Franz Justus Rarkowski wuchs im Ermland, dem katholischen Teil Ostpreußens auf. Er trat den Maristenpatres bei und studierte Theologie in Innsbruck, in Belgien und in der Schweiz. Er empfing am 9. Januar 1898 in Brixen die Priesterweihe. Es ist unklar, wann er die Maristen offiziell verließ, aber einige Jahre später war er faktisch Priester des Bistums Ermland in Ostpreußen.
Am 13. Juni 1936 wurde Rarkowski zum Apostolischen Protonotar ernannt. Am 11. August 1936 wurde er von Papst Pius XI. mit der kommissarischen Leitung des katholischen Feldbischofsamtes der Wehrmacht betraut. Gemäß Art. 27 des Reichskonkordates (1933) war das Amt eines Armeebischofs vorgesehen.
Feldbischof Rarkowski wurde wegen seiner „geistigen Mittelmäßigkeit“ und wegen Befürchtung seiner Indiskretion gegenüber der NS-Partei zur Fuldaer Bischofskonferenz nie eingeladen. Zu plakativ deckten sich auch seine Hirtenworte passagenweise mit Parteiparolen und NS-Floskeln.[1]
In seinem Heimatgruß vom 1. September 1939 schrieb er:
„Kameraden! In ernster Stunde, da unser deutsches Volk die Feuerprobe der Bewährung zu bestehen hat und zum Kampfe um seine natürlichen und gottgewollten Lebensrechte angetreten ist, wende ich mich als Katholischer Feldbischof der Wehrmacht an euch Soldaten, die ihr in diesem Kampf in der vordersten Front steht und die große und ehrenvolle Aufgabe habt, die Sicherheit und das Leben der deutschen Nation mit dem Schwerte zu schützen und zu verteidigen. Euer Einsatz ist von einem heiligen Ernst, von einer großen Bestimmung und Verpflichtung getragen. Jeder von euch weiß, worum es in diesen Sturmestagen unseres Volkes geht, und jeder sieht bei diesem Einsatz vor sich das leuchtende Vorbild eines wahrhaften Kämpfers, unseres Führers und Obersten Befehlshabers, des ersten und tapfersten Soldaten des Großdeutschen Reiches, der sich nunmehr bei euch an der Kampffront befindet. ...“.[2]
Er schrieb vom „bolschewistischen Untermenschentum“ und wünschte in einem Hirtenbrief den verwundeten Soldaten, dass „jeder von Euch recht bald genese und sich auf dem Platz, den er einnimmt, weiterhin im Dienste des Führers, Volk und Vaterland bewähre. Dazu verhelfe Euch der allmächtige Gott […]“.
Von 1940 an war die Gesundheit Franz Justus Rarkowskis so schwach, dass er sein Amt nur noch mit geringer Kraft ausüben konnte. Im Frühjahr 1944 verließ er Berlin für eine gesundheitliche Behandlung in Bayern. Erst am 1. Februar 1945 wurde er pensioniert.
In seiner Zeit in der Wehrmacht wurde Rarkowski von kirchlicher Seite als schwach und oberflächlich angesehen und auch innerhalb des Bischofskollegiums isoliert. Dabei spielte auch seine mangelnde Distanz zum nationalsozialistischen Regime und die Art, wie er sich in seinen Hirtenbriefen ausdrückte, eine Rolle.
In 2020 benannte die Deutsche Bischofskonferenz Rarkowski in ihrer Denkschrift Deutsche Bischöfe im Weltkrieg vom 29. April 2020 ausdrücklich als Beispiel für „schuldhaftes Versagen“: „Eine besonders problematische und negative Rolle spielte Feldbischof Franz Justus Rarkowski. Nicht der Bischofskonferenz zugehörig und ein deutsch-nationaler Außenseiter in der Kirche, suchte er die religiösen und spirituellen Kräfte der Soldaten ganz im Sinne der Wehrmachtsführung zu mobilisieren.“[3]
Schriften
Die Kämpfe einer preußischen Infanterie-Division zur Befreiung von Siebenbürgen, Berlin 1917.
Katholisches Militär-Gebet- und Gesangbuch, Berlin 1937.
Katholisches Feldgesangbuch, Berlin 1939.
Kriegsworte von Feldbischof Franziskus Justus Rarkowski. Edition der Hirtenschreiben und anderer Schriften 1917 - 1944. Hrsg. von P. Bürger. Norderstedt 2021. ISBN 978-3-7543-2454-7 (Paperback), ISBN 978-3-7543-2143-0 (fester Einband)
Literatur
Walter Adolph: Die katholische Kirche im Deutschland Adolf Hitlers. Morus-Verlag, Berlin 1974.
Hans Apold: Feldbischof Franz Justus Rarkowski im Spiegel seiner Hirtenbriefe. In: Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands, Jg. 39 (1978), S. 86–128.
Hans Jürgen Brandt: Rarkowski, Franz Justus. In: Erwin Gatz (Hrsg.): Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Duncker & Humblot, Berlin 1983, ISBN 3-428-05447-4, S. 594–595.
Hans Jürgen Brandt – Peter Häger (Hrsg.): Biographisches Lexikon der Katholischen Militärseelsorge Deutschlands 1848–1945. Bonifatius, Paderborn 2002, 637–640.
Thomas Breuer, Hans Prolingheuer: Dem Führer gehorsam: Christen an die Front. Die Verstrickung der beiden Kirchen in den NS-Staat und den Zweiten Weltkrieg. Studie und Dokumentation. Oberursel 2005.
Georg Denzler: Widerstand oder Anpassung. Katholische Kirche und Drittes Reich. Piper, München 1984, S. 88–89.
Gerhard Fittkau: Noch einmal: Feldbischof Franz Justus Rarkowski. In: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, 2. Februar 1969, Nr. 5, S. 12–13.
Kath. Militärbischofsamt (Hrsg.) Mensch, was wollt ihr denen sagen? Katholische Feldseelsorger im Zweiten Weltkrieg. Pattloch, Augsburg 1991, ISBN 3-629-00660-4.
Heinrich Missalla: Für Volk und Vaterland. Die kirchliche Kriegshilfe im Zweiten Weltkrieg. Athenäum-Verlag, Königstein im Taunus 1978.
Heinrich Missalla: Wie der Krieg zur Schule Gottes wurde. Hitlers Feldbischof Rarkowski. Eine notwendige Erinnerung. Oberursel 1997.
Paul Roth: Irrtum und Widerstand. In: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, 15. Dezember 1968, Nr. 50, S. 10.
Monica Sinderhauf: Katholische Wehrmachtseelsorge im Krieg. Quellen und Forschungen zu Franz Justus Rarkowski und Georg Werthmann. In: Karl-Joseph Hummel, Christoph Kösters (Hrsg.): Kirchen im Krieg. Europa 1939–1945. Schöningh, Paderborn 2007, ISBN 978-3-506-75688-6, S. 265–292.
Werner Thimm: Franz Justus Rarkowski (1873–1950). Feldbischof der Wehrmacht. Bericht über eine Kontroverse in der Beurteilung seiner Persönlichkeit. In: Ermlandbriefe. Unsere ermländische Heimat. Mitteilungsblatt des Historischen Vereins für Ermland Jg. 15 (1969), IX-XI.
Gordon Zahn: Die deutschen Katholiken und Hitlers Kriege. Graz-Köln 1965.