Franziska Schutzbach ist die Tochter einer Theaterpädagogin und eines Lehrers; die Familie wanderte 1982 aus Deutschland in die Schweiz ein. Als Schülerin am Deutschen Gymnasium Biel organisierte Schutzbach 1996 einen großen Schulstreik, der die „ökologische Rettung der Erde“ und atomare Abrüstung zum Thema hatte.[4] Mit 22 Jahren wurde sie Mutter eines Sohnes.[5][6] 2007 kam ihr zweites Kind auf die Welt, eine Tochter.[5][6] Schutzbach äußerte gegenüber der TagesWoche, sie habe Elternschaft mit ihren Partnern aushandeln müssen und nur so „eine gleichberechtigte Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit“ erreicht.[7] 2014 zog sie mit ihrem Partner Mikael Krogerus wieder nach Biel.[8]
Ihre Schwerpunkte in Forschung, Lehre und Publikationen sind Reproduktionspolitiken und Geschlechterverhältnisse, Rechtspopulismus sowie Antifeminismus.[3] Mit Rhetorik der Rechten befasst sich ihr 2018 erschienenes Buch.[11][12] In ihrem Text Dominante Männlichkeiten und neoreaktionäre Weltanschauungen in der Pick-Up-Artist-Szene beschäftigte sich Schutzbach mit der „Radikalisierung und Politisierung der maskulistischen Szene“. Sie untersuchte besonders die Pick-Up Artists, die in den USA als eine Art Selbsthilfegruppe für verunsicherte Männer starteten, die lernen wollten, Frauen zu „erobern“, und inzwischen in weiten Teilen der Welt in Blogs und Foren, aber auch offline, aktiv sind. Laut Inga Barthels im Tagesspiegel dokumentiert Schutzbach, wie diese Gruppierung zunehmend mit rechtsnationalen Bewegungen zusammenarbeitet, und analysiert die Zusammenhänge von Anti-Gender-Diskursen, Antifeminismus und Rechtspopulismus, die sich in der gesamten westlichen Welt beobachten ließen.[13]
Ein Beitrag in ihrem privaten Blog vom Mai 2016 hatte im November 2017 eine polemische Berichterstattung der Weltwoche und Basler Zeitung über Schutzbach zu Folge. Schutzbach hatte behauptet, es würde nicht funktionieren, rechtsnationale Kräfte in Europa, namentlich der Schweizerischen Volkspartei (SVP), „auf formal-demokratischem Weg zurückzudrängen“. Es brauche daher zivilen und „parlamentarische[n] Ungehorsam“. Beispielsweise schlug sie vor, andere Abgeordnete sollten Nationalratssitzungen verlassen, „in der ein extremer Rechter den Mund aufmacht“, und „Taxiunternehmen und Fluggesellschaften sollten keine Rechtsnationalen mehr transportieren“.[18][19]
In Die Erschöpfung der Frauen analysiert sie 2021 ein gesellschaftliches System, das an einem überholten Frauenbild festhalte und damit das Wohl aller aufs Spiel setze. Sie zeigt in dem Buch zudem emanzipatorische Praxen und Ideen auf.[20] Das Sachbuch war zeitweise auf Platz 4 der wöchentlichen Bestsellerliste des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbands.[21]
Veröffentlichungen (Auswahl)
Bevölkerung, Krise, Nation. In: Karin Hostettler, Sophie Vögele (Hrsg.): Diesseits der imperialen Geschlechterordnung. (Post-)koloniale Reflexionen über den Westen. Transcript Verlag, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2343-7. S. 77–106.
Vom Antifeminismus zum ‹Antigenderismus› – Eine zeitdiagnostische Betrachtung am Beispiel Schweiz. Gemeinsam mit Andrea Maihofer, in: Hark, Sabine; Paula Villa (Hrsg.) (2015): (Anti-)Genderismus: Sexualität und Geschlecht als Schauplätze aktueller politischer Auseinandersetzungen. Transcript, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8376-3144-9.
Dominante Männlichkeit und neoreaktionäre Weltanschauungen in der Pick-Up-Artist-Szene. In: Feministische Studien 2018, S. 305–321.
Rhetorik der Rechten: Rechtspopulistische Diskursstrategien im Überblick. Xanthippe, Zürich/München 2018, ISBN 978-3-905795-60-8.
I will be different every time: Schwarze Frauen in Biel. Gemeinsam mit Fork Burke, Myriam Diarra, verlag die brotsuppe, Biel 2020, ISBN 978-3-03867-025-4.
Die Erschöpfung der Frauen. Wider die weibliche Verfügbarkeit. Droemer HC, München 2021, ISBN 978-3-426-27858-1.
Rhetorische Strategien. Wie rechtes Denken in der Mitte der Gesellschaft anschlussfähig gemacht wird. In: Virchow, F., Hoffstadt, A., Heß, C., Häusler, A. (eds) Handbuch Rechtsextremismus. Springer VS, Wiesbaden. doi:10.1007/978-3-658-38373-2_40-1.
Revolution der Verbundenheit. Wie weibliche Solidarität die Gesellschaft verändert. Droemer HC, München 2024, ISBN 978-3-426-27904-5.