Hirono liegt am Pazifischen Ozean. In 10 km Entfernung von der Küste steigt das Abukuma-Hochland an, das von Wäldern geprägt und weitgehend unbesiedelt ist. Dessen höchste Erhebung auf dem Gemeindegebiet ist der Gosha-yama (五社山) mit 685,3 m. An dessen Südseite entspringt auch der Fluss Asami-gawa (浅見川), der nach 21 km[1] beim Stadtzentrum in den Pazifik mündet. Weitere Flüsse auf dem Gemeindegebiet sind der etwa ein Kilometer südlicher mündende Oriki-gawa (折木川) sowie der etwa ein Kilometer nördlich mündende Kitaba-gawa (北迫川). Beide entspringen knapp außerhalb des Gemeindegebietes.
Hirono ist umgeben von Naraha im Norden und Iwaki im Süden.
Geschichte
Bei der Fundstätte Uetagō (上田郷遺跡, Uetagō iseki) wurden Keramiken aus der Jōmon-Zeit gefunden, die belegen, dass die Gegend um Hirono schon zu dieser Zeit besiedelt war.[2]
Im späten 15. Jahrhundert ließ der Iwaki-Klan auf dem 122,5 m hohen Hügel Takakura die nicht mehr erhaltene Burg Takakura (高倉城, Takakura-jō) errichten, von der aus die umliegende Region bis hin zum Nordteil des Bezirks Iwaki (磐城郡) kontrolliert wurde.[2]
Die Gemeinde Hirono entstand im Zuge der landesweiten Reorganisation des Gemeindewesens am 1. April 1889 und befand sich in dem damaligen Landkreis Naraha (楢葉郡, -gun). Dieser Landkreis wurde am 1. April 1896 mit dem Landkreis Shineha (標葉郡, -gun) zum Landkreis Futaba (双葉郡, -gun), wörtlich: „zwei ha (葉)“, zusammengelegt.
Am 1. April 1940 wurde Hirono zur Kleinstadt (machi) aufgestuft.
1986 wurden in Hirono Teile eines Hadrosaurier-Skelettes gefunden, das von einigen Forschern als neue Art namens Hironosaurus (ヒロノリュウ, Hironoryū) angesehen wird.[2]
Tōhoku-Erdbeben, -Tsunami und Nuklearkatastrophe 2011
Die Gemeinde Hirono, für die bei der Volkszählung von 2010 eine Bevölkerung von 5.418 angegeben worden war,[3] wurde am 11. März 2011 vom Tōhoku-Erdbeben getroffen.[4] 160 Wohngebäude wurden völlig und 593 teilweise zerstört.[5]
Entwicklung der Einwohnerzahl (und Anzahl der Haushalte)[6]
Zeitpunkt:
Anzahl:
11.03.2011
5.490 (1.989)
09.2011
301 (189)
03.2012
267 (186)
09.2012
493 (290)
03.2013
825 (469)
09.2013
1.183 (624)
03.2014
1.399 (723)
09.2014
1.679 (846)
03.2015
1.938 (990)
09.2015
2.281 (1.166)
02.2016
2.420 (1.244)
Legende:
Anzahl der Einwohner in der Stadt (in Klammern Anzahl der Haushalte)
Anmerkungen: 11. März 2011: Tōhoku-Erdbeben 30. September 2011: Beendigung der Evakuierungsempfehlung 31. März 2012: Der Bürgermeister beendet die Evakuierungsanordnung
Die Brand- und Katastrophenschutzbehörde (Fire and Disaster Management Agency, FDMA) meldete bis zu ihrem 145. Schadensbericht vom 13. März 2012 zwei Tote und einen Vermissten,[4][7][8] erhöhte ihre Angabe dann in ihrem 146. Schadensbericht vom 28. September 2012 auf 28 Tote und einen Vermissten[9] und bis zum 157. Schadensbericht vom 7. März 2018 auf 47 Tote und einen Vermissten.[5]
Durch die vom Erdbeben ausgelöste Nuklearkatastrophe von Fukushima wurde für einen 20–30-km-Umkreis um das Kraftwerk die Evakuierung empfohlen, innerhalb dessen die Stadt vollständig liegt. Am 15. März wurde die Gemeindeverwaltung zunächst in der Sporthalle von Ono untergebracht und dann am 15. April nach Iwaki verlegt.[4][10] Als die Regierung die Evakuierungsempfehlung Ende September 2011 zurückzog,[11] war Hirono am 14. Dezember 2011 die erste Gemeinde, die ihre Verwaltungsfunktionen wieder zurückverlegte.[12]
