Das Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP, häufig Research Institute of Molecular Pathology) ist eine biomedizinische Forschungseinrichtung, die anwendungsoffene Grundlagenforschung im Bereich der molekularen Lebenswissenschaften betreibt.[1]
Das IMP ist Teil des Vienna Biocenters (VBC) in Wien, Österreich. Das Institut beschäftigt etwa 270 Personen aus 40 Ländern, von denen etwa 230 Wissenschaftler sind. Die Arbeitssprache am IMP ist Englisch. Das IMP wurde 1985 gegründet[2] und wird von dem Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim und durch Projektmittel unterschiedlicher Fördergeber finanziert.[3]
Wissenschaftler des IMP veröffentlichen jährlich etwa 60 bis 90 Publikationen in internationalen Fachmedien[4]. 93 Patente wurden seit 1985 eingereicht und IMP-Wissenschaftler erhielten 27 ERC Grants[5]. Fünf IMP Wissenschaftler wurden mit Wittgenstein-Preisen ausgezeichnet[6]. Acht von 15 Gruppenleiterinnen und Gruppenleitern sind gewählte Mitglieder der European Molecular Biology Organization (EMBO).[7]
Das Kernbudget für den laufenden Betrieb des IMP wird von Boehringer Ingelheim zur Verfügung gestellt. Wesentliche weitere Mittel erschließen sich aus Projektförderungen, die von den Arbeitsgruppen lukriert werden. Wichtige Fördergeber sind dabei insbesondere der österreichische Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF); die österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG); der Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds (WWTF); der Europäische Forschungsrat (ERC); das Human Frontiers Science Program (HFSP); und andere nationale und internationale Fördergeber.[8]
Die Forschung am IMP widmet sich molekularen Mechanismen und Prinzipien, die komplexen biologischen Prozessen zugrunde liegen. Die folgenden Themenschwerpunkte können aus der Arbeit der IMP-Forschungsgruppen abgeleitet werden:[9]
Alexander Stark: Systembiologie regulatorischer Motive und Netzwerke – Verständnis der Genexpression von DNS-Sequenzen
Joris van der Veeken: Differenzierung und Funktion von T-Zellen
Johannes Zuber: Identifikation und Charakterisierung möglicher Tumortherapeutika mittels fortgeschrittener RNAi-Technologie
Bekannte ehemalige Mitarbeiter sind zum Beispiel Adriano Aguzzi (Postdoc 1989 bis 1992), Angelika Amon (Master-Studentin/Doktorandin, 1989 bis 1993), Adrian Bird (Senior Scientist, 1987 bis 1990), Max Birnstiel (Direktor, 1988 bis 1996), Jürgen Knoblich (Gruppenleiter 1997 bis 2004), Kim Nasmyth (Senior Scientist/Direktor, 1988 bis 2003), Giulio Superti-Furga (Doktorand, 1988 bis 1990), Elly Tanaka (Senior Scientist 2016 bis 2024), und Martin Zenke (Gruppenleiter, 1988 bis 1995).
Geschichte
Das IMP wurde 1985 als Gemeinschaftsprojekt der Unternehmen Boehringer Ingelheim und Genentech gegründet. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Max Birnstiel nahm das Institut 1988 seinen Betrieb auf.
1992 zogen fünf Institute der Fakultäten für Naturwissenschaft und Medizin der Universität Wien in ein benachbartes Gebäude, Grundlage für die heutigen Max F. Perutz Laboratories (MFPL). In Folge wurde das Areal als „Vienna Biocenter“ bezeichnet und fortlaufend entwickelt.[10]
1993 übernahm Boehringer Ingelheim alle IMP-Anteile von Genentech. 1997 übernahm Kim Nasmyth die wissenschaftliche Leitung des IMP.
Seit 2013 steht Jan-Michael Peters dem IMP als Wissenschaftlicher Direktor vor, Harald Isemann ist seit 2004 Kaufmännischer Direktor. 2016 zog das IMP in das neue von ATP architekten ingenieure (Wien) integral geplante Gebäude[11], das am 1. März 2017 offiziell eröffnet wurde.[12]
Einrichtungen
Das Vienna BioCenter PhD Program ist ein internationales Doktorandenprogramm, das gemeinsam von den vier Forschungsinstituten des Vienna Biocenters (IMP, IMBA, GMI und MFPL) getragen wird. Die Aufnahme in das Programm erfolgt durch einen umfassenden Selektionsprozess zweimal jährlich (April und November). Die Teilnahme am VBC PhD Programme ist eine Voraussetzung dafür, als Doktorand am IMP zu arbeiten.[13]
Das IMP betreibt eine Reihe von kostenintensiven Servicestellen in Kooperation mit IMBA und GMI. Diese stehen den Wissenschaftlern aller Institute als interner Service zur Verfügung und umfassen unter anderen Bioinformatik, Biooptik (Mikroskopie), Vergleichende Medizin, Massenspektroskopie und Proteinchemie, sowie die Max-Perutz-Bibliothek.[14]
Neben den institutseigenen Servicestellen können Forscher des IMP auch die Einrichtungen der Vienna Biocenter Core Facilities nutzen. Diese umfassen neben wissenschaftlichen Servicestellen wie Mikroskopie, Bioinformatik, Elektronenmikroskopie, Histopathologie, Metabolomik, Sequenzierung, Pflanzenkultur, präklinischer Bildgebung, Proteintechnologien und dem Vienna Drosophila Ressource Center auch einen Kindergarten.[15]