Der Protestant Hans Kleinschmidt wuchs als Sohn eines Schneidermeisters in Wiesbaden auf, wo er auch das Realgymnasium besuchte. Am 15. April 1901 immatrikulierte er sich an der Technischen Hochschule Hannover, setzte sein Architekturstudium aber schon ab Herbst 1901 drei Semester lang (Wintersemester 1901/1902 bis Wintersemester 1902/1903) an der (großherzoglich hessischen) Technischen Hochschule Darmstadt fort. Vom 5. Mai 1903 bis zum Sommersemester 1905 studierte er wiederum in Hannover.[2] Dann begann er den Vorbereitungsdienst als Regierungsbauführer (Referendar in der öffentlichen Bauverwaltung). Anfang 1910 legte er vor dem Technischen Oberprüfungsamt in Berlin die zweite Staatsprüfung im Hochbaufach ab, woraufhin er am 29. Januar 1910[1] zum (königlich preußischen) Regierungsbaumeister (Assessor in der öffentlichen Bauverwaltung) ernannt wurde.[4]
In der Folge fand Kleinschmidt Beschäftigung im Geschäftsbereich der Eisenbahndirektion Frankfurt am Main, wo ihm zum 1. September 1918[1] unter gleichzeitiger Ernennung zum Regierungs- und Baurat (nach Errichtung der Deutschen Reichsbahn: Reichsbahnrat)[1] auch eine planmäßige Regierungsbaumeisterstelle verliehen wurde.[5]
In Mainz erhielt Kleinschmidt zum 1. September 1927 die Ernennung zum Reichsbahnoberrat und stand als Dezernent der dortigen Hochbauabteilung vor. Mit dem 1. August 1938 wurde er schließlich unter Ernennung zum Reichsbahnbaudirektor nach Berlin berufen, wo er als Abteilungsleiter in der Stellung eines Abteilungspräsidenten Einsatz fand.[1] Er leitete in Berlin die Abteilung V und das (Hochbau-)Dezernat 49 der 1937 gegründeten Reichsbahnbaudirektion Berlin. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er nach Mainz zurückversetzt.[3]:91 In Berlin war Kleinschmidt an der Seite von Theodor Dierksmeier mit „Speer-Projekten“ befasst. Sein Œuvre war für einen Eisenbahnarchitekten ungewöhnlich groß.[3]:101
„Kleinschmidt hatte es verstanden trotz Führungsposition während der NS-Zeit, er war damals Abteilungspräsident in der Reichsbahnbaudirektion Berlin, mit List und Tücke (und wohl auch aus Überzeugung) die Parteizugehörigkeit zu umgehen, so dass er „unbelastet“ sofort nach dem Krieg in Mainz von der amerikanischen Besatzungsmacht als Präsident eingesetzt werden konnte.“
Verzeichnis der oberen Reichsbahnbeamten, 37. Jahrgang 1941. Verkehrswissenschaftliche Lehrmittelgesellschaft bei der Deutschen Reichsbahn, Leipzig 1941, S. 310.
Herbert Mundhenke: Die Matrikel der Höheren Gewerbeschule, der Polytechnischen Schule und der Technischen Hochschule in Hannover. Band 3, Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, S. 585, Nr. 13.900.
Martin Schack: Neue Bahnhöfe. Die Empfangsgebäude der Deutschen Bundesbahn 1948-1973. VBN Verlag B. Neddermeyer, Berlin 2004, ISBN 3-933254-49-3.
Einzelnachweise
↑ abcdeVerzeichnis der oberen Reichsbahnbeamten 1941
↑ abHerbert Mundhenke: Die Matrikel der Höheren Gewerbeschule, der Polytechnischen Schule und der Technischen Hochschule in Hannover.
↑ abcdMartin Schack: Neue Bahnhöfe. Die Empfangsgebäude der Deutschen Bundesbahn 1948-1973.