Günzersreuth
Günzersreuth (fränkisch: Gindsesch-raid[1]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Kammerstein im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).[2] Die Gemarkung Günzersreuth liegt teils auf dem Gemeindegebiet von Kammerstein, teils auf dem Gemeindegebiet Büchenbach. Sie hat eine Fläche von 13,127 km² und ist in 2178 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 6027,08 m² haben.[3] In ihr liegen neben dem namensgebenden Ort die Gemeindeteile Barthelmesaurach (zum Teil), Gauchsdorf, Götzenreuth, Kammerstein (zum Teil), Neppersreuth, Neumühle, Poppenreuth und Schopfhof.[4]
Geographie
0,5 km nordwestlich des Dorfes liegt das Waldgebiet „Birkenschlag“, 0,5 km nordöstlich das Waldgebiet „Wolfslohe“. 0,5 km westlich liegt der „Engelesberg“. Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Albersreuth (1,5 km nördlich) bzw. zur Kreisstraße RH 5 (0,2 km südwestlich), eine weitere nach Barthelmesaurach zur RH 5 (0,5 km südlich).[5]
Geschichte
Der Ort lag verkehrsgünstig am Mildacher Steig, einer Straße, die zur Zeit der Karolinger angelegt wurde und von Spalt nach Zirndorf führte.[6] Der Ort wurde 1233 als „Gunzelinesrute“ erstmals urkundlich erwähnt.[7] Der Ortsname hat als Bestimmungswort den Personennamen des Gründers Gunzo, als Grundwort -reuth und die Bedeutung Zur Rodung des Gunzo.[8][9]
Das planmäßig angelegte Straßendorf bestand aus sechs Urhöfen. Im Urbar des burggräflichen Amtes Schwabach von 1360 wurde der Ort als „Guͤnczelsreuͤt“ erwähnt. Im Salbuch von 1410 wurden für „Güntzleinsreut“ 1 Gut, 3 Gütlein und 4 Seldengütlein angegeben. Auch im Salbuch des markgräflichen Amtes Schwabach von 1434 wurde für den Ort dieser Besitz angegeben. 1530 gehörten vier Höfe zum Amt, ein Gut zählte zur Frühmesse in Katzwang und eines zum Spital Schwabach. 1732 gab es laut den Oberamtsbeschreibungen von Johann Georg Vetter in Günzersreuth 9 Anwesen. Grundherren waren das Kastenamt Schwabach (4 Höfe, 3 Gütlein, 1 Zapfenwirtschaft) und das Spital Schwabach (1 Anwesen).[7]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Günzersreuth 10 Anwesen und 1 Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Oberamt Schwabach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Kastenamt Schwabach. Grundherren waren das Kastenamt Schwabach (4 Ganzhöfe, 3 Köblergüter, 1 Gut mit Zapfenwirtschaft), das Spital Schwabach (1 Ganzhof) und die Kirche Barthelmesaurach (1 Gütlein).[10] 1800 gab es im Ort weiterhin 10 Anwesen.[11] Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Windsbach.[12]
Im Jahre 1806 kam Günzersreuth zum Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 der Steuerdistrikt Günzersreuth gebildet, zu dem Gauchsdorf, Götzenreuth, Neppersreuth, Neumühle, Poppenreuth und Schopfhof gehörten. 1818 entstand die Ruralgemeinde Günzersreuth, die deckungsgleich mit dem Steuerdistrikt war. Im gleichen Jahr kam das Chausseehaus, das bis dahin zum Steuerdistrikt Kammerstein gehörte, zur Ruralgemeinde und zum Steuerdistrikt Günzersreuth. Die Gemeinde Günzersreuth war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Schwabach zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Schwabach (1919 in Finanzamt Schwabach umbenannt). Ab 1862 gehörte Günzersreuth zum Bezirksamt Schwabach (1939 in Landkreis Schwabach umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Schwabach (1879 in Amtsgericht Schwabach umbenannt).[12] Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 13,150 km².[13]
Am 1. Januar 1972 wurde im Zuge der Gebietsreform in Bayern die Gemeinde Günzersreuth aufgelöst: Günzersreuth, Chausseehaus, Neppersreuth und Poppenreuth wurden in die Gemeinde Kammerstein, die übrigen Orte in Büchenbach eingegliedert.[14]
Baudenkmäler
- Haus Nr. 2: dazugehöriger Backofen
- Haus Nr. 5: zweigeschossiges Bauernhaus
- Haus Nr. 7: zugehörige Scheune
Einwohnerentwicklung
Gemeinde Günzersreuth
Ort Günzersreuth
Religion
Der Ort ist der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Bartholomäus (Barthelmesaurach) gepfarrt.[10] Die Katholiken waren ursprünglich nach St. Vitus (Veitsaurach) gepfarrt,[13] heute ist die Pfarrei St. Sebald (Schwabach) zuständig.[32]
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Günzersreuth. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 431 (Digitalisat).
- Friedrich Eigler: Schwabach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 28). Michael Laßleben, Kallmünz 1990, ISBN 3-7696-9941-6.
- Hans Hinterholzinger: Die Gemeinde Günzersreuth. Abenberg-Kammerstein 1980, DNB 881150347.
- Georg Paul Hönn: Gunzersreuth. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 336 (Digitalisat).
- Willi Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach (1862–1962). Ein Heimatbuch. Schwabach 1964, DNB 984880232, OCLC 632541189, S. 312–314.
- Eberhard Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1969, DNB 457000937, S. 23–24.
Weblinks
Fußnoten
- ↑ E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 23. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „gíndsɘšràid“.
- ↑ Gemeinde Kammerstein, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 18. Juli 2023.
- ↑ Gemarkung Günzersreuth (093834). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 18. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ F. Eigler: Schwabach, S. 57.
- ↑ a b F. Eigler: Schwabach, S. 232.
- ↑ E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 23 f.
- ↑ W. Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach (1862–1962), S. 312.
- ↑ a b F. Eigler: Schwabach, S. 393.
- ↑ J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 2, Sp. 431.
- ↑ a b F. Eigler: Schwabach, S. 473 f.
- ↑ a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 824 (Digitalisat).
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 568.
- ↑ a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
- ↑ a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 33 (Digitalisat). Für die Gemeinde Günzersreuth zuzüglich der Einwohner und Gebäude von Chausseehaus (S. 16), Gauchsdorf (S. 29), Götzenreuth (S. 31), Neppersreuth (S. 62), Neumühle (S. 63), Poppenreuth (S. 72) und Schopfhof (S. 83).
- ↑ a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 234–235 (Digitalisat).
- ↑ a b c d e f g h i Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 184, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- ↑ a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1086, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑
Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 174 (Digitalisat).
- ↑ a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1251–1252, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 69 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 198 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1187 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 200 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1259 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 200 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1297 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1124–1125 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 180 (Digitalisat). Für die nach Büchenbach eingemeindeten Ortsteile: S. 179.
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 348 (Digitalisat).
- ↑ Katholische Pfarrei St. Sebald, Schwabach. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 28. Mai 2023.
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