HIL Heeresinstandsetzungslogistik

HIL Heeresinstandsetzungslogistik GmbH

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Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung[1]
Gründung 16. Februar 2005
Sitz Bonn, Deutschland
Leitung Sascha Franz (Sprecher der Geschäftsführung), Bernhard Schneider, Gabriele Beckmann[2]
Mitarbeiterzahl 3047[3]
Umsatz ~ 630 Mio. EUR[3]
Branche Militärdienstleister
Website www.hilgmbh.de
Stand: 13. Dezember 2024

Die HIL Heeresinstandsetzungslogistik GmbH ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Bundes mit Sitz in Bonn und untersteht dem Bundesministerium der Verteidigung. Sie wurde 2005 gegründet und spielt eine zentrale Rolle im logistischen System der Bundeswehr. Als integraler Bestandteil der Instandhaltungsorganisation der Bundeswehr ist die HIL GmbH für die industrielle Instandhaltung von militärischem Großgerät verantwortlich. Ihr Kernauftrag umfasst die Planung, Steuerung und Durchführung von Instandhaltungsmaßnahmen an landgebundenen militärischen Systemen. Dies betrifft hauptsächlich die Instandhaltungsstufen 2/3 (Vor-Ort-Reparaturen) und Stufe 4 (umfassende Generalüberholungen), welche die gesamte Bandbreite von vorbeugenden Wartungen bis hin zu komplexen Schadensreparaturen abdecken.

Unternehmen

Die HIL GmbH schloss mit dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung im Februar 2005 für die Dauer von acht Jahren einen Leistungsvertrag und wurde mit der Instandsetzung von ausgewähltem Gerät des Heeres und der Streitkräftebasis beauftragt.[4] Der Vertrag hatte ein Volumen von max. 1,77 Mrd. Euro. Die HIL GmbH übernahm zur Erfüllung ihrer Aufgaben unentgeltlich vom Bund ziviles Instandsetzungspersonal aus der Instandsetzungstruppe (ca. 1900 gewerbliche Kräfte), ebenso wie drei Instandsetzungswerke der Bundeswehr in Darmstadt, Doberlug-Kirchhain und St. Wendel. Die Liegenschaften dürfen ausschließlich zur Leistungserbringung für den Bund eingesetzt werden. Das Unternehmen greift bei seiner Auftragserfüllung gegenüber dem Bund auch auf mobile Instandsetzungskräfte des Heeres und der Streitkräftebasis sowie auf Kapazitäten der Industrie zurück, mit denen die HIL GmbH als öffentlicher Auftraggeber im Sinne des Vergaberechts Unteraufträge vergibt.

Bis zum 31. Dezember 2012 war die HIL GmbH eine Kooperationsgesellschaft zwischen dem Bund mit 49 Prozent und der HIL GmbH Industrieholding GmbH mit 51 Prozent Gesellschaftsanteilen, an denen die Unternehmen Diehl Land Systems (DLS), Rheinmetall Landsysteme (RLS) und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) mit gleichen Anteilen beteiligt waren.[5] Am 1. Januar 2013 übernahm der Bund sämtliche Anteile an der Gesellschaft, so dass diese seitdem als „Eigengesellschaft“ des Bundes weitergeführt wird. Grund hierfür sind neue EU-Vergaberichtlinien und die Einleitung eines Entflechtungsverfahrens durch das Bundeskartellamt. Auf die knapp 2000 Arbeitsplätze bei der HIL GmbH hat die Verstaatlichung nach Angaben des Verteidigungsministeriums keine Auswirkungen.[6] Am 30. Januar 2013 schloss das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) mit der HIL GmbH einen Anschlussleistungsvertrag ab.[7]

