Hannelore Hoger wurde 1939[1] in Hamburg als Tochter von Leo Hoger, einem Schauspieler und Inspizienten am Ohnsorg-Theater, und dessen Ehefrau, einer Schneiderin, geboren.[2] Mit vierzehn Jahren bekam sie am Theater ihres Vaters ihre erste größere Rolle, ein Jahr später stand ihr Entschluss fest, Schauspielerin zu werden.[3] Einen häufig erwähnten ersten Bühnenauftritt im Alter von fünf Jahren bezeichnete Hoger in einem Interview als ein „Gerücht“.[4] Hoger hatte zwei Schwestern und einen Bruder.
Einem breiten Publikumä wurde Hoger in der Rolle der resoluten, aber auch mitfühlenden Kriminalhauptkommissarin Bella Block bekannt, die sie von 1994 bis 2018 spielte.[5] Von 1996 bis 1997 übernahm sie in der 27-teiligen TV-Krimiserie Die Drei eine weitere Serienhauptrolle als Privatdetektivin Charlotte Burg.
„Sie war mehr als eine brillante Schauspielerin, sie war auch das Spiegelbild der unzähligen Situationen, in denen sie auftrat, nicht nur in ihren Filmen, Theaterrollen und Fernsehstücken. Ihre Nervosität, ihre permanent wechselnde Selbstwahrnehmung, ihre Widersprüchlichkeit und ihre vibrierende Präsenz lassen sich nicht beschreiben. Wenn man sagt, ein großer Schauspieler sei an seiner Wandlungsfähigkeit zu erkennen, dann trifft auf die Hoger das Gegenteil zu. Nicht sie wandelte sich in der Zusammenarbeit mit einem Regisseur, sondern dieser wurde durch sie verwandelt. Alle ihre Geschichten nahmen das Blut von Hannelore Hoger in sich auf. Es war immer sie, Hannelore Hoger, die mit ihren leuchtenden Augen in ihre Rollen sprang. […] Mit der Hoger verliert der deutsche Film einen Glücksstern.“
„Sie ist rigide selbstbewußt, wohl nur schwer zu haben fürs weniger Attraktive (was sie, die sich als Ensemblespielerin versteht, heftig bestreitet), sie gilt als ‚schwierig‘, eine intelligente Diva. […] Als Schauspielerin ist die Hoger eine Entdeckerin, Verführerin, deren wache Neugier auf Figuren ansteckt. Anstiftet. […] Sie blieb als Regisseurin die erfindungsfreudige Beobachterin, die neugierige Entdeckerin, die sie als Schauspielerin war und ist, eine Phantasie freisetzende, anspornende Virtuosin des Schauspiel(er)handwerks.“
Ab 1990 spielte sie gemeinsam mit dem Schauspieler Dietmar Mues und dem Pianisten und Sänger Joachim Kuntzsch in unregelmäßigen Abständen in verschiedenen Städten das Programm Außen rot und innen … Ein Tucholsky-Abend, in dem drei Texte des Satirikers Kurt Tucholsky schauspielerisch aufbereitet wurden.
Ab Sommer 2005 trat sie mit ihrer Tochter Nina Hoger und dem Ensemble Noisten auf. Gelegentlich trat Hannelore Hoger auch mit ihrem früheren Lebenspartner, dem Pianisten Siegfried Gerlich, in verschiedenen Programmen auf.
Soziales Engagement
Ihre Popularität stellte Hoger in den Dienst sozialer Anliegen, etwa die Kampagne des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend „Hinsehen. Handeln. Helfen!“ gegen sexuelle Gewalt an Kindern[9] von April 2004 bis Februar 2005. Hoger beteiligte sich 2003 auch an einer Aufklärungskampagne der Stiftung Deutsche Krebshilfe für ein frühzeitiges Mammographie-Screening gegen Brustkrebs. In ihrem Kommentar zum Jahreswechsel 2001/2002 wies sie darauf hin, dass die globale Marktwirtschaft täglich 24.000 Menschen das Leben koste.[10] Seit 2007 war sie Schirmherrin der Kampagne „Jede Oma zählt“ der Hilfsorganisation Helpage Deutschland, mit der Unterstützer für Hilfsprojekte zu Gunsten alter Menschen in Entwicklungsländern gesucht werden.[11]
Privates
Die Schauspielerin Nina Hoger stammt aus Hogers Beziehung mit dem Schauspieler Norbert Ecker. Hannelore Hoger war viele Jahre mit dem Schriftsteller und Filmemacher Alexander Kluge und von 1999 bis 2006 mit dem Philosophen, Schriftsteller und Pianisten Siegfried Gerlich liiert.[12] Sie starb im Dezember 2024 im Alter von 85 Jahren in ihrer Heimatstadt Hamburg.[13]
C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 1995, 2. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 314 f.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 4: H – L. Botho Höfer – Richard Lester. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 19 f.
↑Hannelore Hoger im Interview, unikosmos.de, 1. Februar 2005. Als Bella Block beeindrucken Sie durch eine resolute Persönlichkeit, durch Stärke und manchmal auch Härte. „Ja, das stimmt. Ich beeindrucke natürlich auch durch meine Weichheit und mitfühlende Art.“