Das Medizinstudium in Mailand und Rom schloss er 1935 mit einer Spezialisierung für die Psychiatrie ab. Er begann als Laie zu malen und malte bis 1940 mystisch-groteske Bilder. Nach Kriegsende nahm er 1945 an einer Ausstellung in Mailand teil. Ab 1948 gehörte er zu den Gründern des Movimento per l’arte concreta, an deren Ausstellungen er regelmäßig teilnahm, und war 1956 Mitgründer der Associazione per il disegno industriale.[4] Er gab gegen Ende der 1950er Jahre die Malerei auf, wandte sich der Kunsttheorie und Kunstkritik zu und widmete sich insbesondere der Gegenwartskunst. Er lehrte Ästhetik an den Universitäten Florenz, Triest, Mailand und Cagliari. Anfang der 1980er Jahre begann er wieder zu malen.
Dorfles verfasste eine Vielzahl von Aufsätzen und einige Bücher. Er kuratierte 1987 eine Ausstellung über den Futuristen Gino Severini in Bozen. Er schrieb das Vorwort zu einem Katalog von Möbelentwürfen Giotto Stoppinos, zu einem Buch über den Designer Marco Zanuso, einen Beitrag in einem Werkverzeichnis Arnaldo Pomodoros. 2009 folgte ein Essay über die Keramiksammlung Bernd Hockemeyer und das Vorwort zu einer Retrospektive Gianni Colombos.
1968 veröffentlichte Dorfles eine grundlegende Untersuchung über den Kitsch[5] und befasste sich in der Folge mit Verschränkung von Technik und Konsum mit der Kunst.
Seine eigene künstlerische Produktion aus der Periode zwischen 1930 und 1960 wurde 1986 in Mailand und in den Folgejahren in Aosta, Rom und wiederholt in Mailand gezeigt.
Der Name Gillo Dorfles wurde 1966 in Konrad Bayers Roman Der sechste Sinn in der endlosen Begrüßungsfarce erwähnt: … vera fugger gab gillo dorfles die hand. gillo dorfles gab ives acker die hand. ives acker gab bruno buzek die hand. …[6]
Schriften (Auswahl)
L’architettura moderna. 1954
Le oscillazioni del gusto: L’arte d’oggi tra tecnocrazia e consumismo. Lerici, Mailand 1958
Im Labyrinth des Geschmacks. Kunst zwischen Technik und Konsum. Mit einem Vorwort zur deutschen Ausgabe. Übersetzung Ulrike Längle. Kirchheim, München 1987, ISBN 3-87410-023-5.
Il divenire delle arti. Turin, 1959
Ultime tendenze nell’arte d’oggi. 1961
Il Kitsch. Antologia del cattivo gusto. Gabriele Mazzotta, Mailand 1968
Der Kitsch. Aus dem Italienischen von Birgid Mayr. Studio Wasmuth, Tübingen 1969 [„in einer sehr unzulänglichen und fehlerhaften Übersetzung“ (Dorfles, 1987)]
Il disegno industriale e la sua estetica
Gute Industrieform und ihre Ästhetik. Aus dem Italienischen von Annemarie Innerebner. Zum Geleit von Philip Rosenthal. Moderne Industrie, München 1964
mit Enrichetta Ritter: Design italiano: mobili. Graphic design Bruno Munari. Introduzione di Gillo Dorfles. C. Bestetti, Mailand 1968
Zanuso Marco - Marco Zanuso designer. Edititalia, Rom 1971
Mimmo Paladino: Veglia. Text Gillo Dorfles. Mazzotta, Mailand 1984
mit Pier Luigi Siena (Hrsg.): Severini. Schloss Maretsch – Bozen 1987/88. Übersetzung Dorothea Morawetz. Mazzotta, Mailand 1987 (zweisprachig). (Dorfles hat seinen Beitrag selbst aus dem Italienischen übersetzt)
I fatti loro. Dal costume alle arti e viceversa. Feltrinelli, Mailand 1983
La moda della moda. 1984
Elogio della disarmonia. 1986
Agenore Fabbri. Plastik und Malerei. Hrsg. von Erich Steingräber, Siegfried Salzmann, Gerald Gassiot-Talabot, Gillo Dorfles und Remi de Cnodder. Hirmer, München 1988
Il Feticcio quotidiano. 1988
Ästhetik der Zwietracht: Vernunft und Mythos in der modernen Kunst. Übersetzung Ulrike Längle. Kirchheim, München 1988
Arnaldo Pomodoro: Arnaldo Pomodoro : catalogo ragionata della scultura. Skira, Mailand 2007 (Beitrag auf S. 16–25)
Horror Pleni. La (in)civiltà del rumore. Castelvecchi Editore, 2008
Conformisti. La morte dell’autenticità. Castelvecchi Editore, 2008
Luca M. Barbero, Marco Bazzini, Gillo Dorfles, M. L. Gelmini: Mauro Staccioli. All’origine del fare. Corraini Edizioni, Mantua 2008
Margret Haase (Hrsg.): The Hockemeyer collection : 20th century Italian ceramic art. Hirmer, München 2009 (Vorwort)
Marcella Beccaria (Hrsg.): Gianni Colombo. Castello di Rivoli, Museo d’Arte Contemporanea 2009. Skira, Milano 2009
Fatti e fattoidi. Gli pseudoeventi nell’arte e nella società. Castelvecchi Editore, 2009
Irritazioni. Un’analisi del costume contemporaneo, Castelvecchi Editore. 2010
Dal significato alle scelte, Castelvecchi Editore, 2010
Devi fidarti della percezione se vuoi davvero capire te stesso. In: Corriere della Sera. 29. Januar 2015. S. 42–43. (über Lambert Wiesing)
Literatur
N. Corradini: Dorfles, Gillo. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 29, Saur, München u. a. 2001, ISBN 3-598-22769-8, S. 60 f.
Dorfles, Gillo. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band5: V–Z. Nachträge: A–G. E. A. Seemann, Leipzig 1961, S.435 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
Werner Spies: Der Bart des Gartenzwergs. Eine Anthologie von Gillo Dorfles, in: Das Auge am Tatort: achtzig Begegnungen mit Kunst und Künstlern. Prestel, München 1999, S. 266–268, ISBN 3-7913-0484-4.
↑Ein Hermann Dörfles betrieb um 1820 eine Lederfabrik in Görz, siehe Johann Joseph von Prechtl: Jahrbücher des kaiserl. königl. polytechnischen Institutes in Wien. Band 5, Wien 1824, S. 160
↑Ruth Ellen Gruber: Jewish Heritage Travel: A Guide to East-Central Europe (John Wiley & Sons, Inc, New York, 1992)