Ein Vierseithof ist die Bezeichnung für eine Hofform, bei der der landwirtschaftliche Wirtschaftshof von allen vier Seiten von Gebäuden umschlossen ist, in der Regel also vom Wohnhaus, dem (regional unterschiedlich bezeichneten) Stadel oder der Scheune, dem Getreidekasten, Kornhaus, Kornspeicher oder Getreidespeicher und dem Stall. Diese Form landwirtschaftlicher Anwesen hat eine weite Verbreitung gefunden. Sie ähnelt der Hofform des Vierkanthofes in Österreich.
Mit leichten Unterschieden in der Zweckbestimmung und der Anordnung der Gebäude, der topographischen Lage im Gelände und in der Ausgestaltung (Umzäunung, Ummauerung) ist der Vierseithof ein sehr charakteristischer Hoftypus.
In Mitteldeutschland ist der Vierseithof die wohlhabendste Form des Bauernhofes. Das Wohnhaus begrenzt den Innenhof zur Straße hin und kann aus Fachwerk (oft nur das Obergeschoss), Ziegeln oder Bruchstein gebaut sein. In Thüringen und Teilen Sachsens ist es zumeist zweigeschossig, in Sachsen-Anhalt fast immer eingeschossig. In der Magdeburger Börde überwiegen verputzte Ziegelbauten, die nicht selten und für das ehemalige Preußen typisch mit klassizistischenStuckverzierungen, wie man sie sonst von Stadthäusern des 19. Jahrhunderts kennt, versehen sind. Die Nebengebäude haben zumeist unverputztes Ziegelmauerwerk, Fachwerk oder Holzlattung.
Beim Innviertler Vierseithof sind die vier Gebäude so um den Hof gruppiert, dass die Ecken des Hofs nur durch Tormauern oder Zäune abgeschlossen werden. In Oberösterreich und angrenzendem Niederösterreich findet sich ein Areal des Vierkanthofs, der in seiner völlig geschlossenen Anlage als Einzelgebäude vom örtlichen Vierseiter deutlich abzugrenzen ist.
Dagegen ist der Oststeirische Vierseithof vom Grundriss her bereits völlig geschlossen, allerdings hat das Dach an der Hofeingangsseite zwei Giebel. In der nördlichen Oststeiermark ist anstelle der zumindest teilweisen Mauerung noch eine den natürlichen Gegebenheiten entsprechende und in Blockbau errichtete Form zu finden, welche mitunter auch Ringhof genannt wird.
Vinzenz Dufter: Der Vierseithof im Siedlungsgefüge Entwicklung von 1856–2000; dargestellt an Frauenhaselbach, Stadt Neumarkt-St. Veit, Landkreis Mühldorf, Dissertation an der TU München 2004
Tag des offenen Denkmals Geschichte hautnah: Wohnen im Baudenkmal; 14. September 2003; Vierseithof Georg Schurm in Ruhmannsdorf, Stadt Hauzenberg, 2003
Christian Soika: Restaurierung eines Vierseithofes in Lampertsham Nr. 7, Gemeinde Palling, in: Heimatpflege-Notizen, 1993
Josef Egginger: Vom Haufen- zum Vierseithof, in: Bayerisches Kulturmosaik, 1989
Franz Hart: Ein erneuerter Vierseithof in Niederbayern, in: Der Bauberater, 1993
Georg Baumgartner: Der Kochhof, ein niederbayerischer Vierseithof im Freilichtmuseum Massing, ca. 1982/1983