Franz Ehrenreich von Trauttmannsdorff entstammte der niederösterreichischen Adelsfamilie von Trauttmannsdorff und war der Sohn des Grafen Adam Maximilian von Trauttmannsdorff (* 15. März 1621 in Totzenbach am Haspelwald; † 11. Juli 1670 in Wien) und dessen zweiter Ehefrau Gräfin Regina Katharina (1626–1701),[1] eine Tochter des Grafen David André von Windisch-Graetz (1596–1636). Sein Vater war in erster Ehe mit Engelburgis (* 4. August 1622; † 2. Januar 1648),[2] Tochter von Simon Hager von Allentsteig, verheiratet gewesen.
Hektor Siegfried von Trauttmannsdorff (* 25. Januar 1658 in Totzenbach am Haspelwald; † 1687).
Er war seit 1688[3] mit seiner Cousine Maximiliane Christine († 1730), eine Tochter von Georg Sigismund von Trauttmansdorff-Weinsberg (1638–1702), verheiratet. Gemeinsam hatten sie zwei Töchter und einen Sohn; von diesen sind namentlich bekannt:
Max Joseph Ehrenreich von Trauttmannsdorff († 1760), mit seinem Tod erlosch die Johann Hartmannsche Linie, die nur vier Generationen dauerte.
Maria Cajetana von Trauttmansdorff (* 21. Mai 1697; † 6. Oktober 1764), verheiratet mit Rudolf III. von Wurmbrand-Stuppach (1682–1731).
Sein Stiefsohn aus der ersten Ehe seiner Ehefrau mit Johann Georg von Herberstein (1660–1686) war:
Johann Maximilian von Herberstein (* 15. Februar 1687; † März 1716), verheiratet mit Maria Josepha (1689–1767), eine Tochter von Gundakar Thomas von Starhemberg (1663–1745).
Werdegang
Franz Ehrenreich von Trauttmannsdorff wurde als Rat der innerösterreichischenHofkammer in den Staatsdienst aufgenommen, wurde Kämmerer sowie Geheimer Rat bei der innerösterreichischen Regierung sowie ab 1700 deren Vize-Kammerpräsident und war zuletzt als Botschafter mit besonderen Vollmachten des Wiener Hofs bei der Tagsatzungakkreditiert und residierte in Baden.
In den Jahren von 1701 bis 1705 unterhielt er auch eine intensive Korrespondenz zum Zürcher Arzt Johann Jakob Scheuchzer, auf dessen Anraten er eine Gesteinssammlung anlegte; dieser widmete ihm 1702 auch die Schrift Specimen lithografiae helveticae; in diesem Werk setzte der Arzt sich mit Fossilien auseinander, und die Schrift kann als Ausgangspunkt für seine später formulierte Sintfluttheorie angesehen werden. Nachdem die Beziehung zu Johann Jakob Scheuchzer abkühlte, fand Franz Ehrenreich von Trauttmannsdorff mit Karl Nicolaus Lange einen weiteren Schweizer Arzt und Naturforscher, den er fördern konnte; so bedankte sich dieser in seiner Schrift Historia Lapidum figuratorum Helvetiae im Vorwort bei Franz Ehrenreich von Trauttmannsdorff als grossen Patron der Künste und höchster Freund der lithologischen Studien. Während seines Aufenthaltes in Baden tauschte Franz Ehrenreich von Trauttmannsdorff sich auch mit dem Abgesandten des Heiligen Stuhls, Domenico Silvio Passionei, über Kartografie aus.[4]
Im Spanischen Erbfolgekrieg von 1701 bis 1714 bemühte er sich um die schweizerische Neutralität, hatte hierbei jedoch weniger Erfolg als sein französischer Gegenspieler Roger Brulart de Puysieux (1640–1719), dem es immer wieder gelang, Schweizer Söldnertruppen für KönigLudwig XIV. zu verschaffen.[5] 1702 konnte Franz Ehrenreich von Trauttmannsdorff das Regiment Erlach vertraglich verpflichten, für Österreich zu kämpfen.
Sein Misserfolg brachte ihn um die erhoffte Ehre, am Badener Friedenskongress 1714 als Bevollmächtigter Karls VI. teilzunehmen, und er wurde 1715 nach Wien zurückberufen, unter anderem, weil die Tagsatzung zukünftig in Frauenfeld[6] tagte, aber auch, weil er in seinen an die Schweizer gerichteten Schreiben deren vorhandene nationale Ressentiments und Ängste schürte.
Trauttmannsdorff zählte zum Kreis inniger Verehrer des HeiligenJohannes Nepomuk, der in Böhmen, jedoch nicht in der Schweiz verehrt wurde. Er betätigte sich tatkräftig an der Ausbreitung des Nepomuk-Kults im Schweizerischen und Schwäbischen und es gehen vier von ihm gestiftete Nepomuk-Statuen in diesem Raum auf seine Stiftungen zurück, unter anderem eine vor der Kirche Sankt Stephan in Konstanz, eine weitere in Villingen und allen voran die zweitälteste Nepomukstatue der Schweiz, aufgestellt an der Holzbrücke über der Limmat in Baden aus dem Jahr 1707, die vom Trauttmannsdorffschen Wappen und einer üppigen Widmungstafel geziert wird.
Die Bibliothek von Franz Ehrenreich von Trauttmannsdorff umfasste bei seinem Tod über 8.000 Druckwerke, über 500 Handschriften und Hunderte Landkarten und war damit eine der umfangreichsten Bibliotheken in der Habsburgermonarchie des 17. und 18. Jahrhunderts.[7]
Werner Stangl: Von Graz in alle Welt verstreut – Die Bibliothek des Grafen Franz Ehrenreich von Trauttmannsdorff. Ein verlorenes steirisches Kulturgut. Historisches Jahrbuch der Stadt Graz, Nr. 42. 2012. S. 265–294.
↑Guido Braun: Diplomatische Wissenskulturen der Frühen Neuzeit: Erfahrungsräume und Orte der Wissensproduktion. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2018, ISBN 978-3-11-059853-7 (google.de [abgerufen am 16. Oktober 2020]).
↑Martin Ott: Salzhandel in der Mitte Europas: Raumorganisation und wirtschaftliche Außenbeziehungen zwischen Bayern, Schwaben und der Schweiz, 1750-1815. C.H. Beck Verlag / Kommission für bayerische Landesgeschichte (KBL), 2013, ISBN 978-3-406-10780-1 (google.de [abgerufen am 16. Oktober 2020]).
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