Im Zuge der Zeitenwende wurde auch die HIL GmbH mit mehr Personal und Finanzmitteln ausgestattet. Das Projekt „Zukunft HIL GmbH“ wurde im November 2023 vom Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages beschlossen und am 20. Dezember 2023 vertraglich mit dem BAAINBw festgehalten. Das Paket umfasst unter anderem 13,4 Mrd. Euro und die Aufstockung des Personals von 2.600 auf rund 3.500 Beschäftigte.[8]

Aufgabe

Die HIL GmbH (Heeresinstandsetzungslogistik GmbH) nimmt eine zentrale Funktion in der Versorgungslogistik der Bundeswehr ein. Ihre vertragliche Aufgabe besteht darin, die Verfügbarkeit ausgewählter Waffensysteme und Geräte des Heeres sowie der Streitkräftebasis sicherzustellen. Konkret bedeutet dies, dass die HIL GmbH eine tägliche Verfügbarkeit von mindestens 70 Prozent bei uneingeschränkter Einsatzfähigkeit und Vorschriftsmäßigkeit garantieren muss. Das Portfolio der HIL GmbH umfasst eine Vielzahl von Fahrzeugen und Geräten der Bundeswehr, darunter Kampf- und Transportpanzer, Haubitzen sowie diverse Spezialfahrzeuge. Zu den prominentesten von der HIL GmbH gewarteten Systemen zählen der Kampfpanzer Leopard, der Schützenpanzer Puma, der Transportpanzer GTK Boxer und die Panzerhaubitze 2000. Durch die Instandhaltung dieser hochmodernen und komplexen Systeme trägt die HIL GmbH maßgeblich zur Einsatzfähigkeit der Bundeswehr bei. Ihre Arbeit stellt sicher, dass die militärischen Geräte unter anspruchsvollen Bedingungen stets zuverlässig funktionieren. Neben der Instandhaltung übernimmt die HIL GmbH weitere wichtige Aufgaben, darunter die Materialbewirtschaftung, die Organisation und Bereitstellung von Ersatzteilen und Verbrauchsmaterialien, die Transportlogistik zur Sicherstellung der rechtzeitigen Lieferung von Materialien und Fahrzeugen sowie das Datenmanagement, das die Nutzung moderner IT-Systeme zur Optimierung logistischer Prozesse umfasst. Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der HIL GmbH ist die Integration und Nutzung moderner IT-Lösungen wie SAP. Diese Technologien optimieren die logistischen Prozesse und machen sie zukunftsfähig. Die Digitalisierung unterstützt die HIL GmbH dabei, schnell und effizient auf die Bedürfnisse der Bundeswehr zu reagieren. Als strategischer Partner der Bundeswehr ist die HIL GmbH sowohl auf kurzfristige Einsatzanforderungen als auch auf langfristige Wartungsstrategien spezialisiert. Diese Vielseitigkeit macht sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil der deutschen Verteidigungslogistik. Ihre hochspezialisierten Dienstleistungen und ihre Expertise tragen entscheidend dazu bei, die Einsatzfähigkeit der Truppen zu gewährleisten. Die HIL GmbH ist weit mehr als ein Instandhaltungsdienstleister. Durch ihr breit gefächertes Aufgabenportfolio, ihre innovative Nutzung moderner Technologien und ihre strategische Bedeutung für die Bundeswehr spielt sie eine Schlüsselrolle bei der Sicherstellung der militärischen Einsatzbereitschaft. Als verlässlicher Partner garantiert sie die Verfügbarkeit und Funktionsfähigkeit von Waffensystemen und Geräten – ein Beitrag, der für die Sicherheit und Effizienz der Streitkräfte unverzichtbar ist.

