In seiner Zeit in Göttingen promovierte er 1956 bei Helmuth Hausen an der Technischen Hochschule Hannover; Thema seiner Dissertation war die Strömungsmechanik von Filmströmen und der Wärmeübergang in ihnen. Hausen war auch bei Brauers Habilitation an der Hannoveraner Hochschule für das Fach Verfahrenstechnik Erstreferent. Für seine Habilitationsschrift befasste sich Brauer mit Eigenschaften der Strömungen bei der Rektifikation.
Bereits kurz nach dieser Arbeit wurde er von der Verfahrenstechnischen Gesellschaft im VDI ausgezeichnet.[1]
Ab 1960 war Brauer über drei Jahre verantwortlich für die Abteilung Strömungs- und Wärmetechnik bei Mannesmann in Duisburg. 1963 erhielt er den Lehrstuhl für Verfahrenstechnik an der Technischen Universität Berlin als Direktor des zugehörigen Instituts.[1] Wiederholt war Brauer Dekan des Fachbereichs Verfahrenstechnik und Energietechnik. Im Jahr 1992 wurde Brauer emeritiert, führte jedoch Forschung und Lehre weiter.[3] Sein Nachfolger ist Prof. Matthias Kraume.
In der Grundlagenforschung war das Hauptarbeitsgebiet Brauers die Mehrphasenströmung und der Stoffaustausch, denen er sich bereits in seinen Qualifikationsarbeiten gewidmet hatte. Forschungen auf diesen Gebieten führte er auch nach seinem Wechsel zu Mannesmann durch. Mannesmann konnte die Ergebnisse dieser Arbeit für die Entwicklung von Apparaten für die Erdölförderung, den Kohleabbau und den Betrieb von Pipelines verwerten.[1]
In seiner anwendungsbezogeneren und konkret problemlösungsorientierten Forschung widmete er sich vor allem der Luftreinhaltung und der Abwasserreinigung mit Mitteln der Bioverfahrenstechnik. Für beide Gebiete entwickelte Brauer mit seinen Mitarbeitern neuartige Apparate.[1]
Heinz Brauer initiierte eine Zusammenarbeit zwischen der West-Berliner Technischen Universität und der Technischen Universität Krakau in der Volksrepublik Polen – in den 1970er Jahren waren dafür politische Hürden zu überwinden. In Kooperation mit polnischen Wissenschaftlern gab es ab 1975 gemeinsame Seminare an den beiden Universitäten. Die Themen waren „Verfahrenstechnik und chemisches Apparatewesen“ und „Umweltschutz in Ballungsgebieten“. Eine ähnliche Zusammenarbeit baute Brauer ab 1985 mit der ungarischenUniversität Miskolc auf.[7]
Schriften
Aus Heinz Brauers Forschungsarbeit gingen über 200 Veröffentlichungen hervor, auch aus seiner Tätigkeit bei Mannesmann.[8] Brauers Konzeption von Verfahrenstechnik legt er in seinem Vortrag anlässlich der Verleihung der Carl-Friedrich-Gauß-Medaille dar:
Verfahrenstechnik im Wandel. In: Braunschweigische Wissenschaftliche Gesellschaft – Jahrbuch 1988. Goltze, Göttingen 1988, ISBN 3-88452-234-5, S. 235–247.Digitalisat
Seine Qualifikationsarbeiten und Beispiele für weitere Buchveröffentlichungen:
Strömung und Wärmeübergang bei Rieselfilmen, VDI-Forschungsheft 457. VDI-Verlag, Düsseldorf 1956. (Dissertation, Technische Hochschule Hannover)
Eigenschaften der Zweiphasenströmung bei der Rektifikation in Füllkörpersäulen. Technische Hochschule Hannover, 1959. (Habilitationsschrift)
Grundlagen der Einphasenströmungen und Mehrphasenströmungen. Aus der Reihe: Grundlagen der Chemischen Technik, Verfahrenstechnik der chemischen und verwandten Industrien. Sauerländer, Frankfurt 1971
Stoffaustausch, einschließlich chemischer Reaktionen. Sauerländer, Frankfurt 1971, ISBN 978-3-7941-0008-8 (unter Mitarbeit von Dieter Mewes)
Air Pollution Control Equipment. Springer, Berlin 1981, ISBN 978-3-540-10463-6 (englisch, mit Yalamanchili B. G. Varma)
Als Herausgeber:
Fundamentals of Biochemical Engineering, VCH, Weinheim 1985, ISBN 3-527-25764-0
Handbuch des Umweltschutzes und der Umweltschutztechnik
Band 1: Emissionen und ihre Wirkungen. Springer, Berlin 1997, ISBN 3-540-58024-7
Band 2: Produktions- und produktintegrierter Umweltschutz. Springer, Berlin 1996, ISBN 3-540-58059-X
Band 3: Additiver Umweltschutz: Behandlung von Abluft und Abgasen. Springer, Berlin 1996, ISBN 3-540-58060-3
Band 4: Additiver Umweltschutz: Behandlung von Abwässern. Springer, Berlin 1996, ISBN 3-540-58061-1
Band 5: Sanierender Umweltschutz. Springer, Berlin 1997, ISBN 3-540-58062-X
Beispiel für eine Dissertation bei Brauer zu einem unter seiner Leitung entstandenen Gerät[1] :
Djohan Sofia: Verfahrenstechnische Untersuchung der aeroben Essigsäurefermentation im Hubstrahl-Bioreaktor. VDI-Verlag, Düsseldorf 1995, ISBN 978-3-18-338303-0.
Goldenes Ehrenzeichen der Universität Krakau, 1995[7]
Aachener und Münchener Preis für Technik und Angewandte Naturwissenschaften, der Carl-Arthur Pastor-Stiftung, 1998[8]
Polnischer Goldener Orden für Umweltschutz, 1998[3]
Goldene Ehrenmedaille der Universität Krakau, 2003[7]
Literatur
Rudolf Jeschar: Laudatio zur Verleihung der Carl-Friedrich-Gauß-Medaille an Prof. Dr.-Ing. Heinz Peter Brauer. In: Braunschweigische Wissenschaftliche Gesellschaft – Jahrbuch 1988. Goltze, Göttingen 1988, ISBN 3-88452-234-5, S. 225–234, insbesondere S. 230–234.Digitalisat
Heinz Brauer (* 1923). In: Eberhard Knobloch (Hrsg.): „The shoulders on which we stand“ – Wegbereiter der Wissenschaft. 125 Jahre Technische Universität Berlin. Springer, Berlin 2013, ISBN 978-3-642-18916-6, S. 14 und 16.
↑ abcdefghRudolf Jeschar: Laudatio zur Verleihung der Carl-Friedrich-Gauß-Medaille an Prof. Dr.-Ing. Heinz Peter Brauer. In: Braunschweigische Wissenschaftliche Gesellschaft - Jahrbuch 1988. Goltze, Göttingen 1988, ISBN 3-88452-234-5, S. 225–234, insbesondere S. 230–234. Digitalisat.
↑Friedrich Spiegelberg: Reinhaltung der Luft im Wandel der Zeit. VDI-Verlag, Düsseldorf 1984, ISBN 3-18-419088-9, S.132.
↑ abcHeinz Brauer (* 1923). In: Eberhard Knobloch (Hrsg.): "The shoulders on which we stand" - Wegbereiter der Wissenschaft. 125 Jahre Technische Universität Berlin. Springer, Berlin 2013, ISBN 978-3-642-18916-6, S. 14 und 16.