Helene Cramer entstammte einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie aus Hamburg-Uhlenhorst. Wie ihre Schwester, die Malerin Molly Cramer, konnte auch sie ihre Ausbildung zur Malerin erst nach dem Tod des Vaters Cesar Cramer im Jahre 1882 beginnen. Zu Beginn der Studien bereits 38 Jahre alt, waren ihre ersten Lehrer der Hamburger Zeichner Theobald Riefesell sowie die Maler Carl Rodeck und Carl Oesterley. Ende der 1880er Jahre folgten Studien bei Margaretha Roosenboom (1843–1896) in Den Haag und gemeinsam mit ihrer Schwester beim belgischen Stillleben-Maler Eugène Joors (1850–1910) in Antwerpen.[1] Joors unterrichtete sie besonders in der Kunst des Stilllebens.
Zurückgekehrt nach Hamburg, fertigte sie hauptsächlich Blumen-Stillleben (Blumenstücke). „Mit ihren in verhaltenen, eher herben Farben wiedergegebenen Natur-Motiven bleibt sie mehr als ihre Schwester am Gegenständlichen haften“.[2] Ihre Werke waren regelmäßig auf den bedeutenden deutschen Ausstellungen, wie etwa im Glaspalast München und den Großen Berliner Kunstausstellungen, zu sehen. In Berlin stellte sie zwischen 1893 und 1908 mehrfach und stets gemeinsam mit ihrer Schwester Molly aus. Der Direktor der Hamburger KunsthalleAlfred Lichtwark erwarb 1896 einige ihrer Bilder für die „Sammlung von Bildern aus Hamburg“.
Lichtwark, der häufig im Haus der Schwestern in der Uhlenhorster Karlstraße 18 verkehrte, stellte auch den Kontakt zu den Mitgliedern des Hamburgischen Künstlerklubs von 1897 her, zu denen u. a. Ernst Eitner, Arthur Illies und Paul Kayser gehörten. Durch Besuche der Künstler in ihrem Haus wurde dies zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem Künstlertreff. Ohne dem Klub beizutreten, stellten die Schwestern später dort mit aus.
Helene Cramer starb 1916 in ihrem 72. Lebensjahr, die Grabsteine von Helene und Molly Cramer stehen im Garten der Frauen auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf.
Maike Bruhns: Cramer, Helene. In: Der neue Rump. Lexikon der Bildenden Künstler Hamburgs, Altonas und der näheren Umgebung. Wachholtz, Neumünster 2005, ISBN 3-529-02792-8, S. 82.
Petra Wiechens: Hamburger Künstlerinnen der Avantgarde. Hamburg 2006, ISBN 3-937125-26-4.
↑Helene Cramer „German painter“ auf der 1893 „Chicago World’s Fair and Exposition“.
↑Helene Cramer, Hamburg, Uhlenhorst, Carlstrasse 18. In: Official Fine Art, Historical, and General Catalogue. Woman’s Exhibition 1900, Earl’s Court, London, S.W. (Textarchiv – Internet Archive).