Franz Clouth wurde als Sohn des Buchdruckereibesitzers Wilhelm Clouth (1807–1871) und seiner Frau Anna Maria Katharina, geb. Ritter, geboren. Er absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und verbrachte Lehrjahre in Großbritannien und Belgien. Zunächst war er in der Kölner Sternengasse als Vertreter für Gummiwaren tätig. Sein Firmenzeichen entsprach der Hausmarke des dortigen Gebäudes, einem Stern mit fünf Zacken.
Ab dem Jahre 1868 produzierte er in einem eigenen Betrieb, den Clouth Gummiwerken AG, in Köln-Nippes Gummiwaren. Dort verarbeitete er als einer der ersten Fabrikanten den Rohstoff Guttapercha. Bis 1879 wohnte Franz Clouth in der Sternengasse 3, von wo aus er täglich zu Pferde nach Nippes ritt. Erst 1879 wohnte er in Nippes, zunächst in der Florastraße (späteres Standesamt), um 1883 in eine Villa direkt neben dem Werk an der Niehler Straße einzuziehen. Er heiratete Josefine Baum (1847–1920), aus der Ehe ging Tochter Rose Clouth (* 1876) hervor.
Der Betrieb kooperierte mit dem Kabelhersteller Felten & Guilleaume, so dass Clouth an der Gründung mehrerer Unternehmen zur Herstellung von Seekabeln beteiligt war. Auch lieferte das Unternehmen im Jahre 1899 den Bespannungsstoff für das Luftschiff LZ 1 des Ferdinand Graf von Zeppelin. Der luftfahrtbegeisterte Firmeninhaber Clouth ließ in einer eigens errichteten Ballonhalle Freiballons bauen, um 1909 schließlich ein eigenes Luftschiff zu konstruieren.[3] Das Unternehmen firmierte ab 1901 als Rheinische Gummiwarenfabrik Franz Clouth.
In seiner werksnahen Villa verstarb er unerwartet am 7. September 1910 und wurde auf dem Melaten-Friedhof(Millionenallee) begraben.[4] Die Grabanlage der Familie Clouth wurde 1904 von Rudolf Bosselt gestaltet.[5] Seine Frau Josefine Clouth übernahm noch in seinem Todesjahr 1910 die Leitung des Unternehmens. An den Unternehmer erinnert heute die nach ihm 1915 benannte Franz-Clouth-Straße in Köln-Nippes. An seine Frau Josephine Clouth erinnert heute ebenfalls eine Straße in Köln-Nippes auf dem ehemaligen Firmengelände. Die Firma Clouth Gummiwerke wurde im Januar 1997 mit ihrer MuttergesellschaftContinental AG verlustbedingt verschmolzen, wodurch die weltweit bekannte Firma endete.
Namensherkunft
Auch wenn der Name Clouth französisch oder hugenottisch anmutet, so stammt er, wie die Familie aus dem Westerwald. Johannes Clouth, ein Vorfahr von Franz Clouth war bereits im Jahr 1670 in Köln ansässig.[6] Am Niederrhein bezeichnet das Wort „Clouth“ oder „Clut“ so viel wie Kugel[7], was sich bis heute im Wort „Klütten“ als Bezeichnung für Braunkohlebriketts erhalten hat.
Literatur
Manfred Backhausen: Die Franz Clouth Rheinische Gummiwarenfabrik A.G. und die Land- und Seekabelwerke A.G. In: Pulheimer Beiträge zur Geschichte, 27 (2003), S. 142–170
Wolfgang Beier: Made in Kölle – Clouth und die Luftschifffahrt. Kölsche Luftfahrt- und Industriegeschichte der Rheinischen Gummiwarenfabrik Franz Clouth; Köln, 2009
Franz Clouth: Gummi, Guttapercha und Balata: ihr Ursprung und Vorkommen, ihre Gewinnung, Verarbeitung und Verwertung; Leipzig, 1899
Franz Clouth Rheinische Gummiwarenfabrik (Hrsg.): Festschrift zum 75-jährigen Bestehen der Firma Franz Clouth Rheinische Gummiwarenfabrik AG Köln-Nippes: 1862–1937; Köln, 1937
Franz Clouth Rheinische Gummiwarenfabrik (Hrsg.): 90 Jahre Franz Clouth Rheinische Gummiwarenfabrik Aktiengesellschaft Köln-Nippes: 1862–1952; Köln, 1952
Franz Clouth Rheinische Gummiwarenfabrik (Hrsg.): 100 Jahre "Wagnis Arbeit Erfolg" 1862–1962; Köln 1962
Horst A. Wessel: Franz Clouth (1838 bis 1910). In: Kölner Unternehmer im 19. und 20. Jahrhundert. (Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsbiographien, Band 13.) Aschendorff, Münster 1986, S. 113–130.
Fritz Zilcken: Franz Clouth, Rheinische Gummiwaarenfabrik m.b.H., Cöln-Nippes. Denkschrift zum 50-jährigen Bestehen der Firma. 1862–1912; Köln, 1912
Einzelnachweise
↑ abUlrich S. Soénius, Jürgen Wilhelm (Hrsg.): Kölner Personenlexikon. Greven Verlag, Köln 2008, ISBN 978-3-7743-0400-0.
↑Nach anderer Quelle 18. Februar 1910, z. B. in Franz Irsfeld (Hrsg.): Nippes gestern und heute, Buchladen Neußer Straße, Köln, 1. Auflage 1983; Seite 167
↑Franz Irsfeld (Hrsg.): Nippes gestern und heute, Buchladen Neußer Straße, Köln, 1. Auflage 1983; Seite 166–167
↑Josef Abt/Johann Ralf Beines/Celia Körber-Leupold: Melaten – Kölner Gräber und Geschichte. Greven, Köln 1997, ISBN 3-7743-0305-3, S. 169
↑Günter Leitner: Friedhöfe in Köln - Mitten im Leben. 1. Auflage. Jürgen Fritsch Verlag, Neumarkt 2003, ISBN 3-936333-01-7, S.84.