Der Ort gehörte früher zum Bistum Metz.[1] Überlieferte ältere Ortsbezeichnungen sind Hettinga (11. Jahrhundert), Chettingen (1084), Haitanges (1369) sowie Hetange und Hattange (15. Jahrhundert).[2]
Um 1858/59 wurde hier in der Nähe auf einem Hügel über dem Kieseltal ein Bacchus-Altar aus der Römerzeit gefunden.[2] Archäologische Ausgrabungen haben Reste einer bedeutenden gallo-römischen Straßenverbindung ergeben, einer obligatorischen Passierstelle auf der römischen Straße von Metz nach Trier. Die meisten der Relikte werden im Museum von Thionville aufbewahrt. Regelmäßig finden hier Ausstellungen über aktuelle Ausgrabungsergebnisse und Forschungsarbeiten statt.
Das Dorf wurde seit dem Mittelalter durch Kriegshandlungen in Mitleidenschaft gezogen. 1387 zerstörten die Metzer das Dorf.[1] Erhalten geblieben ist die Kapelle von Sœtrich (Sötrich), die den Dreißigjährigen Krieg überdauerte und bis heute zahlreiche Elemente aus dem 15. Jahrhundert aufweist.
Die Bewohner ernährten sich früher hauptsächlich vom Getreide-, Obst- und Weinbau. Ab 1809 wurden die Steinbrüche wichtig, die Steine unter anderem für die Bepflasterung der Straßen von Metz lieferten.[1] Mit dem Aufschwung der Bergbauindustrie setzte eine Bevölkerungsexplosion ein. Durch den Frieden von Frankfurt vom 10. Mai 1871 kam das Gebiet an Deutschland, wo es dem Bezirk Lothringen im Reichsland Elsaß-Lothringen zugeordnet war. Das Eisen-Bergwerk „Karl-Ferdinand“, benannt nach Carl Ferdinand von Stumm-Halberg, wurde 1904 eröffnet und brachte Großhettingen 75 Jahre lang wirtschaftliche Blüte.
Nach dem Ersten Weltkrieg musste Großhettingen aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1919 an Frankreich abgetreten werden. In der Folgezeit wurden auf dem Gemeindegebiet sieben Verteidigungsanlagen der Maginot-Linie errichtet: die große Festungsanlage von Soetrich, das bestens erhaltene Zwischenwerk Immerho, die Unterstände von Stressling, Hettange-Grande und der Route von Luxemburg, sowie zwei Spähtürme. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Region von der deutschen Wehrmacht besetzt, und nach Kriegsende kam Großhettingen wieder an Frankreich. Der Eisenerzabbau blieb bis Ende der 1970er Jahre der wichtigste Wirtschaftszweig des Orts.
Der Ort wurde namensgebend für einen Fachausdruck in der Geologie, nachdem 1864 ein Geologe aus der Schweiz vorgeschlagen hatte, das besondere Gestein des Steinbruchs „Gries“, der innerhalb der Gemarkung der Gemeinde lag, als international gültiges Vergleichsmuster für eine geologische Schicht heranzuziehen, die vor 201,3 bis 199,3 Millionen Jahren gebildet wurde, den StratotypHettangium. Das betroffene Areal ist seit 1985 ein Naturschutzgebiet, das einzige geologische Schutzgebiet in Lothringen und eines von zehn in ganz Frankreich.
Partnerstädte
Die Partnerstädte der Gemeinde sind Pederobba im italienischenVenetien sowie Sinzig in Deutschland. Einwohner von Pederobba waren früher als Gastarbeiter in den Minen von Hettange-Grande tätig.
↑ abcdEugen H. Th. Huhn: Deutsch-Lothringen. Landes-, Volks- und Ortskunde, Stuttgart 1875, S. 328 (online).
↑ abFranz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band III: Kunst und Althertum in Lothringen. Friedrich Bull, Straßburg 1886, S. 84 (online).
↑ abcdHettange-Grande – statistische Angaben der Arbeitsgruppe für Demographie und Geschichte der École des hautes études en sciences sociales (EHESS), Frankreich
↑Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 25 (Altheim, Deutsch-) (online)
↑Georg Lang (Hrsg.): Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch, Metz 1874, S. 111 (online).
↑Gustav Neumann: Das Deutsche Reich in geographischer, statistischer und topographischer Beziehung, Band II, Grg. Ferd. Otto Müller, Berlin 1874, S. 560–562 (online)
↑Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. C. F. Schmidts Universitäts-Buchhandlung Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 114, Ziffer 1378 (online).
↑ abStatistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Die Bewegung der Bevölkerung in Elsaß-Lothringen, Druck von M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1893, S. 106–107, Kanton Kattenhofen, Ziffer 11 (online).