Köthe lebte nun vom Verkauf seiner Gebrauchsgraphiken, insbesondere Karikaturen, deren Veröffentlichung in der Zeitschrift Koralle eine Verwarnung der Reichspressekammer nach sich zog. Es entstanden, deutlich von Nagel und Kollwitz beeinflusst, „dunkle und düstere Blätter und Bilder mit geduckten, deprimierten Menschen“,[2] von denen er zu Kriegsbeginn eines unaufgefordert zu der von dem Reichsbeauftragten für künstlerische FormgestaltungHans Herbert Schweitzer kuratierten Propagandaausstellung Dokumente der Zeit einreichte. „Nur seiner Jugend wegen“, ließ ihn Schweitzer wissen, würde man von „besonderen Maßnahmen“ gegen Köthe absehen.[3]
Bis zum Kriegsende verdingte er sich als Anstreicher bei Großausstellungen, wo er August Wilhelm Dressler kennenlernte. Durch dessen Vermittlung kam Köthe auch ab Herbst 1940 zu einem Atelierplatz in der Ateliergemeinschaft Klosterstraße (Raum Nr. 9).[4] Dressler entwickelte sich zu einem Mentor Köthes, 1945 bezogen sie benachbarte Ateliers in der amerikanischen Besatzungszone in Berlin und nahmen gemeinsam an ersten Ausstellungen teil. Köthe hatte einigen Erfolg im Ostteil der Stadt, zog sich aber aufgrund des Drängens, sich an den offiziellen Sozialistischen Realismus zu halten, in den Westteil zurück. Dort blieben seine realistischen Arbeiten wegen der internationalen Blütezeit der Abstrakten Kunst jedoch erfolglos. Er musste sein Atelier aufgeben und Sozialhilfe beantragen. Er arbeitete daraufhin als Grafiker für diverse Verlage und Werbeagenturen. Sein Hauptbetätigungsfeld wurde für Jahre, ab 1956 in Stuttgart, der Entwurf von Schaufensterdekorationen für den Einzelhandel, oft bis zu sechs Zeichnungen in der Woche.[5]
1960 kehrte Köthe nach Berlin zurück, und im folgenden Jahr wurde Carl Laszlo sein Impulsgeber und Förderer. Köthe entwickelte nun mit seinen gemalten Collagen mit Motiven aus der Werbung die ihm eigene Bildsprache: Er verzichtete ganz auf eigene Skizzen und entnahm fortan alles, was auf seinen Bildern erscheint, „jenem gelackten Banal-Surrealismus, der ihn – und uns – wie eine zweite Natur tagtäglich umgibt“.[6] Köthe traf die Auswahl unter rein ästhetischen Gesichtspunkten, und stets ging es ihm um Gegenüberstellung – etwa Auto und Mädchen, Metall und Fleisch, Chrom und Körper.[7]
Antje Starost drehte über Köthe 1987 den Dokumentarfilm „Malen ist Leben – Fritz Köthe“.
Bis zu seinem Tod lebte und arbeitete Köthe als freier Künstler. Florian Illies bezeichnete ihn als „BRD-Godfather of Pop“[8]. Köthe selbst sagte aber: „Ich glaube nicht, dass meine Arbeiten etwas mit Pop-Art zu tun haben. Ich glaube auch, es ist völlig müßig, darüber nachzudenken, ob es in meinen Arbeiten eine Verbindung zu Pop-Art, Hyperrealismus oder Neuem Realismus gibt. Das Wichtigste für mich und meine Arbeit ist eine gute farbige und formale Komposition und eine sorgfältige Malerei. Und das ist wohl das Entscheidendste bei allen Werken seit Beginn der Malerei.“[9]
Heidi Müller (Bearbeitung): Fritz Köthe: Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, 1938–1972. Berlin: Neuer Berliner Kunstverein, 1972 (Ausstellungskatalog).
Helga Huskamp: „Wer geht denn da noch durch die Landschaft und sieht das Panorama wie Caspar David Friedrich?“: Gemalte dé-collage; zum Werk des Malers Fritz Köthe. München: wak 1998. ISBN 3-9804250-2-9.
↑Heinz Ohff: Fritz Köthe, Monographie und Werkverzeichnis. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1976, ISBN 3-87584-048-8, S.12.
↑Heinz Ohff: Fritz Köthe - Versuch eines Porträts. In: Heinz Ohff, Wolfgang Sauré: Fritz Köthe. Das malerische Werk 1963–1980. Galerie Wilbrand Köln, 1979. S. 5.
↑Heinz Ohff: Fritz Köthe, Monographie und Werkverzeichnis. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1976, ISBN 3-87584-048-8, S.13.
↑s. Kurzvita Köthe, Fritz, in: Ateliergemeinschaft Klosterstraße – Berlin 1933–1945. Künstler in der Zeit des Nationalsozialismus, Akademie der Künste (Edition Hentrich), Berlin 1994. ISBN 3-89468-134-9 (S. 223)
↑Heinz Ohff: Fritz Köthe, Monographie und Werkverzeichnis. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1976, S.17.
↑Heinz Ohff: Fritz Köthe, Werkverzeichnis und Monographie. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1976, S.21.
↑Heinz Ohff: Fritz Köthe, Monographie und Werkverzeichnis. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1976, S.21.
↑Fritz Köthe gestorben. In: Der Spiegel. Der Spiegel, 24. Oktober 2005, abgerufen am 11. Januar 2021.
↑Fritz Köthe. In: Lothar Romann, Detlef Bluemler, Hans-Joachim Müller (Hrsg.): Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst. Ausgabe 35, Heft 21. Edition der Verlage Weltkunst, Berlin und Bruckmann, München, Berlin / München 1996.