Als Gegenmaßnahme zur Nuklearkatastrophe wurde ein Sperrgebiet um das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi in einem Umkreis von 20 km ausgewiesen. Es gab jedoch auch jenseits dieses 20 km-Radius viele andere Standorte mit hohen Strahlungswerten, da radioaktive Partikel über den Wind aus dem havarierten Kraftwerk fortgetragen wurden. Zu diesen Orten zählten 11 Dörfer und Städte, darunter Minamisōma, Naraha, Tomioka, Kawauchi, Ōkuma, Futaba, Namie, Katsurao, Iitate, Tamura und Kawamata. Diese Regionen wurden entsprechend ihrer radioaktiven Belastung nach der Erlassung der Evakuierungsanordnungen vom 7. Mai 2013 in folgende vier verschiedene Kategorien eingeteilt: Gebiete mit einer Strahlenbelastung von weniger als 20 mSv pro Jahr, die von der Regierung als Schwellenwert für eine dauerhafte Rückkehr behandelt wurde, bildeten die Kategorie 1. Gebiete dieser Kategorie 1 konnten die Einwohner nach eigenem Ermessen und ohne Einsatz von Schutzausrüstung betreten mit der einzigen Einschränkung, dass sie dort nicht übernachten durften. Diese Gebiete waren bereit für eine Aufhebung des Evakuierungsbefehls. In Gebieten mit einer Strahlenbelastung zwischen 20 und 50 mSv pro Jahr (Kategorie 2) war den Einwohnern ein dauerhafter Aufenthalt untersagt. Gebiete mit über 50 mSv pro Jahr (Kategorie 3) wurden als langfristig ungeeignet für eine Rückkehr der Einwohner angesehen. Einen Sonderstatus nahm ein viertes Evakuierungsgebiet ein.[13]
Hirono ist ein Beispiel dafür, dass selbst in Gebieten mit verhältnismäßig geringer Strahlungsbelastung über die Luft die Anzahl der Rückkehrer begrenzt bleibt. Trotz der Aufhebung der Evakuierungsbefehle durch den Stadtbürgermeister von Hirono im März 2012 und der Wiederherstellung eines großen Teils der Infrastruktur durch die Stadtverwaltung war im Juni 2013 lediglich ein Viertel der Einwohner der Stadt zurückgekehrt. Zwar trieb die Regierung die Dekontaminierung von radioaktiven Abfällen, die Entfernung von Trümmern und den Wiederaufbau der Infrastruktur voran, doch wurden für das Alltagsleben unentbehrliche Dienstleistungen, wie sie von örtlichen Geschäften und medizinischen Einrichtungen bereitgestellt werden, nicht vollständig wiederaufgenommen. Im August 2012 nahm die Hirona Grundschule in der Stadt Hirono den Unterricht wieder auf, doch kamen lediglich 20 Prozent der Schüler wieder an die Schule zurück.[14]
Die Jōban-Linie Richtung Iwanuma hat hier ihre momentane Endhaltestelle, ebenso endet die Autobahn an der Abfahrt nach Hirono, da danach jeweils die Sperrzone folgt.
Bildung
In Hirono befindet sich die Grundschule Hirono (広野町立広野小学校, Hirono-chōritsu Hirono shōgakkō) und die Mittelschule Hirono (広野町立広野中学校, Hirono-chōritsu Hirono chūgakkō).
Tepco betreibt ca. 3 km nördlich der Stadt das Kraftwerk Hirono. Es besitzt drei Blöcke mit 600 MW und zwei Blöcke mit 1000 MW in welchen Schweröl, Erdöl und Kohle verfeuert werden. Dieses direkt am Pazifischen Ozean gelegene Kraftwerk wurde durch das Tōhoku-Erdbeben und Tsunami 2011 beschädigt und nach vier Monaten wieder in Betrieb genommen[15][16].
10万分1浸水範囲概況図, 国土地理院 (Kokudo Chiriin, Geospatial Information Authority of Japan, ehemals: Geographical Survey Institute = GSI), www.gsi.go.jp: 地理院ホーム > 防災関連 > 平成23年(2011年)東北地方太平洋沖地震に関する情報提供 > 10万分1浸水範囲概況図:
Das GSI veröffentlicht an dieser Stelle eine Landkarte mit Hirono (浸水範囲概況図16), auf der die vom Tōhoku-Tsunami 2011 überfluteten Gebiete auf Grundlage von Auswertungen von Luftbildern und Satellitenaufnahmen eingezeichnet sind, soweit dies möglich war.
↑4月15日(金)広野町役場湯本支所を開設します(4/13). Hirono, 20. April 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Oktober 2011; abgerufen am 10. August 2016 (japanisch).
↑Dinil Pushpalal, Zhang Yan, Tran Thi Diem Thi, Yuri Scherbak, Michiko Kohama: Tears of Namie: An Appraisal of Human Security in the Township of Namie. In: Dinil Pushpalal, Jakob Rhyner, Vilma Hossini (Hrsg.): The Great Eastern Japan Earthquake 11 March 2011: Lessons Learned And Research Questions - Conference Proceedings (11 March 2013, UN Campus, Bonn). 2013, ISBN 978-3-944535-20-3, ISSN2075-0498, S.80–87.
↑The Recovery Process in Fukushima. In: Federica Ranghieri, Mikio Ishiwatari (Hrsg.): Learning from Megadisasters - Lessons from the Great East Japan Earthquake. World Bank Publications, Washington, DC 2014, ISBN 978-1-4648-0153-2, Chapter 36, S.331–343, doi:10.1596/978-1-4648-0153-2 (Werk online zugreifbar auf Google Books [abgerufen am 3. April 2018])., Lizenz: Creative Commons Attribution CC BY 3.0 IGO.