Ab Juni 1941 führte Reinhardt das XXXXI. Armeekorps im Russlandfeldzug bis vor Leningrad. Am 5. Oktober 1941 übernahm er dann die Panzergruppe 3, die ab 1942 3. Panzerarmee hieß. Mit dieser nahm er an der Schlacht um Moskau teil. Nachdem ihm am 17. Februar 1942 für die Leistungen der Panzerarmee während der Abwehrschlachten im Winter 1941/42 das Eichenlaub zum Ritterkreuz verliehen worden war, wurde er Mitte März mit Wirkung vom 1. Januar zum Generaloberst befördert. Mit seiner Panzerarmee bildete er 1942 und 1943 den Nordflügel der Heeresgruppe Mitte im Raum nördlich von Smolensk und führte dort im Winter 1943/44 erfolgreiche Abwehrkämpfe. Hierfür erhielt er am 26. Mai 1944 die Schwerter zum Ritterkreuz verliehen. Wie die gesamte Heeresgruppe Mitte war jedoch die inzwischen stark geschwächte 3. Panzerarmee der sowjetischen Sommeroffensive („Operation Bagration“) nicht gewachsen. Große Teile dieser Armee wurden bei der Verteidigung der Region um die Stadt Witebsk gefangen genommen oder aufgerieben.
Am 16. August 1944 wurde Reinhardt als Nachfolger des in den Westen versetzten Walter ModelOberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte. Es gelang Reinhardt, nach den verheerenden Verlusten des Sommers an der ostpreußischen Grenze wieder eine Front aufzubauen. Am 26. Januar 1945 wurde er nach dem Zusammenbruch der Front an der Weichsel und nach Meinungsverschiedenheiten mit Adolf Hitler seines Kommandos enthoben und in die Führerreserve versetzt.
Verurteilung wegen Kriegsverbrechen
Im Juni 1945 wurde Reinhardt von der US-amerikanischen Armee verhaftet und im Nürnberger OKW-Prozess am 27. Oktober 1948 nach den Anklagepunkten II und III wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu fünfzehn Jahren Haft verurteilt. Das Gericht hielt den Nachweis individueller Schuld (wegen Ausarbeitung und Anordnung von verbrecherischen Befehlen wie dem Kommissarbefehl und dem Kommandobefehl, wegen Verbrechen an Kriegsgefangenen und Zivilisten, wegen der Verschleppung von Zivilisten zur Zwangsarbeit und wegen Beteiligung oder Unterstützung der Einsatzgruppen bei Judenmorden im Osten) für erbracht.[5]
1952 wurde Reinhardt aus dem amerikanischen Kriegsverbrechergefängnis Landsberg aus humanitären Gründen auf Bewährung vorzeitig entlassen, da seine Tochter einen psychotischen Zusammenbruch erlitten und einen Selbstmordversuch begangen hatte.[6]Konrad Adenauer empfing im selben Jahr Reinhardt und andere „soldatische Symbolfiguren“,[7] um die Freilassung weiterer Verurteilter anzumahnen und auf die heftige Kritik an der im Überleitungsvertrag paraphierten Kriegsverbrecherregelung einzugehen.
Christoph Clasen: Generaloberst Hans-Georg Reinhardt. Stuttgart 1996. ISBN 3-928666-99-1.
Johannes Hürter: Hitlers Heerführer. Die deutschen Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Sowjetunion 1941/42. (2. Auflage), R. Oldenbourg Verlag, München 2006 (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Bd. 66). ISBN 978-3-486-58341-0.
↑Johannes Hürter: Hitlers Heerführer. Die deutschen Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Sowjetunion 1941/42. München 2007, S. 31, 654.
↑Johannes Hürter: Hitlers Heerführer. Die deutschen Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Sowjetunion 1941/42. München 2007, S. 654.
↑Der Königlich Sächsische Militär-St. Heinrichs-Orden 1736–1918. Ein Ehrenblatt der Sächsischen Armee. Wilhelm und Bertha von Baensch-Stiftung, Dresden 1937, S. 531.
↑ abAuch zu den folgenden Orden Johannes Hürter: Hitlers Heerführer. Die deutschen Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Sowjetunion 1941/42. Oldenbourg, München 2007, ISBN 978-3-486-57982-6, S. 655 (abgerufen über De Gruyter Online).
↑Wolfram Wette: Fall 12: Der OKW-Prozess. In: Gerd G. Ueberschär (Hrsg.): Der Nationalsozialismus vor Gericht. 2. Aufl. Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-596-13589-3, S. 208.
↑Valerie Geneviève Hébert: Hitler’s Generals on Trial: The Last War Crimes Tribunal at Nuremberg. University Press of Kansas, 2010, ISBN 978-0-7006-1698-5, S. 190.
↑Norbert Frei: Vergangenheitspolitik. Die Anfänge der Bundesrepublik und die NS-Vergangenheit. 2. Aufl. München 2002, ISBN 3-423-30720-X, S. 288.
Generaloberste und Generaladmirale von Wehrmacht und Waffen-SS