Die Kapelle St. Jakobus in Hochmutting „soll bereits zur Zeit der Schlacht auf dem Lechfeld gegen die Ungarn 955 entstanden sein“[1] und gehört mit ihrem romanischen Stil zu den ältesten Kirchen des Erzbistums München und Freising. Ende des 16. Jahrhunderts erwarb der Bayerische Herzog Wilhelm V. in der Gegend um Schleißheim mehrere Schwaigen, u. a. in Hochmutting die Schwaige Niederhochmutting mit der Nikolauskapelle (Weihe 1186), die zum Kloster Indersdorf gehörte und die Schwaige Oberhochmutting mit der Jakobuskapelle, die zum Kloster Bernried gehörte.[2] Zur Betreuung richtete er zu den Kapellen Klausen ein, die Teil der neun Klausen am Klausenweg wurden.[3] Die Klause St. Nikolaus und die Schwaige wurden 1800 Opfer eines Großbrandes, die nicht mehr benutzte Kapelle 1854 abgebrochen. Ein Gedenkstein erinnert noch an den Ort.
Mit dem Erwerb von St. Jakobus 1597 und der Hinzufügung einer Klause durch Herzog Wilhelm V. erhielt die Kapelle ein Türmchen für die Glocke, vermutlich auch das heutige steilere Dach. 1812 wurde für wachsende Bevölkerung von Oberschleißheim bei der Kapelle ein Friedhof angelegt und die Kapelle als Friedhofskapelle benutzt mit einem abgemauerten Chorraum als Aufbewahrungsplatz für Requisiten.[1][Anm 1]
Aufgrund des schlechten baulichen Zustandes wurde ab 2020 eine umfassende Sanierung und Restaurierung notwendig, bei der auch die feuchten Grundmauern trockengelegt werden mussten. Die Trennwand zum Chorraum wurde wieder entfernt. Am 25. Juli 2021 (Fest des hl. Jakobus) erfolgte die Altarweihe durch den Erzbischof von München und Freising Rainer Kardinal Marx.[4]
Gedenkstein für die Schwaige mit der Kapelle und Klause St. Nikolaus
Hinweis beim Gedenkstein zu St. Nikolaus
Hinweis an der Jakobuskapelle
Gut Hochmutting und Umgebung
Die Örtlichkeit ist im späten 11. Jh. als Humuntingan ersturkundlich genannt. Es liegt ein bajuwarischer Personenname wie Hohmunt o. ä. zugrunde, der belegte Name Holemund könnte auch passen.
Im frühen 16. Jahrhundert entstand unter Wilhelm V. ein Waldgut als Jagdsitz. Westlich von Hochmutting befand sich das Fasanengehege und Jagdrevier Unterer Fasangarten.
Ein Teil des Hofgutes war zur Zeit des Nationalsozialismus eine Außenstelle des KZ Dachau. Elf Häftlinge waren als Teil eines Bombenräumkommandos dort untergebracht.[5] Pläne vom Ende der 1930er Jahre, den Friedhof in den Forst Berglholz näher zum Ortskern zu verlegen, wurden wegen des Zweiten Weltkrieges aufgegeben und aus finanziellen Gründen nach dem Krieg nicht mehr weiter verfolgt. 350 m nördlich von Gut Hochmutting befindet sich an der Abzweigung eines Wirtschaftsweges rechts von der Münchener Allee die Grabstätte zweier sowjetischer Opfer des Zweiten Weltkriegs, die nicht auf dem örtlichen Friedhof bestattet wurden.[6]
Das Gut Hochmutting, das früher vom Schloss Schleißheim aus verwaltet wurde, wird heute privat bewirtschaftet und betreibt Landwirtschaft.[Anm 2]
Hochmuttinger Heide
Die ehemals umgebenden Wälder des Hartelholzes sind heute um Hochmutting herum allesamt gerodet und werden als Agrarland genutzt. Die nächstgelegenen Waldränder befinden sich inzwischen in über 500 m Entfernung. Nur der alte Baumbestand an der Münchener Allee erinnert noch an deren Existenz. Nördlich von Hochmutting befindet sich ein artenreiches Magerwiesengebiet, das vor allem für vielfältige Tagfalterpopulationen wichtig ist.
↑Bayerische Denkmalliste Oberschleißheim D-1-84-135-46: „Hochmutting 10. Ehem. Votivkapelle St. Jakob, jetzt Friedhofskapelle, kleiner Saalbau mit eingezogenem gerade schließendem Chor und Dachreiter, im Kern wohl romanisch, sonst 16. Jh. und 17. Jh.; mit Ausstattung; Friedhofsmauer mit eingemauerten Epitaphien der 1. Hälfte des 19. Jh.; mehrere Grabstätten der 2. Hälfte des 19. Jh. und des frühen 20. Jh., so u. a. die Grabmäler für Gastwirt Franz Meier, für Münzenhofer, für Hilg, für Katzenberger; Friedhofskruzifix, 2. Hälfte 19. Jh.“
↑Bayerische Denkmalliste Oberschleißheim D-1-84-135-47: „Hochmutting 1; Münchner Allee. Ehem. Außenstelle des Staatsgutes, ehem. Vierseithof, jetzt stattliche Dreiflügel-Anlage: Nordflügel mit zweigeschossigem Wohnhaus mit Halbwalm, Stall und Stadel mit Satteldach, 18. und 19. Jh.; Westflügel, erdgeschossiger langgestreckter Stadel mit Satteldach, gleichzeitig; Ostflügel, langgestreckter Stall mit Satteldach, gleichzeitig; Wasserturm, historisierend mit Blendbögen, gleichzeitig; zuführende Allee.“