Dieser Artikel behandelt den württembergischen Staatsmann Gustav Rümelin. Zum gleichnamigen Rechtswissenschaftler, seinem Sohn, siehe Gustav Friedrich Eugen Rümelin.
Rümelin besuchte die Schule in Heilbronn und danach das evangelisch-theologische Seminar in Schöntal. 1832 bis 1836 studierte er Theologie am Tübinger Stift, das er 1836 mit dem theologischen Examen abschloss. Er wurde 1832 Mitglied der burschenschaftsnahen Kneipgesellschaft der Patrioten.[1] 1837 promovierte er zum Dr. phil. an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Danach war er von 1838 bis 1845 Repetent im Seminar in Schöntal sowie Lehrer in Ludwigsburg, Kirchheim, Langenburg, Heilbronn, Ellwangen, Göppingen und Stuttgart. In dieser Zeit legte er 1841 sein II. Theologisches Examen und 1843 das Professoratsexamen ab.
1845 bis 1849 war Gustav Rümelin Rektor der Lateinschule in Nürtingen, 1849 bis 1852 Gymnasialprofessor in Heilbronn und Stuttgart. 1852 wurde er Ministerialrat und Mitglied des Königlichen Studienrats im Kultministerium (das im königlichen Württemberg als Departement des Kirchen- und Schulwesens bezeichnet wurde). Vom 9. April 1856 bis zum 5. April 1861 leitete er im Ministerium Linden das Kultministerium im Rang eines Wirklichen Staatsrats. Von diesem Amt trat er 1861 zurück, nachdem der Landtag den von ihm verfolgten Plan des Abschlusses eines Konkordats mit dem Vatikan abgelehnt hatte.
Sein Vater Gustav Rümelin (1785–1850), war Oberamtsrichter und Oberjustizrat in Heilbronn. Seine Mutter Henriette Dreiß (1790–1865) war die Tochter des Heilbronner Kaufmanns Christian Dreiß (1753–1808) und der Wilhelmine Kaufmann. Rümelin hatte vier Geschwister, darunter Eugen Gustav Rümelin (1812–1899) und die Heilbronner Bankiers Richard Rümelin (1818–1880) und Max Rümelin (1823–1893).[2]
Im Jahr 1847 heiratete Gustav von Rümelin Marie Schmoller (1824–1891), die Tochter des württembergischen Finanzrats und Kameralverwalters in Heilbronn Friedrich von Schmoller (1795–1865) und dessen Ehefrau Therese geb. Gärtner (1804–1846). Der jüngere Bruder von Rümelins Gattin, Gustav von Schmoller, wurde später ein bekannter Nationalökonom.
In der Ehe Gustav von Rümelins mit Marie geb. Schmoller wurden vier Kinder geboren, darunter die bekannten Rechtswissenschaftler:
Max von Rümelin (1861–1931), ⚭ 1891 Wilhelmine Brockhoff (1869–1953)
Politik
Aufgrund der angesehenen Stellung, die sich Rümelin in Nürtingen durch regelmäßige politische Vorträge geschaffen hatte, wurde er 1848 für die Frankfurter Nationalversammlung gewählt. Vom 18. Mai 1848 bis zum 24. Mai 1849 war er Abgeordneter für den Bezirk Nürtingen-Kirchheim. Er gehörte in der Paulskirche den Fraktionen Württemberger Hof und Augsburger Hof sowie mehreren Ausschüssen an, unter anderem der Kaiserdeputation.
Von 1856 bis 1862 war er gewählter Abgeordneter der Stadt Ludwigsburg für die Zweite Kammer des württembergischen Landtags. Das Mandat ruhte von 1856 bis 1861 während seiner Zeit als Kultusminister. Ab 1870 gehörte er bis zu seinem Tode 1889 in seiner Eigenschaft als Kanzler der Universität Tübingen wieder dem württembergischen Landtag an.
Reden und Aufsätze. Neue Folge. Mohr, Freiburg 1881.
Die Bevölkerungsstatistik des Königreichs Württemberg. Kohlhammer, Stuttgart 1884.
Die Berechtigung der Fremdwörter, veröffentlicht von J.C.B. Mohr, Freiburg 1887.
Reden und Aufsätze. 3. Folge. Mohr, Freiburg 1894.
Kanzlerreden. Mohr, Tübingen 1907.
Einzelnachweise
↑Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 5: R–S. Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1256-9, S. 141–143. sowie Georg Schmidgall: Die alte Tübinger Burschenschaft 1816–1828. In: Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung. 1940, Band 17, S. 1–187.
↑Friedrich Dürr: Chronik der Stadt Heilbronn (= Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band27). Band I: 741–1895. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1986, DNB870345044, S.407 (Unveränderter Nachdruck der 2. Auflage von 1926).
Literatur
Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S.741–743.
Max von Rümelin: Gustav Rümelin. Erinnerungen an meinen Vater. Mohr, Tübingen 1927.
Steffen Seischab: Ein Nürtinger an der Wiege der ersten deutschen Demokratie: Gustav Rümelin und die Revolution 1848/49. In: Steffen Seischab: Nürtinger Köpfe, Nürtingen: Senner 2018, S. 68–75.