Modernisierung statt Privatisierung der HIL GmbH-Werke

Ab 2016 wurden unter der Leitung der damaligen Staatssekretärin Katrin Suder Privatisierungspläne für die HIL GmbH-Hauptwerke entwickelt. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer setzte 2019 jedoch ein starkes Signal, indem sie die Privatisierung stoppte und stattdessen ein umfassendes Investitions- und Modernisierungsprogramm initiierte. Dieser Schritt stärkte nicht nur das Vertrauen der Belegschaft, sondern sicherte auch die strategische Unabhängigkeit der Bundeswehr. Bis 2032 sollen rund 160 Millionen Euro in die Werke investiert werden, um ihre Zukunftsfähigkeit zu gewährleisten. Die Entscheidung fand breite Zustimmung in der Politik und wird als essenziell für die Einsatzbereitschaft und Flexibilität der Bundeswehr angesehen.[9][10]

Interne Strukturen auf dem Prüfstand

Die Reprivatisierungsbestrebungen stehen im Zusammenhang mit der sogenannten Berateraffäre, die im 1. Untersuchungsausschuss des Verteidigungsausschusses der 19. Wahlperiode des Deutschen Bundestages thematisiert wurde. In diesem Kontext wurden mehrere Vertreter der HIL GmbH gebeten, vor dem Ausschuss auszusagen. Dabei wurden Herausforderungen im Bereich der Personalführung deutlich, darunter auch Berichte über Spannungen innerhalb des Unternehmens. Ralf Brauksiepe, der damalige Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung, erläuterte in seiner Aussage, dass das Verhältnis zwischen der Belegschaft und der Geschäftsführung als belastet beschrieben werden könne. Ein Vorfall in Bezug auf Reisekosten wurde dabei als kritischer Wendepunkt genannt. Die Geschehnisse seien als außergewöhnlich zu bewerten.[11]

Neuer Änderungsvertrag als Wegweiser für die Zukunft

Im Dezember 2023 unterzeichnete die HIL GmbH gemeinsam mit dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) den achten Änderungsvertrag zur strategischen Weiterentwicklung des Unternehmens. Der Vertrag hat ein Finanzvolumen von 13,4 Milliarden Euro und eine Laufzeit von zehn Jahren, wodurch er zu den umfangreichsten Verträgen der Bundeswehr gehört.

Der neue Leistungsvertrag soll die HIL GmbH langfristig als systemrelevanten Dienstleister der Bundeswehr positionieren. Zu den vereinbarten Kernleistungen gehören die Planung, Steuerung und Durchführung von Instandhaltungsmaßnahmen für nahezu alle militärischen Landsysteme der Bundeswehr. Ziel ist es, die materielle Einsatzbereitschaft der Bundeswehr sicherzustellen und die Dienstleistungen noch stärker an den Bedürfnissen der Streitkräfte auszurichten. Dies beinhaltet Investitionen in moderne Instandhaltungsinfrastruktur, einen personellen Aufwuchs auf etwa 3.400 Mitarbeitende sowie die Optimierung interner Prozesse.

Die Unterzeichnung wurde von hochrangigen Vertretern der Bundeswehr und der HIL GmbH, darunter Vizeadmiral Carsten Stawitzki und die Geschäftsführung der HIL GmbH, begleitet. Die Geschäftsführung betonte, dass der Vertrag ein zentraler Schritt in die strategische Zukunft des Unternehmens sei.[12][13][14]

Übernahme der Ausbildungswerkstätten der Bundeswehr

Zum 1. Dezember 2024 übernahm die HIL GmbH die Ausbildungswerkstätten der Bundeswehr in Doberlug-Kirchhain und Sankt Wendel.[15][16] Mit diesem Schritt verfolgt das Unternehmen das Ziel, die Ausbildung eigener Fachkräfte auszubauen und besser auf die spezifischen Anforderungen der Bundeswehr abzustimmen. Der Übergang soll die langfristige Sicherstellung qualifizierter Fachkräfte gewährleisten, die sowohl in der HIL GmbH als auch innerhalb der Bundeswehr eingesetzt werden können.

