1987 erbte seine Ehefrau Heidi dessen Vermögen.
Nach der Veräußerung der Aktien kam die Horten AG mehrheitlich zunächst in britische Hände, ab Ende der 1980er Jahre hielt die WestLB dann den größten Teil der Aktien. In den frühen 1990er Jahren wollten zwei große Handelsunternehmen Horten übernehmen: zum einen Kaufring, der zu diesem Zeitpunkt noch keine eigenen Warenhäuser betrieb, aber sehr an einem Einstieg in den stationären Markt mit eigenen Filialen interessiert war, und zum anderen Kaufhof. 1992 stieg die Kaufring daraufhin mit einem 5-%-Aktienanteil bei Horten über die West LB ein, doch auch der Kaufhof stockte seine Anteile Stück für Stück auf. Schließlich wurde Horten von Kaufhof übernommen; Abschluss der Übernahme war 1994. Zuvor hatte sich Kaufring jedoch noch zehn kleinere Warenhäuser (1993) gesichert. Kaufhof gehörte damals zum Metro-Konzern.
Wegbereitend für die heutige Kaufhof-Gruppe war die Entwicklung des „Galeria-Konzepts“ durch die Horten AG sechs Jahre vor der Übernahme durch Kaufhof. Erstmals 1988 wurde in Münster und im selben Jahr in Heidelberg eine Galeria Horten eröffnet. Die Filialen wurden umfangreich umgestaltet. Breite Gänge, kleine Schilder an den Hauptgängen, um die Abteilungen zu kennzeichnen, waren Merkmale der umgebauten Filialen; außerdem verschwand das triste Braun von Wänden und Decken. Einige Häuser erhielten auch ein großes Fensterelement, das die monotone Struktur der Hortenkacheln etwas aufbrach. Sogar die Restaurants „bon appetit“ erhielten zunächst ein im Stil angenähertes Design; mit unterschiedlichen Ausgaben für das Essen, je nach Zubereitungsart. In das Galeria-Konzept sollten jedoch nur Häuser über 7000 m² einbezogen werden; es hätte somit nicht für alle Filialen angewendet werden können. Die umgestellten Häuser konnten jedoch deutliche Profitsteigerungen verzeichnen, sodass sich schon bald immer mehr Filialen mit dem Zusatz schmücken durften. Einige kleinere Filialen wurden daher schon unter Horten ausgegliedert; sie liefen unter dem Namen Horten-extra. Vergleichbar ist diese Maßnahme mit der Gründung von Karstadt-Kompakt, wenn auch nicht so weitreichend. Von den kleinen Filialen wurden zehn Filialen bereits vor der endgültigen Übernahme durch die Kaufhof AG 1993 an die Kaufring AG abgegeben, die sie in ebenfalls nicht rentable „J.Gg. Rupprecht“-Warenhäuser umgestaltete.
Das von der Horten AG entwickelte Galeria-Konzept ist mittlerweile auch im Ausland zu finden. So betreibt die belgische Kaufhof-Tochter „INNO“ mittlerweile alle Filialen seit 2004 als „Galeria Inno“. Das ursprüngliche Inno-Logo wurde wie bei Horten nur um den Galeria-Bogen und den Schriftzug in der ersten Version ergänzt (wie das Galeria-Horten-Logo, nur mit Inno statt Horten). Außerdem wechselte die Firmenfarbe von blau/rot in dunkelgrün/grün. In Polen gab es auch Galeria-Warenhäuser, dort „Galeria Centrum“ genannt (z. B. in der Ściana Wschodnia in Warschau), diese hatten allerdings nichts mit dem Galeria-Konzept von Horten zu tun.
Zum 1. Januar 1995 wurde das Horten-Kaufhausgeschäft von der Horten AG auf die Horten Galeria GmbH mit Sitz in Köln übertragen. Die Horten AG blieb danach jedoch zunächst als Immobiliengesellschaft erhalten; weiterhin mit ihrem Düsseldorfer Hauptsitz. Später wurde die Horten Galeria GmbH dann auch mit der Kaufhof Warenhaus AG verschmolzen, und die Horten AG verschwand 1998 zunächst in der Divaco AG & Co. KG, in der die Metro AG mehrere nicht mehr zum Kerngeschäft gehörende Gesellschaften sammelte. Letztlich verschwand die Horten AG wenig später von der Bildfläche.
Etwa zeitgleich mit dem 125-jährigen Jubiläum der Kaufhof Warenhaus AG im Jahre 2004 fand die Kaufhausmarke Horten ihr Ende. Nach der Übernahme der Aktienmehrheit an der Horten AG wurden die im neuen Kaufhof-Konzern verbliebenen Horten-Filialen entweder in (Galeria) Kaufhof oder anders umbenannt, verkauft oder geschlossen. Heute trägt nur noch das Carsch-Haus in Düsseldorf über seinen Eingängen das Horten-Logo, in Stein gemeißelt, ohne farbliche Hervorhebung. Zu den letzten normalen Horten-Kaufhäusern gehörten bis 2004 Erlangen, Nürnberg, Krefeld und Ludwigshafen. Die letzte Galeria Horten stand bis Oktober 2003 in Gießen.
Ergänzt wurde das Logo durch einen Werbetext (Slogan)
Lokasi Pengunjung: 3.144.230.33