Bereits zum 1. September 2024 starteten 46 neue Auszubildende ihre berufliche Qualifikation in den übernommenen Standorten: 32 in Sankt Wendel und 14 in Doberlug-Kirchhain. Die Ausbildungsprogramme umfassen Berufe wie Kfz-Mechatroniker und Feinwerkmechaniker. Um die Kontinuität der Ausbildung sicherzustellen, wurden die bestehenden Ausbildungsverträge des Bundes nahtlos übernommen. Das Stammpersonal der bisherigen Ausbildungswerkstätten wurde in die Ausbildung eingebunden, um die Qualität der Betreuung und den Wissenstransfer zu sichern.

Darüber hinaus wird die HIL GmbH die Ausbildung der Bestandsauszubildenden der Bundeswehr in den Ausbildungsjahren zwei bis vier im Rahmen eines Auftragsverhältnisses fortführen. Die Möglichkeit, nach Abschluss der Ausbildung in ein Beschäftigungsverhältnis bei der HIL GmbH oder der Bundeswehr einzutreten, soll den Absolventinnen und Absolventen eine langfristige berufliche Perspektive bieten.

Die Bundeswehr plant zeitgleich, bundesweit zusätzliche Ausbildungsplätze in vergleichbarem Umfang aufzubauen, um die Ausbildungskapazitäten zu erweitern und die Ausbildungsqualität auf einem hohen Niveau zu halten. Diese Maßnahme betont die enge Kooperation zwischen der HIL GmbH und der Bundeswehr und unterstreicht die strategische Bedeutung der Personalentwicklung für beide Partner.[17][18][19]

Auswahl der von der HIL GmbH betreute Fahrzeuge und Geräte

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Amtsgerichts Bonn HR B 13651.
  2. https://www.hilgmbh.de/impressum
  3. a b "https://www.hilgmbh.de/unternehmen/daten-und-fakten"
  4. Bundeswehr: Neue Wege bei Instandsetzung von Heeresgerät, 25. Juni 2006.
  5. Strategie und Technik, März 2006, S. 38 ff.
  6. tagesschau.de (Memento vom 17. August 2012 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  7. Abschluss Anschlussleistungsvertrag [1]
  8. Projekt "Zukunft HIL" – Vertragsunterzeichnung. 21. Dezember 2023, abgerufen am 21. Dezember 2023 (deutsch).
  9. FDI: Bericht: AKK stoppt Privatisierungspläne für HIL-Werke. 17. Oktober 2019, abgerufen am 12. Dezember 2024.
  10. ES&T Redaktion: HIL-Werke bleiben im Bundesbesitz. 4. November 2019, abgerufen am 12. Dezember 2024 (deutsch).
  11. n-tv NACHRICHTEN: "Ich war nur ein nützliches Bauernopfer". Abgerufen am 12. Dezember 2024.
  12. Presse. Abgerufen am 2. Dezember 2024.
  13. Die Heeresinstandsetzungslogistik (HIL) GmbH soll modernisiert und weiterentwickelt werden. 30. Dezember 2023, abgerufen am 4. Dezember 2024 (englisch).
  14. Beschaffungsamt und HIL GmbH vereinbaren Zukunftskurs. 21. Dezember 2023, abgerufen am 4. Dezember 2024.
  15. Sarah Konrad: Werk in St. Wendel wird zum Kompetenzzentrum Kette umgewandelt: Großer Umbau, eigene Ausbildung und neue Stellen: Jetzt spricht der Hil-Werkleiter. 1. Oktober 2024, abgerufen am 5. Dezember 2024.
  16. 41 neue Auszubildende starten bei HIL GmbH in St. Wendel - St. Wendeler Land Nachrichten. 29. Oktober 2024, abgerufen am 5. Dezember 2024.
  17. Presse. Abgerufen am 2. Dezember 2024.
  18. Abgabe der Ausbildungswerkstätten St. Wendel & Doberlug-Kirchhain. Abgerufen am 5. Dezember 2024 (deutsch).
  19. Industry News: HIL GmbH übernimmt Ausbildungswerkstätten der Bundeswehr. 29. November 2024, abgerufen am 5. Dezember 2024.